Auf fremdem Land - Roman
wohl dabei fühlte, zog er es vor, das Haus zu verlassen, und fuhr oft einfach mit seiner Freundin zur Universität, begann, Vorlesungen zu besuchen, und entdeckte, dass ihn die Kurse interessierten.
Am Abend und an den Wochenenden gehörte ihnen die Wohnung allein. Sie kauften ein rundes Aquarium mit zwei Fischen für ein paar Schekel in der Tierhandlung um die Ecke. Die Miete bestand darin, die Wohnung sauber zu halten und das Geschirr der Büroangestellten abzuspülen, normalerweise drei Gläser mit Resten von Nescafé oder Wasser. Er beschloss, sich für ein Studium einzuschreiben – wenn er schon die Zeit in Vorlesungen investierte, weshalb sollte er sich nicht mit einem Abschluss schmücken? Wenige Monate später jedoch wurde seine Freundin schwanger, was mit einem Abbruch, Enttäuschung und Trennung unter Tränen endete.
Die Freundin verließ die Wohnung, und ausgerechnet Roni blieb und teilte sie weiterhin mit dem Büro ihres Vaters.
Doch jetzt musste er Miete bezahlen und auch Studiengebühren an der Universität. Roni fragte sich einige Tage lang, wie ihm das gelingen sollte, bis zu dem Tag, an dem die Fische starben, an Überfütterung, wie man ihm in der Tierhandlung erklärte. Er ging in ein Pub an einer Ecke des Malkei-Israel-Platzes – das war einige Jahre, bevor es unmodern wurde, Pubs so zu nennen, und bevor der Platz in Rabin-Platz umbenannt wurde – und trank dermaßen viel, dass er am Ende des Abends nur noch mit Mühe den kleinen Aushang neben den Toiletten, »Küchenarbeiter gesucht«, erfasste. Doch er fragte und wurde genommen.
Er spülte Geschirr, dann half er dem Koch, danach wurde er Barmann und anschließend Schichtverantwortlicher. Beim Studium entdeckte er, dass ihm die Grundkurse in Statistik und Mathematik leichtfielen. Nach einem Jahr, als Roni de facto das Pub bereits führte, machte ihm der Besitzer, Oren Azulai, einen Vorschlag. Er war dabei, eine neue Lokalität aufzumachen, und wollte, dass Roni sie für ihn betrieb: Gründung, Umbau, Gestaltung, Personal, Einkauf, Menü, Löhne. Oren wollte nicht einmal eine Minute dort sein. Roni würde einen doppelt so hohen Lohn wie momentan erhalten.
»Und das hier ist deine wahre Versuchung«, ließ Oren am Ende des Gesprächs fallen, »um dir noch eine Motivationsspritze zu geben, werde ich dir am Ende jedes Monats einen Bonus von 2% netto vom Reingewinn geben.«
Einen Moment befand sich Roni im Schockzustand infolge des Angebots, doch er wahrte seine ruhige Miene und sagte, eher beiläufig: »Lass mich als Teilhaber einsteigen, das lohnt sich mehr für dich.«
»Teilhaber?«, fragte Oren und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. »Hast du denn Geld übrig?«
Roni hatte keins, doch er sagte, er würde mal überlegen. Die Banken, die er betrat, komplimentierten ihn innerhalb weniger Minuten hinaus. Doch Onkel Jaron, den er ohne jeden Funken Hoffnung anrief, überraschte ihn mit dem Sparkonto, das er mit dem Erbe seiner Eltern und seines Großvaters angelegt hatte. Roni stieg zu 20% als Teilhaber bei Oren ein.
Das neue Lokal baute er selbst von Null auf: von der zermürbenden Bürokratie der Tel Aviver Stadtverwaltung bis hin zur letzten Fliese in der Toilette. Alle seine Kenntnisse entstammten der Führung eines einzigen konventionellen Pubs an einem Platz in Tel Aviv, jahrelangem Trinken im Kibbuzpub und einigen Kursen an der Universität, doch er wusste auch, intuitiv, mit seinem gesunden Menschenverstand, dass er etwas anderes wollte. Irgendwie attraktiver, lustiger. Es begann mit dem Namen: Er war nicht der Erste, der in den Neunzigerjahren das ursprüngliche »Pub« fallenließ und an seine Stelle das Wort »Bar« in den Namen der Lokalität integrierte, doch er war entschieden einer der Avantgarde dieses Phänomens, als er »Bar Barabush« wählte, nach dem Namen der Frau des Ex-Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er machte weiter mit der Gestaltung des Schildes und der Eingangsfront, mit der einladenden, gemütlichen Inneneinrichtung, strengster Sauberkeit, der Auswahl der Mitarbeiter und ihrer Anleitung. Die beeindruckendste Neuerung, die auf ihn zurückging, war der Umgang mit Essen. Im Gegensatz zu den meisten Trinklokalen, die neben Bier hauptsächlich Pommes frites und Hühnerflügel servierten, gab es in der Bar Barabush gutes Essen: funktional, aber auch abwechslungsreich, einfach, frisch, preiswert und jederzeit erhältlich. Roni stellte einen Sous-Chef an, der das Menü entwarf, das zunehmend perfektioniert
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