Auf keinen Fall Liebe
vertraulichem Ton: »Ehrlich gesagt, haben wir uns ja auch ein bisschen gewundert, denn sie ist eigentlich Schauspielerin. Aber sie ist ganz plötzlich wieder hier aufgetaucht, und jetzt arbeitet sie für Dr. Clarke.«
»Schauspielerin«, wiederholte Gabriel mit gespieltem Erstaunen. »Etwa Faith Havering?« Martha nickte, und er fuhr fort: »Deswegen kam mir der Name so bekannt vor.«
Er setzte ein verschwörerisches Lächeln auf. »Ja, das Leben geht manchmal seltsame Wege. Nun, wer weiß, vielleicht hat Dr. Clarke ja Gefallen an ihr gefunden, so weit ich mich erinnern kann, ist Miss Havering eine sehr attraktive Frau, verdenken könnte man es ihm nicht.«
»Oh ja, das ist sie«, stimmte Martha zu. Sie senkte die Stimme. »Ich will ja nichts sagen, aber natürlich haben wir uns hier auch bereits so unsere Gedanken gemacht. Immerhin wohnen die Zwei ganz alleine zusammen unter einem Dach, nur mit Dr. Clarkes kleiner Tochter.«
»Tatsächlich?«, fragte er interessiert. »Und Sie glauben wirklich, dass die beiden … na, Sie wissen schon …?«
»Ich bin mir ziemlich sicher.« Die rundliche Frau wurde rot. »Eigentlich dürfte ich Ihnen das ja gar nicht erzählen, aber Miss Havering kam letztens mit einem Rezept für die Anti-Baby-Pille hierher, und dreimal dürfen Sie raten, wer es ausgestellt hat«, berichtete sie triumphierend. »Normalerweise macht das ja nur ein Gynäkologe, deswegen ist es mir sofort aufgefallen. Also wenn das nicht eindeutig ist.«
»Wusste ich es doch«, schoss es Gabriel grimmig durch den Kopf.
»Ja, das ist in der Tat sehr verdächtig«, stimmte er dann zu, »und schon fast ein bisschen skandalös. Unter diesen Umständen sollte ich mir noch einmal überlegen, ob ich dorthin gehen soll.«
»Oh nein«, wehrte Martha schnell ab, »An Dr. Clarkes Qualifikationen ist nichts auszusetzen, wirklich. Und was zwischen ihm und Miss Havering vorgeht, ist ja schließlich auch seine Privatsache. Man macht sich eben nur so seine Gedanken.«
»Natürlich«, nickte Gabriel und zog seine Geldbörse aus dem Jackett. »Auf jeden Fall vielen Dank, dass Sie sich so lange Zeit für mich genommen haben. Was bin ich Ihnen schuldig?«
Er bezahlte den Betrag, den sie ihm nannte, verabschiedete sich noch höflich und machte sich dann auf den Weg zur Pension.
»Verdammter Mist«, fluchte er dabei leise vor sich hin.
Es sah tatsächlich so aus, als ob da was zwischen Faith und diesem Clarke lief, wozu sonst brauchte sie die Pille? Im Prinzip war es ihm egal, wenn sie mit ihm ins Bett stieg, er hatte an Sex mit ihr sowieso nie ein sonderliches Interesse gehabt. Aber das Ganze erschwerte ihm jetzt unnötig sein Vorhaben, er würde sich sehr ins Zeug legen müssen, um sie zurückzuholen.
Am anderen Morgen betrat ein Botenjunge die Praxis und übergab Faith einen großen Strauß langstieliger, roter Rosen.
Überrascht nahm sie die Blumen entgegen, gab dem Jungen ein Trinkgeld und suchte vergeblich nach einer Karte.
»Lucian«, ging es ihr spontan durch den Kopf und ihr Herz begann zu klopfen.
»Okay, ganz ruhig«, sagte sie sich, nachdem sie einen Moment darüber nachgedacht hatte, was wohl der Grund für dieses unerwartete Geschenk war. »Er hat dir schon mal Rosen gekauft, und das war ein harmloses Dankeschön gewesen. Vermutlich ist es dieses Mal nicht anders, es ist eine nette Geste, und du solltest auf keine dummen Ideen kommen.«
Trotzdem war sie ein wenig unruhig und wartete nervös darauf, ob er irgendetwas sagen würde. Doch er erwähnte die Blumen mit keiner Silbe, weder während des Mittagessens noch im Laufe des restlichen Tages, und schließlich dachte sie nicht mehr darüber nach.
Am Abend saß Lucian im Arbeitszimmer, um ein paar Unterlagen durchzugehen. Aber anstatt sich mit den Papieren zu beschäftigen, saß er da und starrte nachdenklich den Blumenstrauß auf Faiths Schreibtisch an.
»Von wem die wohl sind?«, überlegte er missmutig. »Ob Shane die geschickt hat?«
Natürlich wusste er, was rote Rosen zu bedeuten hatten, und der Gedanke, dass Faith etwas so symbolträchtiges von einem anderen Mann geschenkt bekam, versetzte ihm einen kleinen Stich.
Einen Moment lang war er in Versuchung, nachzusehen, ob eine Karte dabei war.
Dann schüttelte er energisch den Kopf. Nein, das würde er nicht tun. Abgesehen davon, dass ihm so etwas grundsätzlich widerstrebte, ging ihn das überhaupt nichts an. Sie schliefen miteinander, aber das gab ihm nicht das Recht, sich wie ein eifersüchtiger
Weitere Kostenlose Bücher