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Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)

Titel: Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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Straße. In dem Licht, das durch die Risse in der Wand fiel, tanzte Staub. Die Spuren, alle drei – die Fußspuren und die glatte Spur dazwischen –, endeten bei einem Paar Reifenabdrücken. Die Reifenabdrücke – tiefe, breite Rillen, vielleicht von einer Art Laster – führten durch das riesige Loch in der gegenüberliegenden Wand nach draußen. Ich folgte ihnen mit der Schnauze am Boden.
    Sie führten mich um eine Ecke herum zurück auf die Hauptstraße dieses schrecklichen Orts bis vor den Saloon. Dort verschwanden sie zwischen allen möglichen anderen Reifenabdrücken. Ich trabte im Kreis herum und hoffte – worauf? Keine Ahnung. Bernie! Wo war er? Ich trabte weiter, immer schneller, bis schließlich hinter den niedrigen Hügeln die Sonne aufging und alles in ein helles, goldenes Licht tauchte. Ich blieb stehen und blickte hoch, und erst da bemerkte ich, dass der Porsche weg war. Gleich darauf stellte ich fest, dass auch Suzies Auto weg war.
    Ich schnüffelte weiter und hoffte, dass ich irgendetwas entdecken würde: Bernies Geruch oder den von Suzie oder meinetwegen auch den der Kaustreifen in ihrem Auto. Diese Streifen hatten einen erstaunlich kräftigen Geruch, der über große Entfernungen reichte. Aber nein, nichts. Moment mal: nichts außer dem schwachen Geruch von verbranntem Öl, ein Geruch, den ich sehr gut kannte. Der Porsche. Ich bohrte die Schnauze in den Staub. Ja, kein Zweifel.
    Der Geruch von verbranntem Öl – inzwischen war ich in meinen gewohnten Trab gefallen, nicht den ganz schnellen und auch nicht den ganz langsamen, sondern den mittleren Trab, den ich ewig beibehalten kann – führte mich die Straße hinunter zu der Wüstenpiste, auf der wir gekommen waren. Nach einem Weilchen verschwanden die Reifenabdrücke in dem harten steinigen Untergrund, noch ein bisschen später roch ich einen letzten schwachen Hauch von verbranntem Öl, und dann war Schluss. Ich wurde langsamer, bis ich ganz stehen blieb. Plötzlich war mir schlecht, und ich übergab mich wieder. Diesmal kam nicht mehr viel, nur noch so ein bisschen wässriges Zeug. Es bildete eine kleine Pfütze auf dem Boden, und von irgendwoher tauchten auf einmal Ameisen auf. Sie versammelten sich am Rand meiner säuerlich riechenden Pfütze und befühlten sie mit ihren winzigen Beinchen. Ich wollte gerade auf ihnen herumtreten, als ich in der Ferne ein leises Quieken hörte.
    Zuerst dachte ich, es wären die Ameisen! Verrückt, was? Das zeigt, dass ich in diesem Moment wirklich nicht ich selbst war. Ich wandte mich von der Pfütze und den Ameisen ab und sah mich um. Bei dieser Bewegung kehrte der Schmerz in meinen Kopf zurück, aber ich achtete nicht darauf. In der einen Richtung lagen die niedrigen Hügel mit der Geisterstadt Clauson’s Wells. In allen anderen Richtungen nichts als Wüste, so weit ich sehen konnte, und in der Ferne, auf der anderen Seite der Sonne, vielleicht ein paar Berge. Also: Mein Job war es …
    Da. Wieder dieses Quieken. Genauer gesagt eine Art Wimmern, vielleicht der Wind. Vielleicht aber auch nicht. Erst die Fakten, dann die Theorie, wie Bernie immer sagte. Keine Ahnung, was er damit meinte, aber es gefiel mir, wenn er so redete. Bernie: immer der klügste Mensch weit und breit. Ich lief zurück in die Geisterstadt.
    Die Sonne stieg höher. Die größte Sommerhitze war vorbei, aber hier draußen in der Wüste wurde es immer noch ziemlich heiß. Meine Zunge fühlte sich hart und trocken an. Was hatte Bernie gesagt? »Das letzte Wasser für die nächsten dreihundert Kilometer.« Also wo war es? Schnüffelnd trabte ich die Hauptstraße entlang zum Saloon, aber ich roch kein Wasser. Dann fiel mir wieder ein, dass Bernie auch gesagt hatte: »Falls noch was davon übrig ist.« Aber es musste noch was da sein. Bernie machte sich dauernd Sorgen über das Wasser, aber es endete immer damit, dass es in rauen …
    Das Quieken, dieses Mal sehr nah, kam aus dem Saloon, und es war auch kein Quieken, sondern eindeutig ein Wimmern. Bernie? Bernie würde nie wimmern, egal was passierte. Aber wenn doch …? Der Gedanke, dass etwas so Schlimmes passiert sein konnte, dass selbst Bernie wimmerte, brachte mich auch beinahe zum Wimmern. Ich kroch unter den Schwingtüren durch und lief rein.
    Durch die Stelle in der Rückwand, an der ein paar Bretter fehlten, schien hell die Sonne. Mir fielen Dinge auf, die ich vorher nicht gesehen hatte: überall Spinnweben, eine wacklige Treppe, die ein Stockwerk höher führte, ein paar Häufchen

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