Auf keinen Fall Liebe
seiner hielt, und sie spürte, wie schwer es ihm fiel, über dieses Thema zu sprechen.
»Wir waren erst kurz verheiratet, als ich zufällig einen positiven Schwangerschaftstest im Bad fand. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, es war eigentlich immer mein Wunsch gewesen, einmal Kinder zu haben. Zunächst dachte ich, Alice hätte mir nichts gesagt, weil sie mich überraschen wollte. Also habe ich gewartet, aber schließlich habe ich es nicht mehr ausgehalten und sie auf den Test angesprochen. Anfangs hat sie behauptet, er würde einer Freundin gehören, dann gab sie zu, schwanger zu sein und sagte mir, dass sie das Kind nicht wollte. Natürlich war ich völlig geschockt, ich habe gebettelt und sie angefleht, es sich zu überlegen, doch sie blieb stur, ihre Modelkarriere war ihr wichtiger.«
Entsetzt hörte Faith ihm zu, streichelte unablässig mit ihren Fingern über seine Hand, während er weiter sprach: »Trotzdem habe ich gehofft, sie würde es nicht tun, aber ein paar Tage später teilte sie mir mit, ‚die Sache‘ wäre erledigt. Sie erklärte mir noch ungerührt, sie würde für eine Zeit nach New York gehen, sie hätte dort diverse Jobangebote. Daraufhin habe ich sie vor die Tür gesetzt und die Scheidung eingereicht. Was ich allerdings nicht wusste, war, dass sie offenbar den Zeitpunkt für eine Abtreibung schon überschritten hatte. Ohne dass ich auch nur das Geringste davon ahnte, hat sie Emily zur Welt gebracht, hat mich sechs Jahre lang in dem Glauben gelassen, dass sie die Schwangerschaft abgebrochen hat.«
Seine Stimme klang gequält, und Faiths Herz krampfte sich zusammen.
»Vor einer Weile tauchte Alice dann bei meiner Schwester auf, gab Emily bei ihr ab und meinte lapidar, sie wäre ihr im Weg und ich solle mich jetzt um sie kümmern. Als Maddy mich angerufen und mir das erzählt hat, dachte ich erst, das wäre ein schlechter Scherz. Doch nachdem ich Emily gesehen hatte, hatte ich keinen Zweifel mehr daran, dass sie wirklich meine Tochter ist. Sie war mindestens genauso verstört wie ich, und ich kann bis heute nicht begreifen, wie Alice ihrem Kind das antun konnte.«
Lucian verstummte, und liebevoll legte Faith ihre Hand an seine Wange, streichelte ihn sanft.
Abrupt rutschte er ein Stück dichter an sie heran, umklammerte sie mit schmerzhaftem Griff und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge.
Zärtlich strich sie ihm über den Kopf, hielt ihn fest, tröstend und mitfühlend.
»Lucian«, fragte sie nach einer Weile des Schweigens zaghaft, »was wäre passiert, wenn … wenn ich tatsächlich schwanger gewesen wäre?«
Sie spürte, wie er sich sekundenlang anspannte, dann sagte er leise: »Solange du mich nicht anlügst, musst du dir darüber keine Sorgen machen.«
38
S o offen Lucian in dieser Nacht gewesen war, so verschlossen und zurückhaltend benahm er sich danach, fast so, als würde er es bereuen, sich Faith so verletzlich gezeigt zu haben.
Dennoch hatte sich etwas verändert. Die Tage verliefen wie gewohnt, doch die Nächte wurden noch leidenschaftlicher, noch intensiver.
Faith tat alles, um Lucian in ihren Armen vergessen zu lassen, was ihn quälte, und er liebte sie auf eine besitzergreifende Art, die sie immer weiter in seinen Bann zog.
Mit jeder Nacht verlor sie sich ein kleines Stückchen mehr an ihn, und hilflos stellte sie irgendwann fest, dass sie sich die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte.
Die Grenze zwischen belanglosem Sex und ernsthaften Gefühlen war längst überschritten, und wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass es für sie diese Grenze nie gegeben hatte.
Ein paar Tage später wurde wieder ein Rosenstrauß geliefert, es war inzwischen der Vierte, und obwohl Faith sich darüber freute, fragte sie sich gleichzeitig, was Lucian damit bezwecken wollte.
»Nette Blumen«, war sein leicht bissig klingender Kommentar, als er zwischendurch ins Arbeitszimmer kam.
Überrascht schaute sie ihn an. »Deswegen wollte ich sowieso mit dir reden«, sagte sie zögernd, »Es ist ja nicht so, dass sie mir nicht gefallen, aber findest du nicht, das ist ein bisschen übertrieben?«
Er zuckte betont gleichgültig mit den Achseln. »Wieso? Wenn dir jemand auf diese Weise zeigen will, wie viel du ihm bedeutest, solltest du dich freuen.«
Ungläubig starrte sie ihn an. »Was?«
»Weißt du etwa nicht, was man einer Frau zu verstehen geben will, wenn man ihr rote Rosen schenkt?«, fragte er trocken.
In ihrem Kopf ratterten die Gedanken. Sollte das vielleicht heißen,
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