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Auf ewig unvergessen

Auf ewig unvergessen

Titel: Auf ewig unvergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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freiwillig mit ihr gegangen und wussten gar nicht, was vorging, bis es zu spät war.“
    »Keine Frau würde einer anderen das antun, was diesen Frauen widerfahren ist.«
    »Seien Sie doch nicht so naiv. Sie ist seit Hunters Point hinter mir her. Möglicherweise hat sie einen Knacks.«
    Betsy erinnerte sich, was sie über Nancy Gordon wusste. Die Frau hatte versucht, Darius in Hunters Point zu ermorden. Sie hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, ihn zu finden. Aber ihn auf diese Art hereinzulegen? Soweit sie Nancy kannte, hätte es besser zu ihr gepasst, zu Darius zu gehen und ihn zu erschießen.
    »Das kaufe ich Ihnen nicht ab!«
    »Sie wissen, dass Vicky das Hacienda Motel um halb drei verlassen hat. Ich war bis fast fünf mit Russell Miller und einigen anderen Leuten in der Werbeagentur zusammen.«
    »Welches Alibi haben Sie für die Zeit, nachdem Sie die Agentur verlassen hatten?«
    »Unglücklicherweise gar keins.«
    »Ich werde es nicht tun. Sie repräsentieren alles das, was ich ablehne. Selbst wenn Sie die Frauen hier in Portland nicht umgebracht haben, haben Sie doch die grausamen Verbrechen in Hunters Point begangen.«
    »Und Sie sind für den Tod des nächsten Opfers in Portland verantwortlich. Denken Sie darüber nach, Mrs. Tanenbaum! Der Staatsanwalt hat nichts gegen mich in der Hand. Das heißt, noch eine Frau wird sterben müssen, damit ich verurteilt werde.«
    An diesem Abend kuschelte sich Kathy eng an Betsy, während ihre Aufmerksamkeit von einem Zeichentrickfilm in Anspruch genommen wurde. Betsy drückte ihrer Tochter einen Kuss auf den Scheitel und fragte sich, wie diese friedvolle Szene in der gleichen Welt existieren konnte, in der Frauen gefesselt in der Dunkelheit lagen und auf ihren Folterer warteten, der ihnen unerträgliche Schmerzen zufügen würde. Wie konnte sie sich in ihrem Büro mit einem Mann wie Darius zusammensetzen und dann zu Hause mit ihrer Tochter Disney-Filme ansehen, ohne verrückt zu werden? Wie konnte sich Peter Lake morgens in den Horrorgott einer verschrobenen Phantasiewelt verwandeln und abends mit seiner eigenen kleinen Tochter spielen?
    Betsy wünschte, es gäbe nur eine Welt. Die, in der Rick und sie mit Kathy in der Mitte Disney-Filme ansahen. Die Welt, die sie für die Wirklichkeit hielt, bevor Rick sie verlassen hatte und Martin Darius in ihr Leben getreten war.
    Betsy war immer in der Lage gewesen, ihre Arbeit nach Feierabend zu vergessen. Vor Darius waren ihre kriminellen Klienten immer eher pathetisch als furchterregend gewesen. Sie hatte Ladendiebe verteidigt, betrunkene Autofahrer, unbedeutende Diebe und verängstigte Jugendliche. Mit den beiden Frauen, denen sie in ihren Mordprozessen zu einem Freispruch verholfen hatte, verbanden sie immer noch freundschaftliche Kontakte. Es kam auch nur selten vor, dass sie sich Arbeit mit nach Hause nahm. Darius aber hatte sich in Betsys Seele eingeschlichen. Er hatte sie verändert. Sie fühlte sich nicht länger sicher. Und was noch schlimmer war, auch Kathy war nicht mehr sicher.

Kapitel Zweiundzwanzig
1
    St. Jude sah mehr aus wie eine Privatschule denn eine psychiatrische Klinik. Eine hohe, efeubewachsene Mauer erstreckte sich bis tief in den Wald. Das Verwaltungsgebäude, früher einmal das Heim des Millionärs Alvin Piercy, war ein roter Ziegelbau mit Fensternischen und gotischen Bögen. Piercy, ein strenger Katholik, starb 1916 als Junggeselle und vermachte sein Vermögen der Kirche. 1923 wurde das Haus zu einem Refugium für Priester, die Erholung brauchten. 1953 wurde ein kleines, modernes psychiatrisches Krankenhaus hinter dem Hauptgebäude errichtet. Vom Tor aus konnte Reggie Stewart das Verwaltungsgebäude durch die Lücken zwischen den schneebedeckten Zweigen der Bäume sehen, die auf dem Gelände verteilt standen. Im Herbst war der Rasen wahrscheinlich wie ein grüner Teppich, und die Zweige waren mit goldenen und roten Blättern bedeckt.
    Dr. Margaret Flints Büro befand sich am Ende eines langen Flurs im ersten Stock. Vom Fenster aus sah man in den Wald. Dr. Flint war eine hagere Frau mit Pferdegesicht und schulterlangen grauen Haaren.
    »Danke, dass Sie Zeit für mich haben«, begrüßte Stewart sie.
    Dr. Flint antwortete mit einem offenen Lächeln, das ihre harten Züge milderte. Sie umschloss Stewarts Hand mit einem festen Griff und führte ihn dann zu einem der beiden Lehnsessel, die an einem Kaffeetisch standen.
    »Ich habe mich oft gefragt, was wohl aus Samantha Reardon geworden ist. Sie war schon

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