Auf fremdem Land - Roman
Nir und Scha’ulit ihre Elternschaft mit einem DNA-Test nachweisen, der wieder einige Zeit dauerte. Schließlich nahmen sie das Neugeborene und die Geschenkpäckchen, die jeder unter der Schirmherrschaft von Windel- und Babynahrungsfirmen neugeborene Säugling erhielt, und stiegen wieder in den staubigen Subaru. Nir rückte seine verschobene Kipa zurecht und streichelte seinen Bart, strich seiner Frau eine widerspenstige Locke zurück, die aus der Haube gerutscht war, und lächelte – da, wir haben einen Sohn, ordnungsgemäß im Computersystem des Krankenhauses und Innenministeriums registriert, aufgenommen, ein gewöhnlicher Mensch, der eins, zwei, drei anfangen wird, Post von der Krankenkasse und der Bank zu kriegen. Als Nir nach Hause zurückgekehrt und wieder mit seinem Mobiltelefon vereint war, begann er, aufgeregte Mitteilungen über die Geburt zu versenden.
Der Schabbat landete auf Ma’aleh Chermesch 3 wie ein Raumschiff auf dem Mond – stahlhart, kraftvoll und präzise.
Im Haus der Familie Rivlin herrschte Tumult, Jubel und Trubel. Scha’ulit, ihre Mutter, die Witwe, und ihre Schwiegermutter – die beiden Großmütter waren zusammen aus Beit-El eingetroffen – waren in der winzigen Küche um das Gebäck bemüht und auch in den Küchen von Neta Hirschson und Jenia Freud tätig, die zwar selbst mit der Zubereitung von Schabbatgerichten beschäftigt waren, jedoch von Herzen gern und großzügig einen Ofen und einen Gemüseschneider stifteten (und sich natürlich an der Essensrunde beteiligten, die der Stützpunkt jeder Familie, der ein Kind geboren wurde, als Geschenk gewährte – zwei Wochen lang Mahlzeiten, die die Frauen vom Hügel abwechselnd kochten). Nir war seit dem Morgen herumgerannt und hatte Wein, Einwegbesteck und Begeles für die Kinder eingekauft, selbstverständlich auch diversen koscheren Arbes-Hummus in der Büchse, weich und würzig – ohne Kichererbsen ging es schließlich nicht. Der Hügel war ein heißer, knisternder Schmelzofen, und alles zu Ehren des Kleinen, der seinerseits nur an jenem Körperteil interessiert war, das ihm, züchtig im Zimmer der Eltern, alle zwei Stunden seine Nahrung lieferte, sowie an der Wiege, in die man seine Glieder bettete und wo er in süßen gesättigten Schlaf fiel.
Freitagabend. Die Synagoge war voll. Der Schabbat wurde empfangen. Schabbatlieder wurden gesummt, dabei die Seiten des Wochenabschnitts im Gebetbuch eingehend studiert. Schabbatabendgebet. »Herr der Welt«. In seiner Funktion als Synagogenvorsteher verkündete Chilik eine Freudenzeremonie zur Geburt des Sohnes im Hause der Familie Rivlin, und nach dem Abendessen daheim kehrten die Gemeindemitglieder bei den Rivlins ein. Die Frauen saßen mit der Wöchnerin in einem getrennten Raum, reichten das Neugeborene von Hand zu Hand, die Männer im Wohnzimmer naschten Arbes und tranken Arrak.
Am nächsten Tag wurde Nir zur Thora aufgerufen, und Chilik sprach den Segen über ihn, dann sangen alle, und Nir betete hagomel , das Dankgebet.
Nach Abschluss der acht Tage nach der Geburt erfolgte die Beschneidung: Das Neugeborene brüllte und wand sich zu Ehren des Ereignisses. Nir wiegte es, feierlicher denn je, sein Bart war sorgfältig gepflegt und getrimmt, das Haar gekämmt. Die Spannung in den Minuten vor der Preisgabe des Namens des Säuglings war kaum zu ertragen:
Zebulon – auf den Namen von Scha’ulits Vater, der Herr räche sein Blut, der von Terroristen im Süden Samarias ermordet worden war.
Jedidel – denn ein Freund, jedid , von Gott, el , war der Säugling allemal, und er würde sich in die Einsamkeit von Wald und Felsgestein zurückziehen, seinen Freund anrufen und eins mit ihm sein.
Schir – wie das Lied, denn der Zaddik enthält sich des Redens, doch er weiß zu singen und herrliche Lieder und Melodien zu spielen, und aus seinen Weisen steigt natürlich das Lob des Herrn, gepriesen sei er, empor. Denn Gesang ist der Weg, der jedem Menschen bestimmt ist, und ganz sicher Nir, der seinem Sohn fast Abend für Abend ein Lied vorgesungen hatte, bis er auf die Welt gekommen war, und der, so versprach er, ihm weiter vorsingen würde, bis er groß werden und entscheiden würde, dass es ihm reichte, und sagen würde: »Schluss, Papa!« Doch bis dahin war noch Zeit, gelobt sei sein Name.
Daher ward sein Name im Lande Israel – Zebulon Jedidel Schir Rivlin. Viel Glück!
Die Erklärung
Am Schabbatausgang, nach havdala , orech jamim und melave malka – Segen, Gebet und Liedern –,
Weitere Kostenlose Bücher