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Auf gluehenden Kohlen

Auf gluehenden Kohlen

Titel: Auf gluehenden Kohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Maße geisteswissenschaftliche Fächer im Programm. Die älteren, aus Backstein errichteten Gebäude umgaben einen viereckigen Hof in der Mitte des Campus und waren mit Efeu bewachsen. Das Parlament hatte Ende der fünfziger Jahre und dann noch einmal Anfang der achtziger Jahre ein Erweiterungsprogramm finanziert, und so gehörten eine Handelsschule, das Footballstadion, eine neue Sportanlage und eine Reihe einstöckiger, aus Backstein errichteter Studentenwohnheime zu den etwas neuer aussehenden Gebäuden, die sich von der Mitte aus ausbreiteten.
    Hinter der Handelsschule befand sich ein gro ßer asphaltierter Parkplatz. Kurz vor 22 Uhr endeten die Abendseminare, und die Lehrer und die nicht auf dem Collegegelände wohnenden Studenten strömten auf den Platz. Christopher Mammon fuhr einen mattgrünen Chevy, wenn er keine Aufmerksamkeit erregen wollte. Heute Abend parkte der Chevy so unauff ällig wie möglich am Rande des Parkplatzes im Schatten einer hohen Eiche, denn es lagen zwei in einzelne Plastikbeutel verpackte Kilo Kokain unter dem Fahrersitz.
    Der Chevy war ein normal gro ßes Auto, aber Mammon war so massig, dass für Kevin Booth auf dem Vordersitz kaum Platz blieb. Mammons gewaltiger Umfang grenzte schon ans Groteske. Mit seinen schlaffen neunzig Kilo war Booth kräftig genug gewesen, um auf der High-School Football zu spielen, aber neben Mammons gewaltigen Ausmaßen, den furchterregenden Schenkeln und dem gigantischen Brustkorb, wirkte er wie eindimensional. Booth blickte über die Schulter durch die Heckscheibe, wie schon mehrere Male in jeder Minute, seit Mammon geparkt hatte. Nach ein paar Sekunden drehte Booth sich um und trommelte mit den Fingern auf das Armaturenbrett.
    »Wo ist diese Zicke denn? Sie hat gesagt, Viertel vor zehn, und jetzt ist es nach zehn.«
    »Ruhig Blut, Mann.« Mammons Augen waren geschlossen, und er klang gelangweilt. Booth konnte einfach nicht glauben, wie gelassen Mammon mit dieser Riesenmenge Dope im Wagen war. Sicher, Mammon war immer gelassen. Wenn man so riesig war, konnte einem nur King Kong den Blutdruck in die Höhe jagen. Wenn sie geschnappt würden und ins Kittchen kämen, wäre Mammon der König der Tiere in einem Dschungel voller Raubtiere. Und Booth würde im Gefängnis sterben, als Opfer des niedersten aller Fleischfresser.
    »An dieser Fotze ist irgendwas, dem ich nicht über den Weg traue«, sagte Booth zu Mammon, als er wieder ängstlich nach hinten blickte.
    »Du traust niemand übern Weg. Das ist dein Problem«, sagte Mammon, indem er die Augen aufmachte und den riesigen Kopf von der Kopfstütze hob.
    »Wenn dieser Deal vermurkst wird, ist Rafael garantiert echt sauer«, knurrte Booth, mehr zu sich als zu Mammon. Booth konnte sich nicht entscheiden, wer ihm mehr Angst machte, Mammon oder der schlanke Mann mit den leblosen Augen, der Booth mit Koks versorgte.
    »Darum solltest du froh sein, dass diesmal ich mich mit deinem Kumpel auseinandersetze.« »Aber was ist, wenn die Zicke nicht aufkreuzt?« »Sie wird schon kommen«, versicherte Mammon, und ein Anflug von Bedrohlichkeit schlich sich in seine Stimme. »Sie weiß, was mit ihr passieren würde, wenn sie mich sitzenlässt.« Booth stellte sich vor, was Mammon tun würde, um die Blondine zu bestrafen, wenn sie sie reinlegte. Dann stellte er sich vor, was Rafael mit ihm machen würde, wenn der Verkauf nicht klappte. Einer von Rafaels Schleppern hatte heute am frühen Abend die zwei Kilo bei Booth abgeliefert. Booths Rolle bei der Transaktion war, das Kokain an Mammon zu übergeben und die dreißigtausend, die das Mädchen brachte, einem anderen von Rafaels Leuten auszuhändigen. Objektiv gesehen war Booth bloß ein Verbindungsglied, aber Booth hatte sich für Mammon verbürgt.
    »Was ist, wenn sie zu den Bullen geht?« fragte Booth ängstlich. »Sie hat in letzter Zeit ziemliche Schoten losgelassen.« Mammon seufzte. Er knipste das Deckenlicht an. Dann nahm er einen Spiegel und ein Rasiermesser aus dem Kartenfach in der Fahrertür und reichte beides Booth. Mammon machte einen der beiden Plastikbeutel auf und tauchte einen zierlichen Kokainlöffel hinein, den er dann über den Spiegel hielt. Wie hypnotisiert starrte Booth das weiße Pulver an.
    »Ich brauche etwas Ruhe und Frieden, Kevin. Wenn du versprichst, dass du die Klappe hältst, schenk ich dir 'ne kleine Prise.« Sein Gehirn sagte Booth, dass es gefährlich war, in der Öffentlichkeit zu schnupfen. Es war außerdem eine Art Selbstmord, etwas von

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