Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Inseln (German Edition)

Auf Inseln (German Edition)

Titel: Auf Inseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel von Treppen
Vom Netzwerk:
wellenförmig bewegende Boden schockierte in seiner Instabilität. Objekte wollten verschwinden, Vögel schauten mich klug an und ich hatte den Eindruck, sie würden mich beobachten. Nur ein Gift, das man überlebte. Die Zeit schien stehen geblieben, aber ich bewegte mich, so musste es sein, denn ich erreichte die Stadt. Meine Gestalt nahm die eines Riesen an, die eines von Schmerz und Angst gedemütigten Riesen. Ich hatte Angst vor dem Kontakt mit den Menschen, denn sie erschienen mir dämonenhaft. Ich legte ihnen mein Innerstes offen, sie lasen in meiner Angst und entdeckten die kleinen Stellen in mir, die an Gott glaubten. Die Überwachungskameras schienen zu leben, die Häuserwände atmeten, während der Schmerz mich immer wieder in die Realität zurückholen wollte. Mein lauter Herzschlag, dessen Frequenz extrem verlangsamt erschien, jagte mir Panik ein, etwas, was mir vermitteln wollte, es sei nicht von mir, während die feindselige Umgebung suggerierte, sie wäre untrennbar mit mir verbunden. Es half nicht viel, den Blick von den Leuten abzuwenden, sie wussten eh alles, aber wie konnten sie neben mir in diesem Kontinuum sein. Ich war davon überzeugt, dass sie nicht wie ich waren. Während die Umgebung schwankte, schien etwas problemlos mich in die Lage zu versetzen, zu gehen, mein Gleichgewichtssinn schien nicht von dieser zerfließenden Welt betroffen zu sein, war aber in keiner Weise spürbar. Mich leiteten unsichtbare Fäden. Die Welt drohte zu zerfließen und so ich mit ihr, aber sie zerfloss nicht. Stabilität. Die Fratzen der Menschen sahen monströs aus, aber die Menschen taten mir nichts, sie beobachten mich nur. Sie lachten mich auch nicht aus. Schließlich bemerkte ich, dass es mir periodisch kalt und heiß wurde. So als ob ich einen unendlich hohen Turm zu besteigen hatte, war es dann, die Treppen zu nehmen. Es waren die unheimlichsten Schritte, die ich machte. Die Tür brachte mich nicht in Sicherheit, denn auch die Wände meiner Wohnung atmeten und zerflossen. Ich fand das, was mein Bett sein musste, suchte dort eine Sicherheit, die es nicht gab. Das einzige Reale in meiner Welt war der Schmerz, der mir vertrauter wurde, der etwas von seiner Brutalität verlor, den ich immer wieder verwünschte; er sollte verschwinden, der einzige Anker zur Realität. Auch im Bett erfasste mich ein Schwindel, die Welt schien um mich kreisen zu wollen. Ich schloss meine Augen, um einen Riesenwirbel, einen viel größeren Malstrom zu sehen, das schwarze Loch im Zentrum der Galaxie, um das sich alles drehte, jedenfalls etwas sehr hungriges. Als der Schmerz wieder begann, hörten die Wände auf zu atmen, kurz. Dies war alles die Ouvertüre von dem, was mir bevorstand. Fieber, Schüttelfrost und Wahnsinn, spielte die Wahrnehmung da noch eine Rolle? Die Welt verängstigte mich, aber meine Gedanken schienen noch klar zu sein. Obgleich ich wusste, dass Panik die Vernunft beeinträchtigte, schienen noch Reste von ihr übrig. Ich wusste, das würde nicht so bleiben. Bald würde ich zwei und zwei nicht mehr zusammenzählen können. Während die Welt Seegang hatte und sich bemühte zu zerfließen, versuchte ich mich an das zu erinnern, was ich über den Stich einer Avignonwespe wusste. Schmerzen, Halluzinationen, schließlich Fieber, Wahn und Schwachsinn. Ich würde schwachsinnig werden, würde überleben, denn seltsamerweise war der Stich bei seiner verheerende Wirkung nicht tödlich. Während man in die Idiotie verfiel, war es offensichtlich möglich, sich mit dem Nötigsten zu versorgen, Wasser. Man verdurstete nicht. Der Schmerz ließ nach oder fiel nicht mehr weiter auf. Ich hielt die Augen weiter geschlossen. Irgendwann würde ich mich auch an die Halluzinationen gewöhnen, und wenn man völlig idiotisch war, fielen sie einem selbst nicht mehr auf. Die Übergänge waren im übertragenen Sinn schmerzhaft. Es sprach einiges für und gegen einen Krankenhausaufenthalt, man würde dort den dumpfen Schmerz des Fiebers lindern, das Fieber drücken, andererseits hatte ich kein Vertrauen in die fremde Umgebung und in die Menschheit. In meinem Zustand sprach das nicht gerade fürs Hospital, obgleich wenn ich an die Kopftuchträgerinnen dachte ... Konnte ich meine überbordende Phantasie, meine Halluzinationen nicht auf eine schöne, ansonsten unerreichbare Sache lenken? War im begrenzten Umfang, für eine begrenzte Zeit die Wirkung des Stichs mit einer Genussdroge, Haschisch etwa, vergleichbar? Ich versuchte bei geschlossenen

Weitere Kostenlose Bücher