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Auf fremdem Land - Roman

Auf fremdem Land - Roman

Titel: Auf fremdem Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Neu-Mamilla. Fast zwanzig Minuten saßen sie draußen vor dem Büro, bis Otniel einen Aufstand machte. Das half. Es wurde ihnen gesagt, dass sie sich an das Ressort zur Verhinderung von Antiquitätenraub wenden müssten, das sich mit den Münzen aus der Chermesch-Höhle befasse. Aber diese Abteilung habe kein Büro, es gebe nur das Museum für Altertümer, dort seien Büros, wobei aber nicht klar sei …
    Otniel entfesselte einen weiteren Aufstand. Wenn es irgendeinen Vorzug am Anblick eines Siedlers mit der großflächigen Kipa und dem Bart, den Schaufäden und den schlammverkrusteten Arbeitsstiefeln geben sollte, dann ist das der: Wenn er einen Aufstand macht, behandelt man ihn mit gebührender Ehrfurcht.
    Sie gelangten schließlich und endlich zu dem Herrn, der sie in der Siedlung aufgesucht hatte. Er trug immer noch Anzug, war bebrillt, höflich und angegraut geblieben. »Ah, Schalom, meine Herren«, lächelte er. »Ma’aleh Chermesch 3, richtig?«
    Otniel nickte. Er blickte nicht freundlich drein, nur erwartungsvoll. Dann sagte er: »Ich brauche meine Münzen.«
    »Die Münzen befinden sich nicht hier«, erwiderte der Herr.
    »Was soll das heißen, nicht hier?«
    »Sie sind nicht bei uns. Sie waren in der Behörde für Altertümer. Die letzten Untersuchungen sind gemacht worden, und man hätte sie an uns übergeben sollen und wir zurück an Herrn …«, er blätterte in Papieren auf seinem Schreibtisch, »… Dovid. Aber wir haben sie noch nicht von der Behörde zurückerhalten.«
    »Was heißt, wir haben sie von der Behörde nicht erhalten? Wo ist die Behörde? Sagen Sie’s mir, und ich geh hin und hol sie. Was soll diese Verschleppung? Das sind meine Münzen. Ihr habt gesagt, ihr seid mit den Untersuchungen fertig, habt die Echtheit und das Alter bestätigt, eine Info im Internet veröffentlicht. Jetzt gebt sie den Besitzern zurück. Was soll dieser Unsinn?«
    Es half alles nichts.
    Auf dem Rückweg, bei der Ausfahrt von Jerusalem, entdeckten sie Roni Kupfer, der den Daumen hob, und nahmen ihn mit.
    »Danke, Zaddikim«, sagte er und biss in ein Begele mit Za’atargewürz.
    »Eine Ehre, eine Ehre, mein Lieber, gelobt sei sein Name.«
    Am Schnellstraßenkreuz bogen sie in Richtung der Wüste und der gelblichen Hügel ab, passierten ein neues Viertel, das sich, noch im Bau befindlich, wie eine Riesenkrake ausdehnte, anschließend noch mehr gelbliche Hügel, gesprenkelt mit Olivenbäumen und Häusern eines nicht feindlichen oder exfeindlichen arabischen Dorfes, und nach ein paar Kilometern kam die Straßensperre der Armee, die verkündete: Ab hier sind die Gebiete. Und ab da wurde die Luft grauer, die Taxis färbten sich gelblich, die Nummernschilder der Lastwagen weißlich, und die Landschaft schien weiter wegzurücken.
    Otniel fragte Roni: »Jetzt sag mir doch mal, Brüderchen, was ist am Schluss aus der Geschichte mit dem Olivenöl geworden?« Und wie immer lieferte Roni, fast unbewusst, die Antwort, die für die Zeit, den Ort und vor allem für den Fragesteller die passende war. Information ist wie Plastilin: Die Masse bleibt die gleiche, doch die Art, wie sie geformt wird, lässt sich verändern, kneten, verflachen oder aufblähen.
    »Was soll schon sein damit«, antwortete Roni. »Die Geschichte ist, dass man sich auf die Araber nicht verlassen kann, das ist es.«
    Otniel spähte vorsichtig in den Rückspiegel. Machte er Witze?
    Roni fuhr fort: »Die Sache ist, dass ich einen wunderbaren Vorschlag für den Araber hatte, ich hab seine Olivenpresse genommen, die seit Jahren nicht mehr in Benutzung war, und zu ihm gesagt, komm, wir fangen an, hier wieder neu zu produzieren, du bringst deine Oliven, die von deinen Nachbarn, wir machen ein original altes, echtes Öl mit dem Staub und dem Rauch der Wasserpfeifen wie früher, die Tel Aviver sind ganz gierig danach, machen wir ein bisschen Geld zusammen. Am Anfang hat er mir die Füße geküsst, gesagt, dass sein Großvater sich vor Freude im Grab umdrehen wird, dass ich ein Zaddik bin. Alles war arrangiert, die Läden in Tel Aviv, die Investition, Vermarktung, Design der Etiketten auf den Flaschen mit dem Symbol von Mahlsteinen wie in Italien, damit die Leute wissen, was für ein reines und exzellentes Öl sie kaufen …«
    »Eine hübsche Idee«, sagte Otniel. »Ich bin nicht gerade scharf drauf, dass du Geschäfte mit Arabern machst und ihnen hilfst, auf eigenen Beinen zu stehen, ja? Aber die Idee ist gut.«
    »Und dann sind diese Japaner gekommen, wir hatten

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