Auf sie mit Gebell: Bernie und Chet ermitteln - Roman (German Edition)
Bürotürme im Zentrum, sondern zu einem lausigen alten Kasten gegenüber von einem Supermarkt. Ein Wachmann mit einem Streichholz im Mundwinkel erklärte: »Hunde bleiben draußen.« Ich musste im Auto warten. Das passierte nicht zum ersten Mal, und es machte mir nichts aus. Während Bernie weg war, überlegte ich, dass es toll wäre hochzuspringen, mir den Zahnstocher aus dem Mund des Wachmanns zu schnappen und dann ganz still dazustehen, damit er denkt, er könnte mich mir nichts, dir nichts fangen.
»Nie mehr Zinn-Futures«, sagte Bernie, als wir wegfuhren. »Selbst wenn du mich fesseln musst.« Bernie fesseln. Weder konnte noch wollte ich das. Was Zinn-Futures anging, hatte ich keine Ahnung. Genauso wenig wie Bernie, hatte ich den Eindruck. Das hieß, niemand hatte eine Ahnung; deshalb brauchte man auch nicht darüber nachzudenken. Ich bin sowieso einer, der von jetzt auf gleich mit dem Denken aufhören kann, und das tat ich auch.
Zurück zu Hause gingen wir ins Büro, und Bernie machte sich an der Tafel zu schaffen. Ich lag auf dem Boden, hörte zu, wie der Stift auf der Tafel quietschte, und tauchte ein bisschen in den Geruch ein, der den Kopf ganz frei machte.
»Hier«, sagte Bernie und zeichnete einen Kasten, in den er etwas schrieb, »haben wir die Borgheses – den Grafen und Adelina. Passaic. Worum zum Teufel geht es dabei? Die Info kam von Suzie, und sie gehört natürlich zu … Dann« – quietsch, quietsch – »haben wir Aldo, den Sekretär, ein italienischer Name, aber sein Englisch ist einwandfrei. Nance, die Trainerin und mutmaßliche Babycakes-Attentäterin. Und nicht zu vergessen Princess.«
Princess vergessen? Niemals. Sie hatte den großen Bärtigen angegriffen!
»Hey, Chet, was ist los?«
Dieses Knurren – kam das etwa von mir? Ich stellte es augenblicklich ein. Bernie drehte sich wieder zu der Tafel um. »Babycakes gehört hierher, zusammen mit Sherman Ganz.« Quietsch, quietsch. »Er wohnt in Las Vegas und ist im Besitz von Clauson’s Wells. Das sagt zumindest der Sheriff von Rio Loco, der hier unten ein eigenes Kästchen kriegt. Wahrscheinlich wäre eine Karte ganz nützlich. Rio Loco Ranch, County-Verwaltung, Waffen-Testgelände, Las Vegas, und dann ist da noch …« Der Stift bewegte sich immer schneller, die Tafel wurde immer schwärzer, Bernies Stimme klang auf einmal irgendwie verzerrt, und der Stiftgeruch machte den Kopf nicht mehr frei. »… Motorrad … Zielfernrohr … Hütte … Suzie …« Ein tiefes Seufzen; das kam von mir.
Klingel, klingel. Das Telefon. Ich öffnete die Augen: Büro, Bernie am Schreibtisch, Kopf nach unten, Augen zu. Sie gingen einen Spalt weit auf, als er nach dem Telefon griff und es dabei vom Schreibtisch fegte.
»Bernie?« Von der Stelle unter dem Schreibtisch, wo das Telefon gelandet war, kam eine Stimme, eine verärgerte Stimme, die ich gut kannte: Leda. Bernie beugte sich nach unten, tastete herum. »Bist du da?«, fragte sie. »Ist das einer deiner pubertären …«
»Mist«, sagte Bernie und kämpfte sich wieder unter dem Schreibtisch vor. »Ähm, hallo.«
»Was ist denn los? Du klingst merkwürdig.«
»Muss was mit dem Telefon sein … schlechte Verbindung.«
»Ich höre dich ausgezeichnet.«
Mittlerweile saß Bernie wieder auf seinem Stuhl am Schreibtisch, und das Telefon war dort, wo es hingehörte. Er wartete, Schultern gestrafft, wachsam.
»Hast du geschlafen?«, fragte Leda.
»Um …« Bernie sah auf seine Uhr, »… halb zwei nachmittags? Natürlich nicht.«
»Hör zu, da …«
»Ich höre zu.«
»Unterbrich mich bitte nicht dauernd, Bernie. Ich habe gerade genug Zeit, dir das Problem zu erklären.«
»Welches Problem?«, fragte Bernie und beugte sich vor, das Telefon ans Ohr gedrückt.
»Bernie, bitte.«
»Bitte, was?«
»Bitte, hör auf, mich zu unterbrechen.«
»Ich unterbreche doch niemanden.«
»Doch, gerade eben erst wieder.«
»Das stimmt doch gar nicht.«
»Bernie, zum letzten Mal!«
Bernie klappte den Mund auf und wieder zu.
»Die Sache ist die«, sagte Leda. »Malcolm ist auf Geschäftsreise, und ein großer Kunde macht plötzlich Schwierigkeiten. Ich muss im Büro bleiben, bis die Angelegenheit geklärt ist, und das Mädchen hat heute seinen freien Tag und …«
»Du willst also, dass ich Charlie von der Schule abhole?«
»Jetzt hast du es schon wie…« Leda unterbrach sich selbst. »Ja«, sagte sie und senkte die Stimme ein wenig. »Und vielleicht kannst du ihn sogar über Nacht bei dir
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