Auf Schokolade und ewig!
gemerkt, wie dein Dad mich heute bei der Parade angesehen hat.â
Während sie ihm also ein aufmunterndes Lächeln gesendet hatte, war die Botschaft ihres Vaters eine ganz andere gewesen.
âEr akzeptiert mich nicht. Und das wird er auch nie tun.â
âUnd deshalb verschwindest du? Einfach so? Du willst nicht mal bleiben und um mich kämpfen?â
âPass auf, es war wirklich toll. Du bist toll. Aber ich will mich nicht einsperren lassenâ, erwiderte Stephen. âDas Leben ist viel zu kurz.â
âIch würde dich nicht einsperrenâ, protestierte sie. âIch würde mit dir gehen, wohin du willst.â
âWürdest du das wirklich, Muriel?â
âNatürlich!â
âBeweis es mir. Steig aufs Motorrad und verschwinde mit mir aus der Stadt.â
âJâ¦jetzt?â, stammelte sie. Ohne sich zu verabschieden? Das ergab keinen Sinn.
Er schüttelte den Kopf. âDas habe ich mir gedacht.â
âDu irrst dich!â
Noch einmal schüttelte er den Kopf. âNein. Ich weiÃ, dass du glaubst, du würdest mir überallhin folgen. Und vielleicht würdest du das sogar eine Zeit lang tun, aber irgendwann würdest du Heimweh nach Icicle Falls bekommen.â
Frustriert biss sie die Zähne zusammen. âIch will mit dir zusammen sein, Stephen.â
âDiese Stadt liegt dir im Blut. Sie ist dein Leben, dein Lebenszentrum. Du meine Güte, du besitzt hier sogar eine Schokoladenfabrik.â
âDie gehört mir nicht, die gehört meinem Vater.â
âDu sollst sie aber irgendwann leiten. Es ist dein Erbe.â
Sie wollte dieses Erbe nicht. Sie wollte Stephen.
âUnd ein wunderbares Erbe noch dazu. Du hast echt Glück, Muriel. Du hast einen Platz auf der Welt, wo du hingehörst, Familie und Freunde, die dich lieben. Gib das nicht aus einer Laune heraus auf.â
âGlaubst du etwa, du bist für mich nur eine Laune? Ich habe in einer halben Stunde meine Sachen gepackt.â
Er schloss die Augen. Dann küsste er sie. Es war kein Kuss voller Versprechen. âLebe wohl, Murielâ, sagte er und ging davon.
Muriel rannte ihm hinterher und griff nach seinem Arm. âStephen, tu das nicht. Wir gehören zusammen.â
âAch, Muriel, du bist so naiv. In Amerika sind nicht alle gleich. Ich habe nun mal den falschen Stallgeruch. Und daran wird sich in den Augen deines Dads auch nichts ändern.â
âDas stimmt nichtâ, beharrte sie, obwohl sie wusste, dass er recht hatte.
Er schnaubte nur ungläubig. âDie Leute haben ihre Vorurteile, unabhängig davon, was man tut oder was passiert. Denen ist es völlig egal, dass ich meinen Arsch in Vietnam hingehalten habe. WeiÃt du, was mir passiert ist, als ich zurück nach Hause kam? Ich war gerade gelandet, steckte noch in meiner Uniform, als mich auf dem Flughafen irgend so ein Jugendlicher angespuckt hat. Also habe ich meine Uniform in die Ecke geschmissen und meine Haare wachsen lassen. Aber die Leute spucken mich noch immer an. Ich werde einfach weiterziehen, bis ich einen Ort gefunden habe, wo sie das nicht mehr machen.â
âNiemand spuckt dich hier anâ, sagte Muriel. Er war so schrecklich empfindlich, dass er gar nicht mehr klar sehen konnte.
âIch gehöre nicht dazu.â
âDoch, das tust du. Du gehörst zu mir!â
Stephens einzige Reaktion darauf war, dass er ihre Hand von seinem Arm löste. âIch verschwindeâ, sagte er und ging.
Stephen hat recht, dachte Muriel verbittert. Er war kein Held. Und genauso wenig war er der Mann ihrer Träume. Der hätte nämlich nicht aufgegeben, wäre nicht einfach verschwunden. Der Traum war ausgeträumt. Einen Moment lang stand sie da und sah ihm hinterher. Dann vergrub sie das Gesicht in den Händen und begann zu schluchzen.
Neuigkeiten verbreiten sich in einer Kleinstadt schnell. Schon zwei Tage später wussten all ihre Freunde, dass Stephen verschwunden war. Auch ihr Vater wusste Bescheid, denn er hatte seinen Wagen zur Inspektion in Swedes Werkstatt gebracht. Muriel war dankbar, dass er nichts weiter sagte, sondern sie nur in den Arm nahm, ihr einen Kuss gab und ihr versicherte, dass er sie liebte, ehe er hinüber ins Büro von Sweet Dreams ging.
Wie bitter, dass die Liebe ihres Vaters Stephen vertrieben hatte. Und wie bitter, dass die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben so eine Enttäuschung für sie
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