Auf in den Urwald (German Edition)
wunderschönen Insel, die ...
Scheinwerferlichter flammten vor Edek auf und rissen ihn aus seinen Träumen. Der Wagen fuhr ziemlich schnell zwischen den Geschäften und Wohnwagen durch die Pfützen und Edek gelang es in letzter Sekunde, zur Seite zu springen. Auch Wilfried hätte es um Haaresbreite erwischt.
Edek schaute dem Wagen wütend nach. Es war Jeschkes Transporter gewesen. Mit all dem vielen Geld. Jetzt konnte man seine Bremslichter an der Achterbahn aufleuchten sehen. Dort lagen sicher noch ein paar Tausend Euro abholbereit. Edek ballte die Fäuste und setzte sich wieder in Bewegung. Eines Tages würde er es dem Banditen von Jeschke schon noch zurückzahlen. Wagte er es noch einmal, Mirja anzumachen, dann war es so weit. Einem Banditen in der Bar an der mexikanischen Grenze ein Bierglas aus der Hand zu schießen oder einem Jeschke die freche Visage polieren, das war ein und dasselbe und beides kein Problem. Zumindest nicht für ihn, für Gringo Edek.
Der Regen kam nun, als schütte jemand Kübel auf dem dunklen Himmel aus. Edek und Wilfried überquerten im Laufschritt die Straße, die um den Kirmesplatz herumführte, und liefen dann eilig an den Häuserblocks entlang. In der dritten Querstraße rechts konnte man am Ende das hell erleuchtete Reklameschild der Pizzeria sehen. Edek legte noch einen Schritt zu. Das mit dem Regen ging entschieden zu weit. Er hätte ja auch an einen Regenschirm denken können, aber welcher Gringo dachte schon an Regenschirme, nur weil ein paar Regentropfen vom Himmel fielen?
Plötzlich hörte Edek hinter sich einen Motor aufheulen. Ehe er reagieren konnte, raste der Wagen an ihm und Wilfried vorbei und spritzte sie nass.
Edek blieb stehen. Es war schon wieder Jeschkes Transporter gewesen.
»Scheiß Jeschke!«, fluchte Edek laut.
»Nass ...«, sagte Wilfried, erstaunt seine Hosenbeine betrachtend.
Der Transporter fuhr mit heulendem Motor weiter, als wolle der Fahrer nicht in den nächsten Gang hochschalten. Dann mit einem Male flammten Bremslichter auf und der Transporter blieb am Straßenrand stehen. Die Lichter erloschen, der Motor verstummte, beide Türen gingen auf, und der Fahrer und sein Beifahrer – Edek hätte schwören können, dass es der Berthold mit seinem künstlich blonden Haar war – verließen den Wagen. Sie liefen die Straße ein Stückchen hinauf und ... verschwanden in der Pizzeria.
»Jetzt ist genug!«, entschied Edek. »Hast du gesehen? Bestimmt hat Berthold zu Fahrer von Transporter gesagt: ›Mach Edek und Wilfried nass, das ist lustig!‹ Jetzt gibt’s eine auf dummes Maul von Berthold!«
»Berthold muss sich entschuldigen«, stellte Wilfried fest.
»Nichts entschuldigen! Berthold wird gleich in Pizzateig seine Zähne suchen. Los, komm mit!«
Edek zog den Reißverschluss seiner Lederjacke mit einem Ruck bis nach oben und ging entschlossen los.
»Besser ist aber, wenn sich Berthold entschuldigt«, blieb Wilfried bei seiner Meinung.
»Halt deine Mund!«, fauchte ihn Edek wütend an. »Erst ich schlage dem Bandit alle Zähne aus Maul und dann kann er sich entschuldigen!«
Wilfried sagte noch etwas, aber Edek hörte ihm nicht mehr zu.
Der Transporter und die Leuchtreklame der Pizzeria kamen immer näher.
Und wenn jetzt gleich ein Kampf auf Leben und Tod entbrannte, Edek war es egal. Lange genug hatte ihn Berthold provoziert, jetzt endlich war eine Lektion fällig. Ohne Umschweife würde er in das Lokal stürmen, geradewegs auf Berthold zugehen und ihm ohne Vorwarnung die Faust ins Gesicht rammen. Knochenhart, nach Gringo-Art, kurz, aber wirkungsvoll. Und dann, wenn Berthold vom Hocker geflogen war, dann würde sich Edek einmal kurz die Faust an der Jacke reiben, als müsse er sie sauber machen, sich gelassen umdrehen und ...
Edek blieb so abrupt stehen, dass Wilfried beinahe über ihn gestolpert wäre. Die Beifahrertür des Transporters, sie war nicht richtig zu!
Edek hielt den Atem an und warf einen raschen Blick um sich. Außer ein paar Autos auf der Straße war niemand zu sehen. Er fasste den Türgriff und drückte ihn. Die Tür sprang mit einem leisen Knarren auf.
»Was machst du?«, fragte Wilfried erstaunt.
»Sei ruhig«, sagte Edek, »ich muss denken!«
Der Fahrer und Berthold hatten vor höchstens einer Minute den Transporter verlassen. Ohne die Geldtasche. Die hatten sie auf keinen Fall dabei gehabt, das hätte Edek ganz bestimmt gesehen. Es war kaum zu fassen, aber wahr: Der Transporter stand mit all dem Geld vom Jeschke
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