auf toedlichem Kurs
lang im Auto gelegen haben. Ich reparierte gerade meine Holzsäge, da kam der Kerl und sprach mich an. Zum Glück steht mein Chevrolet im Schatten, sonst wäre ich längst Roastbeef. Aber durchgebraten!« Er kicherte mehr um sich aufzumuntern als über seinen schwarzen Humor. »Warum sind bloß plötzlich alle hinter diesem Bild her?«
»Alle?«
»Na, der Kerl da und ihr! Jahrelang hing das Gemälde brav und unbemerkt in meiner bescheidenen kleinen Hütte. Niemand hat es interessiert, mein kleines Schiff. Ich hätte übrigens gerne alle drei Bilder gekauft, aber dein Onkel Titus hatte nur noch dieses eine gefunden.«
»Sie wussten also von der Existenz der weiteren Gemälde?«
»Aber ja! Es waren ursprünglich drei Bilder. So hat Titus es mir doch erzählt. Ich weiß es noch wie heute. Und das ist auch logisch! Ich kenne nämlich die Schiffe sehr gut. Schließlich war ich auf allen drei Jachten lange Zeit zur See gefahren!«
Justus brauchte einen Moment, um diese überraschende Neuigkeit zu verarbeiten. Das Gespräch gestaltete sich immer interessanter. Er zwinkerte Bob zu, der die Anweisung verstand und seinen Notizblock zückte.
»Die Boote existierten also wirklich?«, fasste Justus nach.
Horowitz trank einen Schluck. »Ich erzählte doch bereits, ich war Matrose! Die Schiffe gehörten Jeff Rothman. Ihr kennt doch Jeff Rothman?« Die ahnungslosen Gesichter von Justus und Bob signalisierten Horowitz, dass er mit dieser Annahme falsch lag. »Ich sehe schon, ihr habt keine Ahnung. Aber woher auch; ihr seid viel zu jung! Jeff Rothman, der Ölbaron! So nannten wir ihn. Er ist schon lange tot, der Gründer von Rothman Oil .«
»Ach der Mister Rothman!« Von der Ölgesellschaft zumindest hatten Justus und Bob schon gehört. »Und dem Firmengründer gehörten die Schiffe?«, lenkte Justus auf das Thema zurück.
»Ja, alle drei. Ein Hobby von dem alten Herrn. Ein paar Jungs und ich haben zusammen die Schiffscrew gebildet. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten war die Oil Company ziemlich erfolgreich und Rothman nahm sich die eine oder andere Auszeit auf seinen neuen Segeljachten. Zumindest mehrere Jahre lang. Bis er plötzlich von einem auf dem anderen Tag den Spaß an seinen Schiffen verlor.«
»Die Firma hatte Anlaufschwierigkeiten?«, unterbrach ihn Justus hellhörig. Ihm ging Horowitz’ Erzählfluss auf einmal viel zu schnell.
»Nun ja, der alte Rothman hat zunächst am Strand von Venice nach Öl gebohrt, hier gleich um die Ecke. In Venice war damals das Ölfieber ausgebrochen. Doch alles in allem war das ein wenig lukratives Geschäft. Rothman hat seine Bohrtürme früh genug abgestoßen und sich um sehr viel erfolgreichere Gegenden gekümmert. Damals nannte er die Venice Oil Company in Rothman Oil um, so wie die Firma heute noch heißt. Von da an machte er viel Geld. Inzwischen gehört das ganze Imperium seinem Sohn – Samuel Rothman.«
»Der Sohn heißt also wie eins der Schiffe?«
»Ja, aber es war natürlich umgekehrt: Der alte Rothman hat die Schiffe nach seinen nächsten Verwandten benannt.«
»Wissen Sie etwas über das Schicksal der Segeljachten?«
Mr Horowitz lachte. »Sicher. Aber vorher erzählt mir nun endlich mal, warum ihr hinter den Bildern her seid!«
Justus kratzte sich am Nacken. »Der Grund ist ganz einfach: Wir möchten für einen unserer Klienten ein gestohlenes Bild zurückholen. Er besaß das Gemälde mit dem grünen Schiff namens Samuel . Doch um es zu finden, müssen wir das Rätsel lösen, das die Bilder umgibt. Wir stellten fest, dass sich plötzlich ein Mann namens Escovedo für die Bilder interessiert, nachdem sie jahrelang unbemerkt an verschiedenen Orten hingen und sich offenbar niemand weiter um sie gekümmert hat. Die Bilder müssen also ein Geheimnis in sich tragen, das urplötzlich Interesse erregt hat und dem wir unbedingt auf die Spur kommen möchten.«
»Aus diesem Grund brauchen wir Ihre Hilfe«, ergänzte Bob. »Inzwischen geht es um mehr: Escovedo ist ein gefährlicher Mann und er muss überführt werden.«
Horowitz schien das zu überzeugen. Nachdenklich betrachtete er sein leer gewordenes Glas. »Kannst du mir bitte noch eine Cola holen, Bob?« Während der dritte Detektiv höflich aufsprang und in die Küche lief, schwieg Horowitz. Fast abwesend starrte er durch das struppige Geäst der Bäume in den blauen Himmel und schien sich alte Zeiten wachzurufen.
Die Spur des Malers
»Es ist lange her und ich bringe die Jahre schon durcheinander«, begann er
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