Auf ewig unvergessen
Lakes Wohnzimmer brannte Licht. Nancy blickte auf ihre Digitaluhr. Es war 3:30 Uhr morgens. Lake sollte eigentlich schlafen. Nancy wusste, dass das Sicherheitssystem im Haus mit einer automatischen Zeitschaltuhr für die Beleuchtung ausgestattet war, und setzte darauf, dass dies der Grund für das Licht im Wohnzimmer sei.
Sie rannte gebückt durch den Garten. Als sie das Haus erreicht hatte, drückte sie sich gegen die Hauswand. Sie hielt eine .38er in der Hand, die Ed vor zwei Jahren einem Drogendealer abgenommen hatte. Ed hatte das nie gemeldet, und so konnte sie mit der Waffe nicht in Verbindung gebracht werden.
Nancy kroch um das Haus herum zur Eingangstür. Schon früher am Abend hatte sie sich die Bilder vom Tatort noch einmal angesehen. Im Geiste bewegte sie sich schon durch Lakes Haus. Sie versuchte, sich an so viele Einzelheiten wie möglich zu erinnern. Die Alarmanlage befand sich rechts neben der Tür, sie würde sie schnell ausschalten müssen. Den Code dafür kannte sie noch von der Morduntersuchung her.
Die Straße vor Lakes Haus lag verlassen. Nancy hatte Sandra Lakes Schlüssel aus dem Schrank mit Beweisstücken auf der Polizeistation genommen. Sie drehte den Schlüssel im Schloss und knipste eine kleine Taschenlampe an. Mit ihrer freien Hand drehte sie den Türgriff, holte tief Luft und drückte die Tür auf. Der Alarm meldete sich mit einem quäkenden Laut. Sie richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Tastatur und tippte den Code ein. Das Geräusch erstarb. Nancy drehte sich um und zog die Waffe. Nichts. Sie stieß die Luft aus, schaltete die Taschenlampe aus und richtete sich auf.
Ein kurzer Gang durch das Erdgeschoß bestätigte Nancys Vermutung bezüglich des Lichtes im Wohnzimmer. Nachdem sie sicher war, dass sich niemand im Erdgeschoß befand, stieg sie die Treppe hinauf, die Waffe immer schussbereit. Im Obergeschoß war es dunkel. Der erste Raum auf der linken Seite war Lakes Schlafzimmer. Erst als sie auf gleicher Höhe mit der Tür war, bemerkte sie, dass sie geschlossen war.
Nancy näherte sich langsam. Sie bewegte sich ganz vorsichtig, obwohl der Teppich ihre Schritte dämpfte. Vor der Tür blieb sie stehen und ging die ganze Aktion noch einmal im Geiste durch. Die Tür öffnen, Licht anschalten, dann auf Lake feuern, bis das Magazin leer ist. Sie atmete schwer, als sie die Tür zentimeterweise aufschob.
Ihre Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit, und sie konnte die Umrisse des großen Bettes erkennen, das den Raum beherrschte. In diesem Moment machte Nancy ihren Kopf frei von Hass und anderen Gefühlen. Sie suchte Abstand zu dem, was sie jetzt tat. Sie brachte keinen Menschen um. Sie schoss auf eine Zielscheibe, wie beim Übungsschießen. Nancy glitt in den Raum, schlug auf den Lichtschalter und zielte.
Teil 6 Der Racheengel
Kapitel Neunzehn
»Das Bett war leer«, erzählte Wayne Turner Betsy. »Lake war weg. Er hatte sein Verschwinden seit dem Tag geplant, an dem er seine Frau und seine Tochter umgebracht hatte. Bis auf eins hat er all seine Bankkonten am Tag nach dem Mord aufgelöst und eine Reihe von Immobilien verkauft. Sein Anwalt wickelte den Verkauf seines Hauses ab. Carstairs behauptete, er wüsste nicht, wo Lake sich aufhielt. Außerdem hätte niemand ihn zwingen können, es zu sagen. Sie wissen, die anwaltliche Schweigepflicht. Wir haben angenommen, dass Carstairs den Auftrag hatte, das Geld auf Konten in der Schweiz oder auf Grand Caymans zu transferieren.«
»Polizeichef O'Malley hat mich sofort angerufen«, erzählte Senator Colby. »Ich war krank. Das Abkommen mit Lake zu unterzeichnen war das Schwerste, was ich in meinem Leben getan habe, aber ich wusste keinen anderen Ausweg. Ich konnte diese Frauen doch nicht sterben lassen. Als O'Malley mir berichtete, dass Lake geflohen war, galt mein einziger Gedanke den unschuldigen Menschen, die ihm jetzt meinetwegen zum Opfer fallen könnten.«
»Warum haben Sie sich nicht an die Öffentlichkeit gewandt?« fragte Betsy. »Sie hätten allen erzählen können, wer Lake war und was er getan hatte.«
»Nur ein paar Leute wussten, dass Lake der Rosenmörder war, und wir mussten aufgrund der Abmachung schweigen.«
»Als die Frauen befreit waren, warum haben Sie nicht gesagt, zum Teufel mit ihm, und sind nicht trotzdem an die Öffentlichkeit gegangen?«
Colby schaute ins Feuer, seine Stimme klang hohl, als er antwortete.
»Wir haben darüber gesprochen, doch wir hatten Angst. Lake hatte gesagt, wenn wir unser
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