Auf gluehenden Kohlen
im Riverview Motel, das sauber und ruhig war und tats ächlich einen Blick auf den Camas River bot. Nach dem Frühstück machte Peter sich zu Fuß vom Motel zum Büro von Arnos Geary auf. Er war erschöpft, weil er sich die ganze Nacht in der fremden Umgebung nur hin und her geworfen und gewälzt hatte, während seine Empfindungen von schäumender Wut über die Ungerechtigkeiten, mit denen ihn das Leben überschüttet hatte, zu Gefühlen der Angst und äußersten Verzweiflung wechselten und er sich mit der sehr realen Möglichkeit quälte, dass er die Liebe seines Vaters für immer verloren haben könnte. Der Weg vom Motel führte Peter durch den Wishing Well Park, den Wunschbrunnenpark, der sich durch die ganze Stadt zwischen der High Street und dem Camas River erstreckte. Etwas wehmütig Schönes lag in dem langsam strömenden Fluss, doch Peter fand die Stadt so fade und uninteressant wie das Ödland, das sie umgab. Der größte Buchladen war die Christliche Buchhandlung; mühelos konnte man einen Laden finden, der Sättel reparierte, aber keinen, der Cappuccinos machte, und das einzige Kino der Stadt zeigte bekömmliche Familienunterhaltung. Peter kam Whitaker wie eine Fingerübung des Architekten vor, der die Hölle entworfen hatte.
Das Stadtzentrum begann an der Ecke High und First Street, an der das Gerichtsgeb äude stand. Peter ging die First Street bis zur Main Street hinunter. Parallel zur Main Street verlief die Broad Street. Die Elm Street, die am weitesten vom Fluss weg war, begann als Geschäftsstraße, schlängelte sich dann durch ein angenehmes, von Bäumen beschattetes Wohnviertel und erreichte schließlich den Campus des State College von Whitaker. Gegenüber vom College stand das Krankenhaus.
Auf seinem Weg sah Peter verbeulte Ford-Pritschenwagen in den Parkbuchten stehen und bemerkte mehr Cowboyh üte, als er das ganze letzte Jahr in Portland zu Gesicht bekommen hatte. Als er an der Ecke Main und Fourth Street ankam, warf er einen Blick auf den Zettel mit Gearys Adresse. Auf beiden Seiten der Main Street standen alte, ein- oder zweistöckige Backsteinhäuser. Peter sah Dot's Coffee Shop, B. J.'s Schönheitssalon und ein orange-schwarzes Rexall-Reklameschild, aber keine Anwaltskanzlei. Dann schaute er ein Stockwerk höher nach und sah in blätternden Goldbuchstaben auf ein Fenster in der ersten Etage gemalt: AMOS J. GEARY, RECHTSANWALT. Er ging den Weg zurück und fand eine schmale Tür zwischen dem Schönheitssalon und dem Coffee Shop. Die Tür führte unmittelbar auf eine schmale Treppe. Schmuddeliges, grünes Linoleum war mit schartigen Messingschienen auf der Treppe befestigt. Sie knarrte, als Peter zum ersten Stockwerk hinaufstieg. Der Treppenabsatz oben war dunkel und muffig. Gearys Name und Beruf waren schwarz auf die Tür links von der Treppe gemalt. Die Tür klemmte, und Peter musste heftig drücken, um sie aufzubekommen. Eine Frau mittleren Alters mit hennagefärbtem Haar saß hinter einem Schreibtisch und arbeitete an einem Computer, dem einzigen Gegenstand in dem Empfangsbereich, der nicht so aussah, als sei er in einem Gebrauchtwarenladen gekauft worden. Zwei Nummern von Field and Stream und ein eselsohriges Exemplar von Sports Illustrated lagen auf einem niedrigen Beistelltisch mit Resopalplatte neben einer Couch aus rissigem rotem Kunstleder. Eine Deckenlampe mit einer schwachen Glühbirne und ein bisschen Sonnenlicht, dem es durch das staubbedeckte Fenster in den Raum durchzudringen gelang, bemühten sich gemeinsam, einen matten, gelben Lichtschein über das Zimmer zu breiten. Peter verglich dieses antiquierte Dreckloch unwillkürlich mit dem eleganten Büro, aus dem er erst vor so kurzer Zeit hinausgesetzt worden war. Bei der Erinnerung an die edlen Teppiche, Messingbeschläge und polierten Hölzer krampfte sich sein Magen vor Wut und Enttäuschung zusammen. Es war einfach nicht fair. Die Frau blickte auf, als sich die Tür öffnete, und sah Peter durch eine Brille mit einem dicken, schwarzen Plastikgestell an. »Ich bin Peter Haie. Ich habe für neun Uhr eine Verabredung mit Mr. Geary.«
Die Frau betrachtete ihn miss trauisch.
»Sie sind sicher der junge Mann, der hier arbeiten soll, nicht?« »Ja, Ma'am.«
»Nehmen Sie Platz, Mr. Geary ist im Augenblick nicht da. Aber ich nehme an, er wird jede Minute hier sein. Er hat um zehn Gerichtstermin.«
Die Sekret ärin/Empfangsdame machte sich ohne ein weiteres Wort wieder an die Arbeit. Peter war entsetzt über ihre schroffe
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