auf Safari
sagen, daß Schlangen weder sehen noch hören können, sie spüren nur Erschütterungen.“ Er grinste. „Wenn Sie also einer Schlange begegnen und vollkommen regungslos stehenbleiben, dann kann sie Sie nicht finden.“
„Ich könnte vermutlich nicht stehenbleiben“, sagte Lisa erschauernd. „Ich würde rennen wie die Feuerwehr.“
Mrs. Pollifax wandte ihren Blick von Crispin dem Flußufer zu, das voller Wurzeln war. Sie sah die tiefen Schatten, das dichte Buschwerk und das weiße Gewirr toter Wurzeln. Sie überlegte, was man in diesem Lande alles wissen mußte, um einen plötzlichen, schmerzhaften Tod zu entgehen, und ihr wurde klar, daß das Überleben hier ein bißchen schwieriger war als dort, wo man nur bei Grün über die Kreuzung gehen mußte.
Etwa eine dreiviertel Stunde später waren sie wieder im Safaridorf Chunga. Julian wartete an der Anlegestelle, um Mrs. Pollifax mitzuteilen, daß ein Polizist aus Lusaka angekommen sei, um ihr ein paar Fragen zu stellen.
„Er ist seit einer Viertelstunde da“, berichtete Julian, „und ich habe ihm gesagt, daß ich Sie zu ihm bringen werde. Er sitzt da drüben hinter den Bäumen auf einem Stuhl, ganz versteckt.“
In Julians offenem Blick lag keinerlei Neugierde, während Mrs.
Pollifax überaus neugierig, ja sogar etwas bestürzt war. „Sind Sie ganz sicher, daß er mich sprechen will?“
„O ja“, erwiderte Julian einfach, „er ist den ganzen weiten Weg von Lusaka hergekommen um Sie zu trefen.“
„Das ist eine weite Fahrt.“
„Was nicht in Ordnung?“ fragte Cyrus Reed.
Mrs. Pollifax, die als erste ausgestiegen war, bemerkte jetzt, daß die anderen herankamen und zuhörten. Sie schüttelte lächelnd den Kopf und folgte Julian zu dem angegeben Platz, der zwischen Palmen tatsächlich versteckt lag. Ein schlanker junger Mann in dunkelblauer Uniform erhob sich. Er wirkte zurückhaltend und sehr höflich, sein mageres, dunkles Gesicht verriet Intelligenz. „Mrs.
Pollifax?“
Sie bejahte seine Frage.
Vor ihm stand ein kleiner Tisch, auf dem neben einem Notizbuch eine halbgeleerte Colaflasche stand. Jetzt legte er sich das Notizbuch auf die Knie und zog einen Bleistift heraus.
„Ich komme, Madam (er sprach das Wort M’domm aus) um Sie nach der Anzeige in der heutigen Morgenausgabe der Times of Sambia zu fragen. Eine sehr merkwürdige Anzeige, nicht wahr?“
„Meine Anzei – Oh“, sagte sie, als sie die Frage begriff, „sie ist also heute erschienen. Das freut mich. Man hat es mir zwar gesagt, aber natürlich –„, sie hielt inne, weil sie merkte, daß er darauf wartete, zu Wort zu kommen. „Ich habe doch hoffentlich kein Gesetz gebrochen?“
Er sah aus, als säße er auf einer Gartengesellschaft und balancierte eine Tasse Tee anstatt eines Notizbuches auf den Knien. Seine Augen waren sehr wachsam.
„Diese John Sebastian Farrell“, er sprach den Namen korrekt aus, „Sie kennen ihn?“
„Ja, natürlich, oder vielmehr, ich habe ihn gekannt. Sie sind wohl nicht gekommen um mir mitzuteilen wo er ist, nicht wahr?“
„Nein, Madam.“
„Übrigens“, fügte sie nach kurzem Nachdenken hinzu, „mein Name ist doch in der Anzeige gar nicht erwähnt.“
„Das Büro der Times gab mir Ihren Namen, Madam. Ich habe mich dann mit dem Reisebüro in Verbindung gesetzt, um Ihre Reiseroute zu erfahren. Zurück zu diesem Mann“, fuhr er fort, „was veranlaßt Sie anzunehmen, daß er in Sambia ist?“
Mrs. Pollifax setzte zu einer Antwort an, hielt dann aber, plötzlich ängstlich geworden, inne. „Ist etwas nicht in Ordnung?
Ich verstehe nicht…“
„Würden Sie bitte antworten…“
„Ja, natürlich“, sagte sie. „Ein gemeinsamer Freund hat mir erzählt, er lebe in Sambia und er bekomme seine Post durch Barcleys Bank in Lusaka. Da sein Name nicht im Telefonbuch stand, bin ich zur Bank gegangen. Dort sagten sie mir, sie hätten keine Nachsendeadresse. So kam ich auf den Gedanken zu inserieren.“
Sie schwieg und sah ihm zu, während er ihre Angaben in ein Notizbuch schrieb. „Wieso?“ fragte sie. „Sie sind doch sicher nicht den ganzen Weg von Lusaka hergekommen um…“
„Darf ich Sie nach dem Namen Ihres Freundes fragen?“
„Freundes?“ wiederholte sie verwirrt.
„Des Freundes, der Ihnen gesagt hat, daß der Mann hier lebt.“
Das klang nun tatsächlich ernst. Nach ganz kurzem Zögern sagte sie: „Bishop. William
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