Auf keinen Fall Liebe
Vater bist. Und selbst wenn, bis das entschieden ist, wird es eine Weile dauern, und bis dahin werde ich Emily mitnehmen.«
Er stand auf und deutete mit mühsamer Beherrschung auf die Tür. »Verschwinde, bevor ich meine guten Manieren vergesse.«
»Na gut, ich werde jetzt erstmal gehen«, gab sie lächelnd nach und erhob sich. »Du hast vierundzwanzig Stunden, um dich von Emily zu verabschieden. Ich komme morgen um diese Zeit wieder vorbei und hole sie ab, bitte sorge dafür, dass sie dann reisefertig ist.«
Gelassen ging sie zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um.
»Weißt du Lucian, im Prinzip warst du gar kein so übler Kerl, ich habe dich anfangs wirklich gemocht. Du hättest dich nur etwas mehr auf deine Karriere konzentrieren sollen, anstatt mir dauernd mit deinen altmodischen Vorstellungen von Liebe, Familie und Kindern in den Ohren zu liegen«, erklärte sie spöttisch. »Das war auch der Grund, warum ich dir nie von Emily erzählt habe. Wenn du es gewusst hättest, hättest du versucht, mich zu einem Hausmütterchen zu machen, und das wollte ich nicht.«
Mit zusammengepressten Lippen starrte er sie schweigend an, und sie fuhr fort: »Naja, was soll‘s, wir wollen jetzt nicht sentimental werden. Lass uns das morgen regeln wie zwei erwachsene Menschen, und du kannst dich ganz schnell wieder deiner Dorfpraxis und deiner Schauspielerin widmen.«
»Spar dir den Weg, ich werde Emily nicht mit dir gehen lassen.«
Sie hob die Augenbrauen, nickte kühl. »Gut, wie du willst. Dann sehen wir uns eben vor Gericht.«
Unruhig saß Faith mit Emily in der Küche beim Mittagessen. Sie schaute ständig auf die Uhr und fragte sich bang, was derart wichtig sein konnte, dass dieses Gespräch sich so ewig in die Länge zog.
Irgendwann hörte sie die Haustür zufallen, und sie rechnete damit, dass Lucian jeden Moment zum Essen erscheinen würde.
Doch nichts tat sich, und sie überlegte kurz, ob sie nach ihm sehen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Was auch immer dort im Sprechzimmer vorgefallen war, es war besser, ihn erst einmal in Ruhe zu lassen.
Nachdem sie gegessen hatten, räumte Faith die Küche auf und schaute nebenbei ab und zu nach Emily, die ihre Hausaufgaben machte.
»Ich bin fertig«, verkündete Emily nach einer Weile, »kann ich zu Tante Polly und Tante Molly rübergehen? Ich wollte ihnen helfen, die Ställe sauberzumachen, und wir wollten Cookies backen.«
»Ja, sicher«, nickte Faith, »Sag ihnen liebe Grüße, ich komme nachher vorbei und hole mir ein Glas Gurken ab.«
Zufrieden räumte Emily ihre Schulsachen weg und verschwand.
Faith zögerte einen Moment, dann hielt sie es nicht mehr aus und ging hinüber ins Arbeitszimmer.
Lucian saß an seinem Schreibtisch und telefonierte. Ein Blick auf sein Gesicht genügte ihr, um zu wissen, dass etwas passiert sein musste.
Abwartend blieb sie in der Tür stehen, unsicher, ob es ihm recht sein würde, wenn sie das Telefonat mit anhörte.
»Gut, dann bin ich morgen früh gleich um neun Uhr bei dir«, sagte er gerade und winkte ihr zu, dass sie hereinkommen sollte. »Danke, dass du das so schnell ermöglichen kannst.«
Er verabschiedete sich, legte auf und warf ihr einen Blick zu, der ihr Angst machte.
»Was ist los?«, fragte sie besorgt.
»Sie will Emily zurück«, sagte er düster.
Geschockt starrte sie ihn an. »Das kann nicht ihr Ernst sein.«
»Ich fürchte schon«, murmelte er bitter und erzählte ihr kurz, was sich im Sprechzimmer abgespielt hatte.
»Und was machen wir jetzt?«, wollte Faith entsetzt wissen, »Wir können ihr doch Emily nicht einfach so überlassen.«
»Das habe ich auch nicht vor. Ich habe bereits mit meinem Anwalt telefoniert, ich werde heute noch nach London fahren, um alles in die Wege zu leiten. Ich muss so schnell wie möglich einen Vaterschaftstest machen lassen.«
»Selbst ein Blinder kann sehen, dass Emily deine Tochter ist.«
»Sicher, nur vor Gericht hat das leider keine Beweiskraft.«
»Gericht«, murmelte sie betroffen, »glaubst du, sie würde wirklich so weit gehen?«
»Sie vielleicht nicht, aber ich«, erwiderte er kampfeslustig. »Ich werde das alleinige Sorgerecht beantragen.«
»Okay«, nickte sie zustimmend, »okay, mach das. Ich versuche, deine Termine abzusagen und rufe Dr. Edwards in Penzance an, damit er dich vertritt.«
»Gut, es wird nur für einen Tag sein, ich denke, dass ich morgen Abend wieder zurück bin. Bitte kümmere dich um Emily und sorge dafür, dass sie auf keinen
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