Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
daran, und gleichzeitig winselte sie leise.
Ich stieg aus dem Teich, schüttelte das Wasser ab und ging zu ihr hinüber. Sie schien mich nicht zu bemerken, sondern kratzte und winselte weiter. Ich drückte mit der Schulter gegen die Tür. Sie gab nicht nach. Aber ich entdeckte etwas: Das war keine Tür mit einem dieser Knäufe, die ich nicht drehen konnte, obwohl ich es schon so oft probiert hatte. Stattdessen hatte sie so ein kleines rundes Metallstück, das Menschen mit ihrem Daumen nach unten drückten. Das hatten wir geübt, Bernie und ich. Ich stellte mich auf die Hinterbeine und drückte mit einer meiner Vorderpfoten auf dieses Daumending. Klick: Die Tür ging auf.
Ich sah mich drinnen um: eine kleine Hütte mit einem einzigen Zimmer, keine Möbel außer einem Tisch und ei nem Stuhl und einem Feldbett, das an der gegenüberliegenden Wand stand. Ich lief hin. Auf dem Feldbett lag jemand, zugedeckt mit einer Decke, unter der ein paar blonde Haarsträhnen vorschauten. Ich bellte. Unter der Decke rührte sich nichts. Ich ging zu dem Feldbett, packte einen Zipfel der Decke mit den Zähnen und zog daran.
Adelina Borghese. Sie lag auf dem Rücken, die Augen offen. Ehe ich mich’s versah, war Princess irgendwie auf das Feldbett gesprungen. Sie kletterte auf Adelinas Brust und begann ihr das Gesicht zu lecken, während sie gleichzeitig winselte. Princess begriff das vielleicht nicht, aber ich wusste von meinem Job her, was das runde rote Loch an der Seite von Adelinas Kopf bedeutete. Und der Geruch: Nicht sehr stark, vielleicht begann er sich gerade erst zu bilden, aber er war da. Ich packte Princess wieder im Nacken und trug sie weg. Sie leistete keinen Widerstand.
Kapitel 12
Dieses Mal ließ ich Princess nicht fallen, sondern setzte sie vorsichtig auf dem Boden ab. Sie stand vor der Hütte und zitterte wieder. Die Hütte war mir irgendwie unheimlich. Ich entfernte mich ein Stück, warf einen auffordernden Blick zurück zu Princess, damit sie es mir gleichtat, und tatsächlich: Nach einem kleinen Weilchen folgte sie mir. Hier überdeckte der wunderbare Geruch von Wasser den anderen Geruch in meiner Nase, den aus der Hütte. Ich lief zum Teich und schlabberte ein wenig. Princess tauchte neben mir auf. Sie musste nicht mal den Kopf senken, wenn sie trinken wollte, weil er sich fast auf Höhe des Wasserspiegels befand. Sie streckte ihre winzig kleine Zunge heraus und fing auch an zu schlabbern. Schlabberte und schlabberte und hörte überhaupt nicht mehr auf damit. Wie passte bloß das ganze Wasser in sie hinein? Gleichzeitig bemerkte ich, dass sie achtgab, damit ihre Pfoten nicht nass wurden. Warum? Ich hatte keine Ahnung, aber langsam bekam ich den Eindruck, dass von allen Angehörigen meines Völkchens, die ich während meiner langen Laufbahn kennengelernt hatte, keiner so war wie Princess.
Abgesehen davon ging mir nichts durch den Kopf. Wir standen am Teich. Die Sonne brannte inzwischen vom Himmel herunter, die Luft stand still, es war kein Laut zu hören. Das hatte eine merkwürdige Wirkung auf mich, und ich stand auch still da und gab keinen Laut von mir. Dann endlich kam mir ein Gedanke, und ich erwachte plötzlich wieder zum Leben. Der Gedanke war: Bernie.
Wo mochte er sein? Ich hatte keine Ahnung, hatte nicht einmal einen Ansatzpunkt, von dem aus ich hätte denken können. Mein Kopf war leer, und aus diesem Zustand der Leere heraus bewegte ich mich unwillkürlich vom Teich weg, über den Wiesenstreifen und auf den steinigen Pfad zu, der den Hügel runter in die Geisterstadt führte. Warum, wurde mir erst klar, als ich mich praktisch schon auf dem Pfad befand: Bernie würde mich suchen, daher musste ich leicht zu finden sein. Dann wurde mir noch etwas anderes klar: Princess war nicht bei mir. Ich blickte zurück, und da stand sie, wie festgewachsen am Rand des Teichs.
Ich blieb stehen, eine Pfote in der Luft. Princess schien in meine Richtung zu blicken. Ich bellte. Sie zeigte keinerlei Reaktion und rührte sich nicht vom Fleck, obwohl sie mich gehört haben musste. Ich drehte mich um und lief zu ihr zurück. Das war schließlich mein Job.
Ich trabte um den Teich herum zu Princess. Sie sah mir mit ihren riesigen, dunklen Augen entgegen. Ich gab ein tiefes, heiseres Bellen von mir und war auf alles gefasst, besonders auf einen unvorhersehbaren Biss mit diesen Zähnen, die erstaunlich groß waren, wie mir in diesem Moment auffiel. Aber Princess biss nicht. Vielmehr überraschte sie mich ein weiteres Mal,
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