Auf ewig unvergessen
quengelte herum und stocherte nur im Abendessen.«
»War sonst noch was, während ich weg war?« wollte Betsy hoffnungsvoll wissen.
»Nora Sloane war am Sonntagabend hier«, erklärte Rita, wobei sie boshaft lächelte. »Ich habe ihr alles gesagt.«
»Was wollte sie wissen?«
»Etwas über deine Kindheit, deine Fälle. Sie kam gut mit Kathy zurecht.“
»Ich halte sie für eine nette Frau und hoffe, dass ihr Artikel angenommen wird. Sie arbeitet ganz bestimmt hart daran.«
»Ach ja, bevor ich es vergesse, wenn du in die Schule gehst, dann rede mit Mrs. Kramer. Kathy hat sich mit einem anderen kleinen Mädchen geprügelt und stört in der Klasse.«
»Ich gehe gleich heute Nachmittag zu ihr«, versicherte Betsy niedergeschlagen. Normalerweise war Kathy ein Engel in der Schule. Man musste nicht Sigmund Freud sein, um zu begreifen, was da los war.
»Lass den Kopf nicht hängen!« meinte Rita. »Sie ist ein gutes Kind. Sie macht halt harte Zeiten durch. Hör zu, du hast noch eine Stunde, bevor die Schule aus ist. Iss ein Stück Kuchen! Ich mach' dir eine Tasse Kaffee, und dann kannst du mir von deiner Reise erzählen.«
Betsy schaute auf ihre Uhr und beschloss nachzugeben. Kuchen zu essen war ein guter Weg, mit Depressionen fertig zu werden.
»In Ordnung. Ich glaube, ich könnte wirklich etwas essen. Mach alles fertig, ich geh' mich umziehen.«
»Das ist vernünftig«, erklärte Rita mit einem Lächeln. »Und zu deiner Information, Kathy hat den Kampf gewonnen. Hat sie mir gesagt.“
Kapitel Einundzwanzig
Als Betsy Tanenbaum noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatte sie nie ins Bett gehen wollen, bevor ihre Mutter ihr nicht bewiesen hatte, dass sich im Wandschrank und unter ihrem Bett keine Monster befanden. Doch diese Phase ging schnell vorbei. Betsy hatte aufgehört, an Monster zu glauben. Dann hatte sie Martin Darius getroffen. Was Darius so schrecklich erscheinen ließ, war seine nicht vorhandene Ähnlichkeit mit den geifernden, reißzahnbewehrten Gestalten, die in den dunklen Ecken ihres Zimmers lauerten. Hätte man hundert verschiedenen Personen die Autopsiebilder gezeigt, nicht eine hätte geglaubt, dass dieser elegant gekleidete Herr, der in der Tür zu Betsys Büro stand, in der Lage sein konnte, einer Frau die Brustwarzen abzuschneiden oder einen Ochsenziemer zu benutzen, um sie zu quälen. Selbst mit dem, was sie wusste, musste sich Betsy dazu zwingen, diese Verbindung herzustellen. Doch Betsy wusste Bescheid, und die strahlende Wintersonne konnte nichts daran ändern, dass sie sich jetzt genauso fürchtete wie damals als kleines Mädchen vor den Monstern im Dunkeln.
»Setzen Sie sich, Mr. Darius!« begrüßte sie ihn.
»Sind wir wieder bei Mr. Darius? Dann muss es ja etwas Ernstes sein.«
Betsy lächelte nicht. Darius schaute sie fragend an, nahm aber ohne weitere Bemerkung Platz.
»Ich lege das Mandat nieder.«
»Ich dachte, das wurden Sie nur tun, wenn Sie davon überzeugt sind, dass ich Laura Farrar, Wendy Reiser und Victoria Miller umgebracht habe.«
»Ich bin hundertprozentig davon überzeugt. Ich weiß alles über Hunters Point.«
»Was heißt das, alles?«
»Ich habe das Wochenende in Washington verbracht und mit Senator Colby gesprochen.«
Darius nickte anerkennend. »Ich bin beeindruckt. Sie sind in kürzester Zeit hinter die ganze Hunters-Point-Geschichte gekommen.“
»Ich lege keinen Wert auf ihre Komplimente, Darius. Sie haben mich von Anfang an belogen. Es gibt Anwälte, denen ist es egal, wen sie vertreten, solange das Honorar stimmt. Zu dieser Kategorie gehöre ich nicht. Sagen Sie Ihrem neuen Anwalt, er soll mich anrufen, damit ich ihre Akte loswerde. Ich will hier nichts in meinem Büro haben, was mich an Sie erinnert.«
»Na, wir sind aber konsequent. Sie sind sicher, dass Sie alles wissen, nicht wahr?«
»Ich weiß genug, um nichts mehr von dem zu glauben, was Sie mir sagen.«
»Ich bin ein bisschen enttäuscht, Mrs. Tanenbaum. Sie haben sich durch dieses Puzzle gekämpft und geben ausgerechnet in dem Moment auf, wo wir bei dem Teil sind, das noch fehlt.«
»Wovon reden Sie?«
»Ich spreche vom Vertrauen in den Klienten. Ich spreche davon, nicht wegzurennen, wenn jemand verzweifelt Ihre Hilfe braucht. Ich habe Wendy Reiser, Victoria Miller und Laura Farrar nicht umgebracht. Wenn Sie nicht beweisen, dass ich unschuldig bin, dann kommt der wirkliche Mörder davon, so wie ich in Hunters Point.«
»Sie geben zu, dass Sie für die Scheußlichkeiten in Hunters
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