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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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Fahrerkabine. Eine Jacke lag hier herum, sogar ein Regenschirm, ein paar Zeitungen, eine leere Bierflasche, aber kein Werkzeug, nichts. So ein Pech aber auch! Fluchend ging Edek wieder nach hinten und rüttelte an der Tür. Nichts geschah. Die Tür hielt, als hätte sie jemand an die Karosserie geschweißt. Stahlhände müsste man hier haben, Stahlpranken!
    Genau! Dass ihm die Idee nicht gleich gekommen war. Edek hastete zur Beifahrertür und riss sie auf. »Komm raus, Wilfried, du musst mir helfen!«
    »Wilfried will zurück.«
    »Wilfried, komm jetzt raus, oder ich reiß dir Kopf ab!«
    Wilfried stieg unwillig aus. »Du hast mir versprochen, dass du mir niemals den Kopf abreißen wirst«, sagte er ziemlich enttäuscht.
    Edek zog den sich sträubenden Wilfried am Ärmel nach hinten zur Laderaumtür. »Pack mit deine riesige Hände die Tür und reiß sie auf!«
    Wilfried schüttelte den Kopf.
    »Mach schon!«
    »Nein. Wilfried will nicht das Geld vom Jeschke stehlen. Man darf kein Geld stehlen!«
    »Wilfried, du Blödmann! Jeschke hat selber Geld gestohlen! Von Mirja, von Geisterbahn! Ist großer Bandit. Ich hab dir schon mal erzählt. Ach, du verstehst nicht!«
    Wilfried überlegte. »Wenn Jeschke das Geld gestohlen hat, dann muss er es zurückgeben!«
    Edek atmete auf. »Genau, Wilfried!«
    »Dann fahren wir jetzt zurück zu Jeschke und sagen ihm, dass er das Geld zurückgeben soll. Er wird sich schämen!«
    Edek hätte Wilfried auf der Stelle erwürgen können. Aber es ging nicht. Er musste ihn irgendwie überreden, doch wie?
    »Weißt du was, Wilfried?«, fiel Edek ein. »Du willst doch in zwei Wochen zu deine Onkel Ludwig in Urwald fliegen?«
    Wilfried nickte heftig.
    »Wie viel Geld hast du dann?«
    »Mirja gibt mir 600 Euro.«
    »Nicht in zwei Wochen! Da hast du höchstens 300 Euro! Und Brasilien ist doch so weit wie Amerika, stimmt?«
    Wilfried nickte wieder.
    »Wie Edek zu seine Onkel nach Texas geflogen ist, hat Flugzeug gekostet zwölfhundert Dollar. Das ist mehr als 900 Euro! Woher willst du nehmen 900 Euro?«
    »Wilfried wird sparen.«
    »Und wie lange muss Wilfried sparen?«
    Wilfried dachte angestrengt nach, aber so schwierige Rechnungen konnte er nicht auf Anhieb.
    »Du musst sparen ein Jahr oder länger!«, log Edek.
    Wilfried ließ die Schultern hängen. Mit solchen Schwierigkeiten hatte er nicht gerechnet. Und dabei hatte er sich schon so gefreut.
    »So, und jetzt pass gut auf, Wilfried. Wenn du Tür aufmachst, haben wir 50.000 Euro. Und ich gebe dir gleich 2.000 Euro. Und damit fliegst du schon morgen zu deine Onkel Ludwig!«
    »Schon morgen?«, staunte Wilfried.
    »Genau! Und schon übermorgen kannst du mit deine Onkel Ludwig auf Krokodile schießen oder spielen mit Affen in Urwald!«
    Wilfried lächelte. »Und du lügst nicht?«
    »Nein, niemals. Großes Ehrenwort von Gringo Edek!«, schwor Edek.
    »Also gut!«
    Endlich, endlich hatte Edek es geschafft!
    Wilfried packte mit seiner Rechten den Türgriff, stemmte sich mit seiner Linken gegen die Karosserie und zog. Das Blech verbog sich quietschend, als würde es in einer Presse zermalmt. Dann plötzlich flog die Tür mit einem lauten Scheppern auf und oben, an der Decke des Transporters, ging ein kleines Licht an.
    Eine kleine Weile stand Edek verdutzt da. Den Anblick hatte er nicht erwartet. Quer gestellt und zwischen den Seitenwänden verkantet, befand sich auf der Ladefläche ein seltsamer, langer Blechbehälter. Und statt der dicken Tasche, die Edek beim Jeschke gesehen hatte, lag nah an der Tür nur eine dünne Aktentasche.
    Edek nahm sie verunsichert in die Hände. Sie war federleicht. Niemals steckten in ihr 50.000 Euro. Aber dann bestimmt in dem Behälter!
    Edek legte die Tasche weg und stieg auf die Ladefläche. Wilfried folgte ihm neugierig. Der Behälter war oben breiter und unten schmaler und er war durch einen Deckel verschlossen. Der Deckel hatte an der einen Seite Scharniere, an der anderen Griffe und wurde durch drei Flügelschrauben festgehalten. Eine so seltsame Geldbombe hatte Edek noch nie gesehen. Er löste die Flügelschrauben, das dauerte einen Moment, denn Edek war so sehr aufgeregt, dass seine Hände zitterten und er sein Herz bis in die Ohren schlagen hörte. Dann endlich waren die Schrauben ab und Edek klappte den Deckel auf.
    Im gleichen Augenblick hörte er hinter sich einen Schrei. Zwei, drei Herzschläge lang verstand Edek nicht, was er hörte und schlimmer noch, was er sah. Aber dann wurde ihm schlagartig alles

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