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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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schon unterschriebene Vereinbarungen und das Ganze …«
    Otniel blies zischend die Luft zwischen den Zähnen aus: »Tsss …«
    »Und der Irre hat sich einen Dreck um mich geschissen und ist zu ihnen übergelaufen. Ohne mit der Wimper zu zucken. Warum, weil sie Japaner sind? Weil sie Geld haben? Aber was verstehen die von Olivenöl, die Japaner, kannst du mir das sagen? Was wissen die, wie man es vermarktet und verkauft? Die ganzen linken Furzer von Tel Aviv hab ich in der Hand gehabt, sie sind gekommen, um bei mir Bier zu trinken, als sie zwanzig, dreißig waren, und sie wären gekommen, um bei mir Olivenöl zu trinken, jetzt wo sie vierzig, fünfzig sind. Aber nein, da kommen irgendwelche Japaner mit großen Schlitten an, und er ist geblendet, wie soll er auch nicht, ein Araber …«
    Ronis Gedanken wanderten: Die dritte Nacht in Rinas geschlossenem Kindergarten, wo er sich fast schon zu Hause gefühlt hatte, und in der Früh hatte er die Matratzen und die Decken aufgeräumt und war um sechs, wie sie ihn gebeten hatte, auf die Schlomo-Hamelech-Straße hinausgeschlüpft, und sogar die Sonne blinzelte zwischen den Wolken heraus und führte ihn in ein Café auf der Allee. Dass er zwar überrascht war, wie schnell er sich wieder an Tel Aviv gewöhnt hatte, aber trotzdem zum zentralen Busbahnhof gefahren und in den Bus nach Jerusalem gestiegen war, während er Rina und die Nächte in ihrem geschlossenen Kindergarten im Kopf hatte – und wie in seinem Kopf die Idee aufzukeimen begonnen hatte.
    »Pfff …«, schnaubte Otniel. Jakir dachte bei sich, was hättest du gemacht, wenn eine internationale japanische Firma dir eine Olivenpresse hingebaut und vorgeschlagen hätte, dir die Oliven abzukaufen – wärst du bei einem komischen Kauz geblieben, der dir die Yuppies von Tel Aviv verspricht?
    »Konntest du ihn nicht verklagen?«, fragte Otniel. »Andere Olivenbauern finden? Hör mal, ich will irgendwann Oliven anbauen. Das wird ein paar Jährchen dauern, bis sie Frucht tragen, mit Hilfe des Herrn, aber …«
    »Mit Hilfe des Herrn«, sann Roni. »Ich weiß nicht, bei mir ist irgendwie die Luft raus.«
    »Tsss …«, resümierte Otniel und dachte, wie können uns die Gojim und die Araber alles wegnehmen, was der Heilige, gelobt sei er, uns versprochen hat, und die Welt schweigt dazu. Laut sagte er: »Mit Hilfe des Herrn wird es schon werden, mach dir keine Sorgen. Wie du gesagt hast, was verstehen Japaner von Olivenöl?« Und in dem Schweigen, das anschließend herrschte, fiel Jakir der Artikel ein, den er auf einer Wirtschaftsseite im Netz über Matsumata gelesen hatte. Er erinnerte sich nicht an die Einzelheiten, doch so viel wusste er noch: Die Japaner verstanden so einiges von dem, was sie machten.
    Die Schwangerschaft
    Nach langen Tagen regnerischen Wetters kam die Sonne zum Vorschein, und die Leute von Ma’aleh Chermesch drehten sich ihr zu wie die Sonnenblumen, ließen sich von ihrem Licht und ihrer Wärme verwöhnen, obgleich es noch Winter war. Purim stand vor der Tür. Joni streckte sich an diesem Morgen auf der Schwelle seines Wohnwagens, und sein Militärhemd, an dem zwei Kragenknöpfe offen standen, entblößte eine magere, dunkelhäutige Brust, glatt wie ein Fischteichspiegel, und seine weißen Zahnreihen öffneten sich zu einem breiten Morgengähnen. Seine letzte Militärdienstwoche in Ma’aleh Chermesch 3 begann, und der Zorn einiger Bewohner über die Ereignisse in der vergangenen Woche war noch nicht verraucht. Doch ein Stachel von Sehnsucht trieb ihn, er wollte noch einen Blick auf sein Mädchen werfen, bevor er fortging. Heute würde er anfangen, seine spärlichen Habseligkeiten zu packen, dachte er, und dabei fiel ihm ein, dass er sich von den Siedlern noch die kugelsichere Weste zurückholen musste, die er seinem besten Freund Ababa Kohen versprochen hatte, der wegen veruntreuter Ausrüstung vor Gericht kommen sollte.
    Die Kindergartenkinder kamen zur ersten Runde nach dem Regen heraus. Die größeren Kinder, Amalia und Boaz, halfen der Kindergärtnerin Nechama, den Wagen zu schieben, in dem die Kleinsten, Jemima-Me’ara und Zebuli, saßen, und der Rest lief ringsherum mit. Ein paar Kinder sind größer geworden, dachte Joni, ich erinnere mich an Schuv-El Asis, dieser Kleine mit dem Haarschwänzchen in dem Bimba-Car, wie er gerade erst kahl im Kinderwagen lag, und an Nefesch Freud, im Tragegurt an die prachtvolle Brust seiner Mutter gedrückt, vor gar nicht allzu langer Zeit.
    Die großen Kinder

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