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Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)

Titel: Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Naumann
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Henry in ihren Armen gestorben ist, siecht sie an der Seite des ungeliebten Ehemanns dahin, was ihr eine grimmige Genugtuung bereitet. »In Momenten einsamer Traurigkeit durchfuhr sie manchmal ein Freudenstrahl – sie dachte, daß sie einer Welt zueilte, in der man weder heiratete noch verheiratet wurde.«
    Mary Wollstonecraft war entschlossen, etwas Besseres zu finden als den Tod. Aber sie wußte, wie gefährdet sie war. Zumal der wirkliche Henry höchst lebendig war und gerade dabei, zu heiraten, als sie ihn in ihrem Roman vorsichtshalber umbrachte. Auch das war ein Grund für ihre Abneigung gegen die Ehe.
    Freiheitsmütze
    Sie waren ein seltsames Paar, die hochgewachsene Frau, whose eyes were full of unsatisfied intelligence and unsatisfied, beseechingaffection [ 44 ] und der zwergenhaft kleine Maler mit dem Kopf eines Magiers.
    Füsslis Freund und Biograph John Knowles behauptet, Füssli habe Mary eigentlich gar nicht besonders gemocht. In seiner Version der Geschichte wirft sie sich, gegen Anstand und Sitte verstoßend, dem verheirateten Maler an den Hals. Dabei habe der von intellektuellen Frauen prinzipiell wenig gehalten und sich über Marys Zudringlichkeit und ihren Lebensstil mokiert. Eine philosophische Schlampe mit strähnigen Haaren habe er sie spöttisch genannt. Das klingt glaubhaft – Frisuren von bizarrer Künstlichkeit waren eine Obsession Füsslis –, zeigt aber nur, daß er – eitel wie er war – seine Gefühle für sie Dritten gegenüber verleugnete.
    Knowles räumt denn auch unwillig ein, Mary habe »einige Ansprüche an Schönheit und Anmut gehabt«. Allan Cunningham, der sie in seiner Lebensbeschreibung ebenfalls als aggressiv Werbende darstellte, gab zu, daß Füssli ihre Gefühle erwiderte und ermutigte. »Statt diese lächerlichen Avancen zurückzuweisen, wie sie es verdient hätten, sah er sich in seiner Phantasie erfüllt vom reinen Geist platonischer Liebe – nahm die schmachtende Miene eines sentimentalen Hirten an – zeigte künstliche Hingerissenheit und belebte in seiner Phantasie die Feuer seiner Jugend.« ›Dear enthusiastic creature‹, whispered Henry, ›how you steal into my soul.‹ [ 45 ]
    Wenn es schon Mary nicht gelang, sich einzureden, daß in ihrer Beziehung zu Füssli nur der »reine Geist platonischer Liebe« herrsche, so ist es äußerst unwahrscheinlich, daß Füssli daran glaubte. Er mag aus taktischen Gründen auf diese Fiktion eingegangen sein, sie aber gleichzeitig unterminiert haben. Mit der Zeit überzeugte er Mary davon, daß die Betonung körperlicherReize sich mit Intellektualität durchaus vertrug und ein gehobener Lebensstil nicht per se unmoralisch war. »Eine Änderung ihrer Umgangsformen, ihrer Kleidung, ihrer Wohnung waren die Folge; denn sie schenkte ihrer Person nun mehr als gewöhnliche Beachtung, kleidete sich modisch und führte relativ elegante Möbel in die geräumige Wohnung ein, die sie zu diesem Zweck gemietet hatte.«
    Die neue Wohnung lag ganz in der Nähe von Füsslis Studio, wo Mary nun beständig ein und aus ging: Mr. Füssli ist in seinem Atelier, Miss Wollstonecraft! Sie wurde fordernder, konnte immer weniger verstehen und ertragen, daß Füssli mit einer hübschen, aber geistig anspruchslosen Person zusammenlebte, wo sie ihm doch viel mehr zu bieten hatte. Sophia sah mit wachsender Eifersucht zu. »Eines Tages, als sie besonders aufgebracht schien, sagte ihr sarkastischer Ehemann: ›Sophia, mein Schatz, warum fluchst Du nicht? Du weißt gar nicht, wie Dich das erleichtern würde!‹« Er scheint seine Rolle als Hahn im Korb genossen und beide Frauen aneinander verraten zu haben.
    Wie hatte es überhaupt soweit kommen können?
    »Offenbar senkte sich die Freiheitsmütze sowohl auf den Kopf wie auf das Herz der Dame, die sich so aufführte, als ob die neue Ordnung der Dinge die alten moralischen Verpflichtungen gelockert hätte und als ob die Heirat eine der überholten Zeremonien war, deren man sich auf immer entledigt hatte.«
    Knowles und Cunningham waren davon überzeugt, daß es die Revolution war, die Füssli gewissermaßen zu Marys Beute werden ließ und auf ihre schiefe Bahn brachte. Das stimmt sicher nicht, wohl aber, daß sich ihre Beziehung dadurch intensivierte und veränderte.
    »Die Augen von ganz Europa waren in dieser Zeit auf die Ereignisse in Frankreich gerichtet. Der Geist der Freiheit, der den Schweizern angeboren ist, brach nun aus Füssli heraus, und wie sein Freund und Landsmann Lavater glaubte er,

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