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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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der anschließenden Vernehmung im Polizeipräsidium kam Edek nur bis zu der Stelle, wo Wilfried mit seinen Riesenkräften den Transporter aufgebrochen hatte. Dann durfte er aufgrund der Anordnung des Haftrichters schon gehen – die Kirmes begann.
    Freitagvormittag ging es dann bei der Vernehmung recht hektisch zu. Der Kommissar ließ Edek oft allein, kam dann wieder zurück, erzählte, was er von Wilfried über Ludwig Jagenberg und seine Vergangenheit im Urwald erfahren hatte, fragte, ob Edek die Geschichten ähnlich gehört habe, und verschwand dann wieder.
    Von einer Erpressung war immer noch keine Rede. Anscheinend schwieg Vanessa Jagenberg darüber und solange sie nichts sagte, fand auch Edek es zunehmend vorteilhafter, die Geschichte für sich zu behalten.
    Den ganzen Samstag über fürchtete Edek während der Vernehmungen, das schreckliche Wort »Erpressung« würde doch noch fallen, und wieder geschah nichts. Endlich, am Sonntag, erfuhr er dann mehr zufällig, warum das so war. Da bekam der Kommissar während des Gesprächs mit ihm einen Anruf. Er hörte eine Weile aufmerksam zu, dann meinte er ziemlich enttäuscht: »Und was ist mit dem Geständnis, dass sie ihren Schwager vergiftet hat? Das Motiv hat sie uns ja gleich mitgeliefert – sie hatte ein paar Millionen Euro Schulden bei ihm! Aha, ja ... Und die versuchte Tötung von Wilfried Jagenberg ... Ja, ja ... verstehe ... sie schweigt ... Nicht zurechnungsfähig ... Anordnung einer Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik. Warum das? Aha, mhm, Wahnvorstellungen aufgrund schweren Medikamentenmissbrauchs ... Wahrscheinlich bleibende Schäden ... Na ja, dann kann ich die Akte bei mir vorläufig schließen, eine Strafverfolgung wird es in diesem Fall wohl so bald nicht geben. Wenn sie verrückt ist und in einer Anstalt sitzt, kann sie sich doch gar nicht verantworten ... Ja, sicher, sicher, kann man auch anders sehen ... Gut, mache ich ... Ja, dann auf Wiederhören!«
    »Ist Vanessa Jagenberg in Irrenhaus?«, fragte Edek, kaum dass der Kommissar aufgelegt hatte.
    »Das hätten Sie hier gar nicht mithören dürfen«, sagte der Kommissar ein wenig gereizt, »aber es ist so.«
    »Dann ist gut«, sagte Edek erleichtert.
    »Warum gut?«, wunderte sich der Kommissar.
    »Weil, äh, weil Wilfried wird sich freuen. Hat immer gesagt, dass seine Mutter böse ist und lügt«, redete sich Edek heraus.
    »Na ja, da hatte er nicht ganz unrecht. Immerhin wollte sie ihn töten. Und gelogen hat sie auch, sie ist nämlich gar nicht seine Mutter.«
    »Ist nicht Mutter?«, staunte Edek.
    »Nein, sie ist die Schwester seiner Mutter. Aber keine weiteren Fragen mehr dazu. Ich darf Ihnen eigentlich gar keine Auskünfte geben, schließlich haben Sie mit dem Fall Jagenberg nichts zu tun.«
    »Nein, hab ich überhaupt nichts zu tun«, bestätigte Edek mehr als erleichtert. Und beinahe war es ihm in diesem Augenblick, als hätte er wirklich nie etwas mit dieser Frau zu tun gehabt. Die Erpresseranrufe, das viele Pläneschmieden, die Fahrt mit dem toten Onkel Ludwig, Vanessa Jagenbergs Sonnenbrille, Wilfried mit dem Löwenzahn – all das war vielleicht nur ein langer Albtraum gewesen, den er irgendwann einmal vergessen würde.
    Und wenn es auch kein Traum gewesen war, er konnte so tun, als ob es einer gewesen wäre. Und überhaupt – wichtig war das alles nicht. Wichtig war, dass er frei war. Keine fünf oder zehn Jahre Gefängnis, kein Lebenslänglich. Im Gegenteil: Der Kommissar meinte sogar zum Abschied, Edek habe durch den Diebstahl des Transporters ein noch viel größeres Verbrechen aufgedeckt, was mit Sicherheit vor Gericht zu seinen Gunsten sprechen würde.
    Als Edek dann vom Polizeipräsidium zur Kirmes ging, nein, rannte, um Mirja Bescheid zu sagen, fiel ihm auf der Rheinbrücke noch etwas ein, woran er bis dahin gar nicht gedacht hatte: Was wäre geschehen, wenn er Vanessa Jagenberg – oder wie immer sie auch heißen mochte – tatsächlich begegnet wäre? Sie hätte, ohne zu zögern, auf ihn geschossen, so wie auf Wilfried. Gar nichts hätte Edek gegen sie mit seinem Spielzeugrevolver ausrichten können. Tot wäre er jetzt. Mausetot wie Onkel Ludwig. Also: Konnte man hier nicht wirklich von einer Riesenportion Glück reden? Einem ganzen Glücksberg? Glücksozean? Edek jedenfalls hätte von der Brücke aus sofort zur Sonne losfliegen können, so leicht war ihm ums Herz.
    Die schnelle Musik ging zu Ende und nun erklang ein langer, vibrierender Ton. Ein

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