Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
Bernie auch getan. Er hatte sogar ein Wort dafür: absondern oder aussondern oder so ähnlich. Wenn man sich in einer Situation wie dieser befindet, muss man als Allererstes die Lage absondern, daher schlenderte ich zu einer stacheligen Pflanze, die ich markierte, dann zu einem Haufen Steine, die golden glitzerten, und einem kleinen, runden Steppenläufer, der ganz ruhig dalag. Ich markierte auch die Steine und den Steppenläufer und ein paar andere Sachen und versuchte mich zu erinnern, was sonst noch alles zu einer Absonderung gehörte – Bernie! Wo war Bernie? –, als mir eine Witterung in die Nase stieg, die ich nicht ausstehen konnte: ganz ähnlich wie Frosch oder Kröte, nur ein bisschen fischiger, das Fischige schärfer und gleichzeitig weniger aufdringlich als der Geruch von richtigem Fisch. Ich rede von frischem Fisch, versteht sich, alter Fisch ist eine ganz andere Sache. Diese Witterung hier – froschig, krötig, fischig – konnte nur eins bedeuten: Schlange. Vor Schlangen fürchtete ich mich entsetzlich. Das gebe ich gerne zu, da habe ich keine falsche Scham. Dabei habe ich einmal, und das überrascht Sie vermutlich, auf einer Wanderung durch irgendeinen Hochwald eine dicke schwarze Schlange gefangen. Was war an diesem Tag nur in mich gefahren? Der Ausdruck auf Bernies Gesicht! Ich verlor mich ein wenig in meinen Erinnerungen, und als ich wieder zu mir kam, war der Schlangengeruch stärker.
Ich folgte dem Geruch. Hey! Er führte mich geradewegs zu dem Kaktus zurück, in dessen Schatten Princess lag und mich mit ihren dunklen Augen ansah. Und hinter ihr – oh nein! – wand sich eine riesige Schlange, die das Maul aufriss und ihre langen, scharfen Zähne zeigte. Roch Princess die Schlange etwa nicht? Was war eigentlich los mit ihr? Aber jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken: Wie ein Verrückter bellend raste ich auf die Schlange zu, steuerte den hintersten Teil an, so weit von diesen Zähnen entfernt wie nur möglich. Die Schlange sah mich kommen – schon allein diese winzigen Schlitzaugen, gruselig! –, fuhr mit dem Kopf herum in meine Richtung, zischte und schnappte nach mir. Das machen sie so – kein richtiges Beißen, das wusste ich von einer Zeitlupenaufnahme auf dem Discovery Channel, die ich zusammen mit Bernie gesehen hatte. Im allerletzten Moment, vielleicht ein kleines bisschen zu spät, setzte ich zu einem enormen Sprung an, dem höchsten meines bisherigen Lebens, und flog über sie hinweg. Etwas, womöglich etwas Scharfes, streifte die Haarspitzen ganz hinten an meinem Schwanz. Dann landete ich, schoss herum, sah, wie Princess davonflitzte – kein Traben mehr, sondern richtiges Rennen. Die Schlange kam seitwärts gleitend auf mich zu, Kopf in die Höhe gestreckt, fieser Blick. Ich verzog mich, ohne lange zu überlegen. Mit einem Löffel fängt man keine Messerstecherei an.
Ich machte einen großen Bogen um die Schlange und hatte Princess schnell eingeholt. Sie raste wie eine Irre weiter, ihr Flauschfell flatterte hinter ihr her. Unter ihrem Fell war sie noch viel kleiner, als ich gedacht hatte. Ich verlangsamte mein Tempo, bis ich nur noch ganz langsam trabte und wir nebeneinander herliefen. Wohin liefen wir? Weg von Männern mit Gewehren, weg von Schlangen mit scharfen Zähnen: Darauf kam es an. Was in Princess’ Kopf vor sich ging, wusste ich nicht. Sie rannte weiter, den Kopf auf ihre entschlossene Art vorgereckt.
Niemand kann so eine Geschwindigkeit bis in alle Ewigkeit durchhalten, und nach einer ziemlich langen Zeit – wir hatten die Sonne inzwischen im Rücken – verlangsamte Princess ihr Tempo zu ihrem schnellen Trab, dem mit den verschwimmenden Beinen. Ich ging neben ihr her und hielt Ausschau nach Schlangen, ohne welche zu entdecken. Außer uns war da nur ein großer schwarzer Vogel, der über uns kreiste. Ich mag keine Vögel, habe ich das schon erwähnt? Warum sind die immer so griesgrämig? Wäre ich griesgrämig, wenn ich den lieben langen Tag über den blauen Himmel segeln könnte? Bestimmt nicht. Und was diesen besonderen Vogel anging, den mochte ich noch weniger. Die ganze Zeit über hatte ich den Eindruck, dass er uns folgte. Warum tat er das?
Hinter uns sank die Sonne. Unsere vor uns herlaufenden Schatten wurden länger, meiner noch viel länger als der von Princess, versteht sich. Sie trabte immer noch schnell dahin; schon irgendwie toll, wie lange sie dieses Tempo durchhielt. Vielleicht wusste sie nicht, wie sie langsamer laufen sollte. Während
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