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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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war jedes Mal sauer. Es ist, als wären wir eine Person, sagte sie immer, als glaubte er, wir hätten nicht jede eine verdient.« Ich zog die Knie an die Brust und legte den Kopf darauf. »Mir hat es gefallen, dass wir unseren Geburtstag teilten. Ich mochte es, wenn Kinder auf unserer Party sangen; die eine Hälfte sang immer ›Happy
Birthday, Eve und Kerry‹ und die andere ›Happy Birthday, Kerry und Eve‹, sodass alles in einen Namen verschwamm.« Ich sah aus dem Fenster auf die kahlen Äste. »Wie kommt es, dass ich immer diejenige bin, die an ihr zerrt?«
    »Du brauchst gar nicht so stark zu zerren. Ganz im Gegenteil: Wenn du damit aufhörst, wird ihr das plötzlich fehlen, und du wirst sehen, dass sie sich mehr um dich bemüht.«
    »Manchmal denke ich, sie wünscht sich, ich wäre hässlich.«
    LoraLee lächelte. »Wenn du hässlich wärst, wäre sie das auch. Ihr seid Zwillinge.«
    »So meine ich das nicht. Sie will nicht wirklich, dass ich hässlich bin, aber sie möchte, dass ich irgendwie weniger bin als sie. Weil mir in letzter Zeit etwas passiert ist, etwas wirklich Tolles, und ich glaube, sie wünscht sich vielleicht, es wäre ihr passiert. Und dann gestern, gestern hat sie sich das Haar kurz schneiden lassen.« Ich schluckte schwer. »Je älter wir werden, desto weniger mag sie mich.«
    LoraLee zog die Augenbrauen hoch. »Hab ich dir je die Geschichte von den Kindern meines Opas erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf, und sie lächelte. »Mein Opa, sein Name war Mr. Mason Mays, hatte vier Mädchen, die er nach den Jahreszeiten benannt hat, die erste Summer, dann Autumn - das war meine Momma -, dann Winter und Spring. Und dann bekam er noch ein Mädchen und wusste nicht, welchen Namen er ihr geben sollte, also fing er wieder mit Summer an. Summer Nummer eins war ein sehr schönes Kind, mit einer Haut wie Kakao und einer stolzen Nase. Aber Summer Nummer zwei war nicht schön anzuschauen, sie war farblos und dick mit einer Hasenscharte, die nicht richtig zusammengenäht war. Eines Tages hat mein Opa mit ihnen beim Abendessen gesessen und hat
gesagt: ›Seht ihr jetzt, was passiert, wenn man in einem Haus zwei Kindern denselben Namen gibt? Summer eins hat alle Schönheit für sich genommen, sodass nichts mehr für Summer zwei übrig geblieben ist, außer den Teilen, die niemand will, und die passen nicht mal richtig zusammen.‹«
    LoraLee blickte von ihrer Schnitzarbeit auf, und in ihren dunklen Augen blitzte der Schalk. »Und in dieser Nacht, als Summer eins schlief, schlich sich Summer zwei zu ihr, packte ein paar ihrer Zöpfe und schnitt sie mit einer Baumschere ab. Am nächsten Morgen sah Summer eins das Loch in ihrem Haar und die Zöpfe, die unter dem Kissen von Summer zwei hervorspitzten. Als in dieser Nacht Summer zwei schlief, schlich sich Summer eins zu ihr und schnitt ihr alle Haare vom Kopf. Jetzt war sie nicht nur hässlich, sondern auch noch kahl. Sie hat ausgesehen, als hätte sie einen Finger in eine Steckdose gesteckt.«
    Ich wartete, dass sie weitererzählte, aber LoraLee zog nur die Augenbrauen hoch und lächelte.
    »Und was soll das heißen?«, fragte ich.
    Sie zuckte die Achseln. »Eigentlich gar nichts. Bloß eine lustige Geschichte, die mir zu deinen Worten eingefallen ist.«
    Ich runzelte die Stirn und stellte mir die arme Summer zwei vor, mit dickem Gesicht und falsch zusammengenähter Lippe. Ich steckte die Fäuste unter die Arme und sah in den Garten hinaus, der jetzt vertrocknet und mit grauem Schneematsch bedeckt war. »LoraLee«, sagte ich, »woher weiß man, ob etwas von Dauer ist?«
    Sie nickte. »Die Geschichte beinhaltet vielleicht doch eine Lehre. Meine beiden Tanten Summer liegen nebeneinander begraben.«
    »Was?«

    »Schwierigkeiten halten nur so lange an, wie man es zulässt.«
    »Das meine ich nicht.« Ich nahm die Figur, die sie geschnitzt hatte, einen Männerkopf, der wie ein grotesker Auswuchs aus der Spitze des Stocks herauskam. »Was ist, wenn du diese Sache schließlich gekriegt hast, die du dein ganzes Leben lang haben wolltest, von der du gewusst hast, dass sie für dich bestimmt war? Aber du hast auch gewusst, dass es jemand anderen gab, der dachte, sie sei für ihn bestimmt. Es können doch nicht beide recht haben.«
    »Doch, Kind, das kann sein. Vielleicht ist diese Sache für euch beide bestimmt, oder jetzt für dich und später für Eve, wenn ihre Zeit gekommen ist.«
    »Das ist sie nicht! Diese Sache ist nichts, was man teilen kann.«
    »Aber auch

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