Auf Forsters Canapé: Liebe in Zeiten der Revolution (German Edition)
war als Angehöriger einer feindlichen Nation selbstverständlich daran interessiert, nicht aufzufallen, Stone, der sich auf Grund seiner guten Beziehungen offenbar sicher fühlte, markierte den starken Mann. Der Rückweg allerdings hat ihn dann doch ziemlich mitgenommen.
»Ich brauchte eine ganze Woche um heimzukommen, was ich auf dem gleichen Wege tat, den der Feind genommen hatte, und fand das Land in einem solchen Zustand der Unbequemlichkeit, mehr schlechte Straßen und zerstörte Brücken als Verwüstung, daß wir manchmal in dreieinhalb Stunden nicht mehr als einen Posten, das sind fünf englische Meilen [ 21 ] , vorwärts kamen; aber es war unmöglich, den Weg zu verfehlen, denn selbst wenn wir blind gewesen wären, hätte uns unserer Geruchssinn geleitet, denn die Leichen von Pferden oder Menschen zeigten sich uns buchstäblich bei jedem Schritt; während einer Tagereise von nicht mehr als zwanzig bis dreißig Meilen zählten wir allein an Pferden mindestens zweitausend; und wenn immer wir uns die Mühe machten, in die Gräben zu schauen, ragten die Arme und Beine nur halb begrabener Männer hervor.«
In White's Hotel
Vorsichtshalber wechselte Stone, »eifriger Kurier zwischen zwei Hauptstädten«, nach seiner Rückkehr die Wohnung. Sein neues Logis lag ganz in der Nähe von White's Hotel , das auch als Hôtel d'Angleterre bekannt war. Seitdem sie in England immer mehr drangsaliert und verfolgt wurden, war es zum Hauptquartierangelsächsischer Republikaner geworden – Thomas Paine, Thomas Cooper, Horne Tooke, John Oswald, Thomas Christie und Joel Barlow, um nur die bekanntesten zu nennen –, die nun von hier aus versuchen wollten, die Revolution mit Hilfe der Franzosen in ihre Heimatländer zu tragen. Im November 1792 schlossen sie sich zum British Club zusammen.
Was England angeht, machten sie sich für die nähere Zukunft wenig Hoffnungen, auch wenn Stone wie der verehrte Dr. Priestley sicher war, daß »die großen Prinzipien der heiligen Freiheit« auch in England siegen würden. Mit »freudiger Begeisterung« sah er dem Augenblick entgegen, »wenn die verschiedenen Parteien der Etablierten und der Oppositionellen, der Dissenter und der Männer von der Amtskirche, der Adligen, Priester und Könige zu einem Haufen von Trümmern zusammenfallen werden, und man nichts mehr sieht oder hört als das Volk, die heilige Stimme des Volkes«.
Anders stand es mit Irland. Die United Irishmen , die für die Unabhängigkeit des Landes von den Engländern eintraten und glaubten, im Falle einer französischen Invasion auf die Unterstützung der bettelarmen irischen Landbevölkerung rechnen zu können, sahen ihre Stunde gekommen.
Lord Edward Fitzgerald zum Beispiel, in dessen Adern Rebellenblut floß. Er war der Inbegriff eines romantischen Helden, fabelhaft aussehend, ritterlich, mutig, idealistisch. Ende Oktober traf er in Paris ein und stieg in White's Hotel ab, bei seinem Freund Thomas Paine, mit dem er von morgens bis abends zusammen war: »Er hat eine Einfachheit, eine Herzensgüte und eine Seelenkraft, wie ich sie von keinem anderen Menschen kenne«. Stone mischte nicht nur bei den irischen Verschwörungsplänen eifrig mit, er bewährte sich auch als Ehestifter. Bei einem Theaterbesuch stellte er dem Lord, der sich jetzt schlicht Edward Fitzgerald nannte, die schöne Pamela vor, wahrscheinlich die »natürliche Tochter« von Madame de Genlis und dem ci-devant Herzog von Orléans. Vier Wochen später waren die beiden verheiratet.
Fitzgerald war dabei, als am 18. November in White's Hotel die neue Republik und die Siege über die Allierten gefeiert wurden. Unter dem Vorsitz von Stone, dem Präsidenten des Britischen Clubs, wurden 13 toasts ausgebracht:
»1.
Auf die französische Republik, die auf den Menschenrechten gründet!
2.
Auf die französischen Armeen und die Vernichtung von Tyrannen und Tyrannei!
3.
Auf die Nationalversammlung!
4.
Auf das bevorstehende Abkommen von England und Irland!
5.
Auf die Vereinigung von Frankreich, Großbritannien, Belgien und auf daß die benachbarten Nationen sich im gleichen Geist dazugesellen!
6.
Auf die Republik der ganzen Menschheit, begleitet von einem englischen Lied zur Melodie der Marseillaise, das eine englische Dame gedichtet hatte.
7.
Auf die Auflösung des Germanic Circle [ a ] und die Freiheit für seine Bewohner!
8.
Auf die Abschaffung adeliger Titel auf der ganzen Welt! [Diesen Toast hatten Lord Edward Fitzgerald und Sir R.
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