Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
Flauschballkopf gemalt war. Bernie setzte sich an den Schreibtisch, schlug die Zeitschrift auf, die er aus Mr Ganz’ Haus mitgenommen hatte, blätterte darin herum, hielt inne.
Ich ging näher zu ihm und sah, dass eine Seite herausgerissen worden war und dass dort, wo diese erstaunlich scharfen Heftklammern saßen – das wusste ich noch von ein oder zwei Kauabenteuern mit Zeitschriften aus meiner Welpenzeit –, ein schmaler gezackter Papierstreifen übrig geblieben war. Er rückte das glänzende Foto von Princess zurecht. Es passte perfekt.
Kapitel 10
Wir schliefen, Bernie in dem großen Bett, ich zuerst am Fußende, bis ich irgendwann in der Nacht in die Diele umzog und mich mit dem Rücken zur Haustür hinlegte. Manchmal passierte das, keine Ahnung, warum. Durch den Spalt unter der Tür kam ein kühler Luftzug – kühl für das Valley jedenfalls –, und ohne richtig erklären zu können, auf welche Weise, spürte ich irgendwie alles, was da draußen in der Nacht vor sich ging, obwohl ich mich im Traumland befand. Ich hatte immer viel Spaß im Traumland. Jetzt zum Beispiel war ich tief im Canyon und folgte in meinem schnellen Trab – ich kann praktisch ewig so dahintraben – der Witterung eines Nabelschweins, als auf einmal ein Krokodil aus einer Höhle schoss. Ich machte einen Satz, sprang über sein aufgerissenes Maul, aber genau in dem Moment, als ich auf dem Boden landete, erschien ein riesiger Bär …
Klingel, klingel. Ein Telefon versuchte sich in meinen Traum zu drängen, dann brach alles – Bär, Krokodil, der ganze Canyon – in viele Stücke, die rasch verblassten, und ich war auf den Beinen.
Klingel, klingel. Unser Telefon, es klingelte mitten in der Nacht; vor den Fenstern war es dunkel, im Haus überall Schatten. Ich hörte Bernies verschlafene Stimme, heiser und krächzend: »Hallo? Suzie?« Kurze Stille, und dann war ich auch schon im Schlafzimmer. Bernie saß im Bett, hielt mit der einen Hand das Telefon ans Ohr, mit der anderen rieb er sich den Kopf. »Clauson’s Wells? Die Geisterstadt? Was machst du denn so weit …?«, fragte er. »Klar. Du meinst, morgen früh, oder …« Er verstummte. Ich hörte Suzie. Sie sprach schnell, ihre Stimme klang schrill, aber ich konnte nicht verstehen, was sie sagte. »Jetzt?«, fragte Bernie. »Ist jemand bei dir? Ich dachte …« Es klickte am anderen Ende. Im nächsten Moment war Bernie aus dem Bett gesprungen und stieg in seine Hose. »Chet?«, rief er. »Chet?« Er stand direkt vor mir, er schien sogar in meine Richtung zu schauen, aber er sah mich nicht: Ich werde mich nie daran gewöhnen, wie schlecht er nachts sieht – und auch alle anderen Menschen, die ich jemals getroffen habe. Wie konnten sie so bloß leben? Ich ging zu Bernie und wedelte mit dem Schwanz.
»Wo hast du dich versteckt?«, fragte er und tätschelte mich flüchtig. »Wir müssen los, mein Junge.« Ich rannte zur Haustür und bremste schlitternd; dabei machten meine Krallen ein hübsches Kratzgeräusch auf dem Holzboden. Irgendwas war passiert, das konnte ich spüren. Ich hörte Bernie ins Büro gehen, das Zahlenschloss am Safe drehen. Er kam heraus, steckte die 38er Special in seinen Gürtel. Wir waren bereit.
Wir sausten unter dem Nachthimmel dahin, zuerst der normale Valley-Nachthimmel, gleichzeitig dunkel und rosa, ohne Sterne, aber nach einer Weile verblasste das Rosa, und die Sterne kamen heraus, und auch der Mond, eine schmale silberne Sichel. Ich hatte viel Zeit damit verbracht, den Mond zu beobachten, hatte gesehen, wie er seine Form veränderte, aber ich verstand immer noch nicht, was da eigentlich passierte. Verstand das überhaupt jemand? Wahrscheinlich nicht. Ich hatte mal gehört, wie Bernie zu Charlie sagte, die Sonne wäre auch nur ein Stern, aber wie konnte das sein? Man musste doch nur mal schauen, wie groß die Sonne war und wie heiß. Sterne waren dagegen klein, und falls sie heiß waren, hatte ich davon noch nie was gemerkt. Oh, Bernie. Ich riss meine Augen vom Himmel los und sah zu ihm hinüber. Er hing über dem Lenkrad, hielt es fest umklammert. Auf Nachtfahrten hörten wir sonst immer Musik, aber heute nicht. Nur der Wind pfiff vorbei und drückte mir die Ohren platt. Ein merkwürdiges Gefühl lief mir über den Rücken. Ich rutschte ein bisschen näher zu Bernie.
Ohne vom Gas zu gehen, fuhren wir im Zickzack irgendwelche Berge hoch, Bernie schaltete blitzschnell rauf und runter, die Reifen quietschten in den Kurven. Diese Schalterei mit dem
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