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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Waluszek
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angerufen und nach Wilfried gefragt. Aber mir wollte keiner etwas sagen! Wenn ich gewusst hätte, dass er wieder frei ist, hätten wir ihn doch abgeholt!«
    Der Kommissar nickte verständnisvoll, trat dann näher an Mirja und Edek heran und senkte die Stimme. »Es gab da gewisse Probleme«, meinte er. »Wir mussten erst ein psychologisches Gutachten erstellen lassen, weil Wilfried Jagenberg sich manchmal, wie soll ich sagen, ziemlich auffällig benommen hat. Der Gutachter ist dann aber zu dem Ergebnis gekommen, dass Wilfried Jagenberg zwar bis zu einem gewissen Grad geistig behindert ist, durchaus aber selbstständig leben kann.«
    Mirja schüttelte den Kopf. »Dass Wilfried ein bisschen anders ist, weiß ich doch auch. Aber ich habe hier noch nie einen auf der Geisterbahn gehabt, der so gut gearbeitet hat wie er. Seitdem er vorne bedient, gibt es mit den Betrunkenen und Randalierern überhaupt keine Probleme mehr. Und wenn wir abbauen, dann schafft der allein in einer Stunde, wofür drei andere fünf brauchen. Nicht wahr, Edek?«
    »Wilfried ist beste Arbeiter weit und breit«, sagte Edek. »Kann sogar Monster-Affen tragen allein!«
    »Na, dann bin ich ja beruhigt«, sagte der Kommissar. »Ich habe nämlich schon gedacht, dass die ganze Sache wieder von vorne losgeht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, wie soll ich es sagen ... Wenn sich keiner um solche Menschen kümmert, dann geht es manchmal mit denen ganz schnell bergab. Die Leute holen uns ein paarmal und wir kommen auch ... Aber irgendwann ...« Der Kommissar suchte nach Worten und fragte dann ganz unvermittelt: »Sie wissen, dass Wilfried Jagenberg schon in mehreren psychiatrischen Kliniken war?«
    »Nur, weil die Jagenberg es so gewollt hat«, meinte Mirja ziemlich erbost. »Edek hat es mir erzählt. Aber das ist ja jetzt egal – Wilfried kann bei uns bleiben. Die Saison hat gerade erst angefangen. Und mein Vater muss noch eine Kur machen, der fällt vorläufig ganz aus. Und danach sehen wir weiter. Wir haben uns immer um die Leute gekümmert, die bei uns waren. Bei so einem großen Geschäft gibt es auch im Winter genug zu tun. Und bei Wilfried bin ich besonders froh, wenn er bleibt!«
    »Gut, dann ist ja alles klar.« Der Kommissar war sichtlich erleichtert. »Da kann ich beruhigt zurückfahren. Sie passen schon auf!«
    »Kein Problem!«, sagte Edek. »Ich hab schon immer aufgepasst, dass Wilfried macht keine Dummheiten.«
    »Na, wenn das mal stimmt«, lachte der Kommissar. Dann verabschiedete er sich mit einem Händedruck von Mirja und Edek, winkte Wilfried zu, stieg in den Wagen, lächelte noch einmal und fuhr weg.
    »Mensch, Wilfried« – Mirja war sofort bei ihm – »was machst du denn für Sachen?«
    »Ich war bei meinem Onkel Ludwig auf dem Grab«, sagte Wilfried traurig.
    »Klar! Aber warum ganze Nacht?«, fragte Edek. »Hat viel geregnet. Warum bist du nicht gekommen? Ich hab extra deine Wagen nicht abgeschlossen!«
    Wilfried sagte nichts.
    »Ist doch egal«, meinte Mirja, »komm erst mal mit. Du hast doch sicher noch nichts gegessen, oder?«
    Wilfried schüttelte den Kopf.
    »Na also!« Mirja nahm ihn an der Hand und Wilfried folgte ihr.
    Edek bückte sich nach der Tasche. Sie war verdammt schwer. Er schleppte sie bis zur Tür, dann stellte er sie wieder ab. »Hast du Eisen in Tasche gepackt?«, wollte er von Wilfried wissen.
    »Nein, nur eine Flasche Mineralwasser, eine Decke, eine Zahnbürste, einen Schal und einen Rasierapparat«, sagte Wilfried. »Wilfried wollte in Urwald gehen, aber dann ...« Er verstummte.
    Mirja schaltete die Kaffeemaschine ein und deckte den Tisch.
    »Zieh doch die Jacke aus«, sagte sie zu Wilfried, »die ist ja ganz feucht.«
    Wilfried zog die Jacke aus.
    »Onkel Ludwig ist tot«, sagte er leise und setzte sich.
    »Ja«, sagte Mirja, »ich weiß.«
    »Wilfried will nicht allein in Urwald gehen. Wilfried«– er schaute Mirja an – »will hierbleiben. Bei Edek und Mirja ... Alle sind tot. Und Wilfried ist jetzt ganz allein ...« Seine Augen wurden glasig und sein Kinn begann zu zittern.
    »Hey, Wilfried ...« Mirja nahm seinen Kopf in die Arme und drückte ihn an sich. »Ist schon gut ... Du bist doch nicht allein. Du bist bei uns. Was sollen wir hier ohne dich machen?«
    »Genau«, meinte Edek, dem auch ein wenig seltsam zumute geworden war. »Wer soll tragen ›Affen-Frau‹ und Sarg von ›Tote Mann‹ und Monster-Affen und Wagen? Ich allein?!«
    Wilfried schniefte.
    »Na, sag schon!«
    »Nein,

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