Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
Viehherden durch Clauson’s Wells getrieben«, sagte Bernie. »Das letzte Wasser für die nächsten dreihundert Kilometer.« Er schwieg eine Weile, dann fuhr er fort: »Falls noch was davon übrig ist.« Der arme Bernie. Er machte sich immer so viele Sorgen wegen Wasser – bestimmt würde er gleich wieder vom Aquifer anfangen –, aber jedes Mal, wenn er den Hahn aufdrehte, kam Wasser raus, in rauen Mengen. Wo lag also das Prob…?
»Nur ein Aquifer für den gesamten verfluchten Staat, warum kann nicht mal jemand …« Bernies Stimme verlor sich erneut, aber ich wusste, dass er innen in seinem Kopf mit sich weitersprach. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Menschen das oft taten, dass sie Schwierigkeiten hatten, ihren Geist auszuschalten. Ich nicht, Amigo: Ich kann meinen Geist im Handumdrehen ausschalten, was immer das auch heißt.
Die niedrigen Hügel kamen näher. Im Licht unserer Scheinwerfer tauchten Menschendinge auf: Bierdosen, eine Radkappe, Klopapierfetzen an stachligen Pflanzen, noch ein hölzerner Wegweiser, der umgefallen auf dem Boden lag und lauter kleine runde Löcher hatte. »Angeblich ist Wild Bill Hickok mal hier durchgeritten und hat in der Stadt ganz schön rumgeballert«, sagte Bernie. Schon wieder Hickok? War er der Bösewicht? Der Entführer von Princess und Adelina? Und – Moment mal. Er hatte in Clauson’s Wells rumgeballert? Was war mit diesem Mündungsfeuer? Das konnte doch nur bedeuten, dass er zurück war und wieder rumballerte. Bösewichten fiel es schwer, nicht mehr böse zu sein. Das schafften sie fast nie. So was lernte man schnell in unserem Geschäft.
»Chet! Ruhig, mein Junge. Was ist denn in dich gefahren?«
Ich versuchte, still zu sein; gar nicht so einfach. Ich wusste, dass wir uns unserem Ziel näherten. Wusste Bernie es auch? Ich sah zu ihm hinüber. Er beugte sich über das Lenkrad, seine Hände schimmerten grün im Licht der Armaturenbeleuchtung. Jawohl, er wusste es. Wir waren Partner, Bernie und ich. Nur um sicherzugehen, weil man schließlich mit einem Löffel keine Messerstecherei anfing, warf ich einen Blick auf Bernies Gürtel, sah, dass die 38er Special an ihrem Platz war und nur darauf wartete, gezogen zu werden. Von mir aus hätte Bernie auf der Stelle loslegen können.
Die Piste verbreiterte sich auf einmal zu einer Straße mit dunklen Holzhäusern auf beiden Seiten, einige davon ziemlich windschief, andere in einem noch schlimmeren Zustand, kurz vorm Einfallen. Ein großer Steppenläufer kullerte durch unsere Scheinwerferkegel und verschwand dann wieder aus unserem Blickfeld. Es war immer ein Mordsspaß, Steppenläufer zu jagen, einmal hatte ich sogar …
Vor einem der Häuser, einem mit Schwingtüren, stand ein Auto. Solche Türen kannte ich aus den Western, die Bernie und ich uns früher immer angesehen hatten. Sie bedeuteten Saloon, und Saloon bedeutete Faustkämpfe und zertrümmerte Möbel. Ich erkannte auch das Auto: der gelbe Käfer, in dem immer irgendwelche Leckerbissen lagen, Suzies Auto. Bernie blieb dahinter stehen und stellte den Motor ab. Er nahm die Taschenlampe aus dem Handschuhfach und drehte sich zu mir um, einen Finger auf den Lippen. Ich wusste, was das hieß. Wir stiegen aus, leise, wie zwei Schatten. Der Wind heulte, nicht besonders laut. Owei. Humpelte Bernie etwa? Ja, ein kleines bisschen. Nach einer langen Autofahrt passierte das manchmal, hatte was mit einer alten Verletzung zu tun. Ich trottete langsam neben ihm her.
Wir gingen zu Suzies Auto. Die Fenster waren offen. Bernie sah hinein, die Taschenlampe war immer noch aus. Ich roch Hundekekse. Und außerdem Suzies Geruch – ein sehr angenehmer Geruch, Seife, Zitrone und noch etwas anderes, das eben Suzie war. Der Geruch kam in dünnen Schwaden durch das Fenster auf der Fahrerseite, aber – Moment mal: Er kam außerdem …
Bernie schnalzte kaum hörbar mit der Zunge. Das bedeutete, dass wir weitergingen. Wir bewegten uns auf die Saloontür zu und traten auf eine Art Bürgersteig aus Holzbrettern, aber schon bei Bernies erstem Schritt begannen die Bretter zu knacken. Er blieb sofort stehen und lauschte. Ich lauschte auch, konnte außer dem Wind aber nichts hören. Wir gingen zurück auf die Straße und weiter zu einer schmalen Gasse, die an der Seite des Saloons entlangführte. In der Gasse war es stockfinster, und überall waren merkwürdige Schatten. Einige davon hätten Männer sein können, aber dass es abgesehen von Bernie nicht nach Mensch roch, sagte mir, dass es
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