Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
Vom Netzwerk:
abfahrbereit da. Einfach so.
    Jetzt oder nie!
    Edek riss die Tür auf, sprang auf den Beifahrersitz und rutschte schnell hinter das Steuer durch.
    »Los, Wilfried, steig ein!«
    Wilfried machte große Augen.
    »Mann, beeil dich! Jetzt machen wir Jeschke ein Spaß!«
    »Was für einen Spaß?«
    »Wir ... wir verstecken seine Auto!«
    Wilfried zögerte.
    »Dann bleib hier allein!«
    Edek riss die Zündkabel unterhalb des Lenkrads aus der Halterung und schloss sie kurz. Das hatte er auf dem Schrottplatz so oft gemacht, dass er es fast im Schlaf konnte. Der noch warme Motor sprang sofort an. Jetzt musste nur noch die Lenkradsperre überwunden werden. Auch das war für Edek kein Problem. Die meisten Schrottautos wurden ohne Zündschlüssel abgeliefert und meistens genügten zwei, drei kräftige Stöße, dann war die Sicherheitssperre durchbrochen. Edek stemmte sich gegen das Lenkrad und riss es mit aller Gewalt herum. Ein trockener Knall war zu hören, dann war die Lenkung frei.
    »Mach Tür zu, Wilfried! Ich fahr jetzt!«
    »Nein, Wilfried will nicht allein bleiben. Wilfried kommt mit!« Wilfried hievte sich auf den Beifahrersitz und warf die Tür zu. Im gleichen Augenblick legte Edek den Rückwärtsgang ein, ließ die Kupplung kommen und drückte das Gaspedal. Er fuhr ein ganzes Stück zurück, schaltete dann die Scheinwerfer an, rammte den ersten Gang ins Getriebe, wendete und gab Gas.
     

· 2 ·
     
    D ie Scheibenwischer schaufelten die dicken Regentropfen von der Scheibe weg, die gegen sie platschten. Edek schaltete in den vierten Gang hoch, dann in den fünften.
    So alt und kaputt, wie der Fahrer letztens den Transporter beim Jeschke dargestellt hatte, war er gar nicht. Der Motor zog kraftvoll an und nichts klapperte. Nur hinten, im Laderaum, da rumpste ständig etwas gegen die Blechwände in den Kurven. Die große lederne Tasche mit den Geldbomben. Wie viel Geld mochte in ihnen sein? 20.000 Euro, 30.000?
    Edek schüttelte den Kopf. Immer wieder. Es war nicht zu fassen. Vergaß der Berthold einfach, die Tür zu schließen. Ließ den Transporter mit all dem Geld offen herumstehen. Bediene sich, wer will, bitte schön! Na, die beiden würden sich wundern. Nur zu gerne würde Edek ihre dummen Gesichter sehen, wenn sie aus der Pizzeria kamen. Und dann erst einmal das wütende Gesicht vom Jeschke. Transporter weg, Geld weg! So wie es heute auf der Kirmes zugegangen war, würde bestimmt noch viel mehr in den Geldbomben sein. 40.000 Euro, vielleicht sogar 50.000!
    Edek schaltete in den vierten Gang herunter, dann in den dritten und fuhr an der Ampel links. Auf der Fahrt nach Augsburg war er mit dem Tieflader ein Stück an der Wertach entlanggefahren. An ihrem Ufer gab es genug stille Plätzchen, wo er sich in Ruhe an die Geldbomben machen konnte. Und wenn er sie geknackt hatte, konnte er gleich die Spuren restlos beseitigen. Er würde einfach alles in den Fluss werfen. Den Transporter würde er in irgendeiner kleinen Straße abstellen. Bis ihn die Polizei gefunden hatte, war er schon längst auf der Kirmes in Pforzheim.
    Edek hatte schon die ganzen letzten Tage gespürt, dass so etwas passieren würde. Wer an das Glück glaubte, zu dem kam es auch. Und einmal im Leben musste der Mensch ja Glück haben. Mirja würde staunen. Natürlich würde er ihr nichts davon erzählen, dass er den Transporter vom Jeschke ausgeraubt hatte. »Ausgeraubt« war überhaupt das falsche Wort. Im Vergleich dazu, wie Jeschke Mirjas Vater ausgenutzt hatte und ihn nun mit allen Mitteln fertigzumachen versuchte, war Edeks kleiner Raub geradezu harmlos. Beinahe ausgleichende Gerechtigkeit. Trotzdem sollte sich Mirja darüber keine Gedanken machen. Er würde ihr in ein paar Tagen einfach sagen, dass ihm seine Bank das Geld geliehen habe. Sie würde es schon annehmen. Schließlich liebte sie ihn. Später einmal, wenn sie alt und grau geworden waren, würde er ihr die Wahrheit sagen. Eine amüsante Geschichte aus weit zurückliegenden Tagen ...
    »Was sagst du?«
    Wilfried hatte Edek schon zweimal etwas gefragt, aber Edek hatte ihm gar nicht zugehört. Er war so sehr in seine Gedanken versunken gewesen, dass er ihn völlig vergessen hatte.
    »Wo fahren wir hin?«, wollte Wilfried wissen. Ihm schien die Fahrt keinen Spaß zu machen. Er kauerte verunsichert auf dem Beifahrersitz und hielt sich mit beiden Händen an dem Haltebügel über der Tür fest.
    »Wir machen eine Rallye, Wilfried! Bis Paris oder New York oder Rio de Janeiro!«, verkündete

Weitere Kostenlose Bücher