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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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lassen.«
    »Ich will sehen, was ich machen kann.«
    »Das ist alles, was ich will. Aber wenn du nicht machst, was ich will, dann sterben die Frauen. Und noch was. Ich will, dass der Staat New York alle Schadensersatzforderungen bezahlt, wenn mich die Ehemänner der Überlebenden oder Patricia Cross' Ehemann verklagen. Ich bin nicht bereit, bei der Sache Geld zu verlieren. Anwaltskosten eingeschlossen.«
    Diese letzte Bemerkung machte dem Gouverneur klar, was für ein Mensch Lake wirklich war. Der hübsche junge Mann, mit dem er so oft essen gegangen war und Golf gespielt hatte, das war nur eine Maske gewesen, unter der sich ein wahres Monster verbarg. Colby spürte, wie Wut die Betäubung verdrängte, die sich eingestellt hatte, als ihm Lakes wahre Natur aufging.
    Er stand auf. »Ich muss wissen, wie viel Zeit den Frauen noch bleibt, damit ich dem Bundesanwalt sagen kann, wie schnell er handeln muss.«
    »Das werde ich dir nicht sagen, Ray. Du bekommst von mir keine Information, bevor ich nicht habe, was ich will. Aber«, meinte Lake mit einem Lächeln, »ich sage dir, beeil dich!«
3
    Polizeifahrzeuge und Krankenwagen holperten über die nicht asphaltierte Seitenstraße, die Sirenen heulten in der Hoffnung, dass die gefangenen Frauen sie hören würden. Insgesamt drei Krankenwagen waren es, in jedem ein Team von Ärzten und Krankenschwestern. Gouverneur Colby und Merrill saßen im Wagen von O'Malley und Wayne Turner. Frank Grimsbo lenkte einen anderen Polizeiwagen, bei ihm war Nancy Gordon. Auf dem Rücksitz des Wagens saß Herb Carstairs, Lakes Anwalt. Das Videoband von Gouverneur Colby, wie er das Abkommen unterzeichnet hatte, und eine Kopie des Abkommens mit der zusätzlichen Unterschrift des Bundesanwalts befand sich in Carstairs' Safe. Neben Carstairs, in Fußfesseln und Handschellen, saß Peter Lake, den die schnelle Fahrt unbeeindruckt ließ.
    Die Kolonne kam um eine Kurve, und Nancy sah den Bauernhof. Er wirkte verlassen. Der Vorgarten war verwildert, und die Farbe blätterte von den Mauern. Rechts neben dem Haus, auf der anderen Seite eines staubigen Hofs, befand sich eine verfallene Scheune.
    Sobald der Wagen zum Stehen gekommen war, sprang Nancy heraus und rannte los. Sie lief die Stufen zur Veranda hinauf und trat die Eingangstür ein. Das Krankenwagenpersonal hetzte hinter ihr her. Lake hatte gesagt, dass die Frauen sich im Keller befänden. Nancy fand die Tür zum Keller und riss sie auf. Der Geruch von Urin, Fäkalien und ungewaschenen Körpern brach über sie herein und nahm ihr den Atem. Dann holte sie tief Luft und schrie: »Polizei, Sie sind in Sicherheit!« Zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte sie die Treppe hinunter, blieb aber sofort stehen, als sie sah, was dort war.
    Nancy hatte das Gefühl, ihr würde jemand das Herz aus dem Leib reißen. Später überlegte sie sich, dass sie wahrscheinlich genauso reagiert hatte wie die Soldaten, die die Konzentrationslager der Nazis befreit hatten. Die Scheiben der Kellerfenster waren schwarz gestrichen, das einzige Licht kam von ein paar blanken Glühlampen an der Decke. Ein Bereich des Kellers war durch Bohlen in sechs kleine Verschlage unterteilt. Drei davon waren leer. In den anderen lagen Stroh und dreckige Matratzen. Vor jedem der bewohnten Verschlage stand auf einem Stativ eine Videokamera. Neben der Matratze befand sich in jedem Verschlag noch eine billige Uhr, eine Plastikwasserflasche mit einem Strohhalm und ein Hundenapf. Die Wasserflaschen sahen leer aus, in den Hundenäpfen erkannte Nancy Reste von Haferschleim.
    Am anderen Ende des Kellers befand sich ein freier Raum. Dort lag eine mit Laken bezogene Matratze und stand ein großer Tisch. Nancy konnte nicht alle Geräte auf dem Tisch erkennen, aber eins davon war eindeutig ein Ochsenziemer.
    Nancy trat zur Seite, damit die Ärzte an ihr vorbei konnten. Sie starrte auf die drei überlebenden Frauen. Sie waren nackt, die Füße an die Wand gekettet. Die Kette war gerade lang genug, dass sie die Wasserflasche und den Napf erreichen konnten. Die Frauen in den ersten beiden Verschlagen lagen auf der Seite auf ihren Matratzen. Ihre Augen schienen in den Höhlen zu verschwinden. Nancy konnte ihre Rippen erkennen; der ganze Körper war mit Brandmalen und Blutergüssen übersät. Die Frau im dritten Verschlag war Samantha Reardon. Sie hatte sich an die Wand gedrängt und starrte ihre Retter mit ausdrucksloser Miene an.
    Langsam bewegte sich Nancy zum Fuß der Treppe. Anne Hazelton erkannte sie nur

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