Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
auf Safari

auf Safari

Titel: auf Safari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
gelassen abzulehnen“, sagte er, als er sich ihr gegenübersetzte.
     
    „Nein, das haben Sie nicht.“
     
    „Lade nicht oft Frauen zum Mittagessen ein“, sagte er barsch.
    „Zum Abendessen übrigens auch nicht. Langweilige Geschichten.
    Hoffe, daß Sie keine wirkliche Herzogin sind? Konnte leider nicht vermeiden, Ihre kleine Anzeige im Zeitungsbüro mitzuhören.“
     
    „Er hat sie laut genug vorgelesen“, mußte sie zugeben. „In Wirklichkeit heiße ich Emily Pollifax. Herzoging war eine Art Spitzname.“
     
    Er streckte den Arm über den Tisch, und sie schüttelten sich feierlich die Hände. Wirklich ein großer Mann, stellte sie fest, das lag an seinem Körperbau und den Muskeln. Dick war er jedenfalls nicht. Er bewegte sich langsam, und auch seine Sprechweise wirkte träge, aber sein Lächeln war bei aller Schläfrigkeit besonders warm und ansprechend. Seine Augen verliehen ihm ein leicht orientalisches Aussehen. Sie saßen in seinem Gesicht wie Mandeln, die man einer Lebkuchenfigur eingedrückt hat.
    Unter seinen schrägstehenden Lidern wirkte der Blick noch schläfriger. Sie gaben ihm das Aussehen eines leicht runzligen Mandarins.
     
    Jetzt sagte er, während er sie aufmerksam ansah: „Sie hatten einen abwesenden Blick, als Sie den Spitznamen erklärten. Guter Freund, dieser Farrell?“
     
    „Ein sehr guter Freund, ja.“
     
    „Einzige Sorte, die sich lohnt“, meinte er und nickte. „Guter Einfall zu inserieren. Übrigens: Mein Name ist Cyrus Reed, Rechtsanwalt, Connecticut. Möchten Sie vor dem Essen etwas trinken?“
     
    Mrs. Pollifax lächelte dem wartenden Kellner zu, schüttelte aber den Kopf. „Ich hab’ nicht viel Zeit“, erklärte sie. „Ich werde um halb drei abgeholt.“
     
    „Dann wollen wir bestellen. Ich kann das Hähnchen empfehlen, weil ich es jeden Tag gegessen habe seit ich hier bin.“
     
    Es stellte sich heraus, daß Mr. Reed seit vier Tagen in Lusaka war.
    „Meine Tochter“, erklärte er, „kann einem den Nerv töten. Hatte darauf bestanden, daß wir auf dem Weg hierher in Rom Station machten, und jetzt ist sie nach Livingstone gefahren, um die Victoria-Fälle zu besichtigen, während ich hier wieder zu Atem komme. Hat für den Ausflug einen Wagen gemietet, sagte, sie wolle mehr von diesem Land sehen.“
     
    „Das wird sie denn wohl auch“, sagte Mrs. Pollifax freundlich.
     
    „Ist schon überfällig. Sollte vor drei Stunden zurück sein. – Und was führt Sie hierher?“
     
    „Ich breche heute nachmittag zu einer Safari auf“, erzählte sie ihm.
    Sein schläfriger Blick wurde munter. „Doch wohl nicht zu der Kafue-Nationalpark-Safari, die offiziell morgen früh beginnt?“
     
    Sie sah ihn erstaunt an. „In der Tat, ja. Sie wollen doch nicht sagen…“
     
    „Doch!“ Er nickte. „Ankunft im Safaridorf Chunga heute am späten Nachmittag. Morgen früh Exkursion, erste Gelegenheit, wilde Tiere zu beobachten, nachmittags Aufbruch zum Safaridorf Kafwala.“
     
    „Genau. Werden Sie auch heute um halb drei von Homer abgeholt?“
     
    Er schüttelte den Kopf. „Wir fahren mit dem Auto. Lisas Idee.“ Er sah sie an und fuhr freimütig fort: „Tut mir leid, wirklich, aber für ein Wiedersehen stehen die Sterne dennoch günstig. Sie sind – wie nennt man das heutzutage – ungebunden?“
     
    „Ich bin Witwe.“
     
    „Ich sollte mein Bedauern ausdrücken, kann’s aber nicht. Sie gefallen mir.“
     
    Sie sah ihn an, und dann mußte sie lachen. „Mir gefällt Ihre Offenheit, aber ich bin nicht gewohnt an solche – solche…“
     
    „Unverhohlene Bewunderung? Wieso nicht? Sie sehen so lebendig aus“, sagte er bestimmt. „Kann langweilige Leute nicht ertragen.“
     
    „Ich bin sehr langweilig“, erklärte ihm Mrs. Pollifax aufrichtig.
    „Ich betätige mich ehrenamtlich – nicht besonders wirkungsvoll -, und ich züchte Geranien. Im allgemeinen “, fügte sie hinzu, „führe ich ein sehr ruhiges Leben.“
     
    „Besagt gar nichts“, meinte er. „Sie wirken interessiert, mit einem Sinn für das Wunderbare. Stimm’s?“
     
    „Ich komme mir vor wie ein Zeuge vor Gericht im Kreuzverhör.“
     
    Er nickte. „Schlechte Angewohnheit von mir, die Schattenseite des Juristenberufes. Wenn meine beiden Kinder mit mir zufrieden sind, nennen sie mich aufrichtig, wenn sie sich über mich ärgern, nennen sie mich plump.“
     
    „Sie haben also zwei Kinder?“
     
    Er nickte. „Der Sohn ist dreißig, das Mädchen – das ist Lisa

Weitere Kostenlose Bücher