auf toedlichem Kurs
hatte. Wuchtig schlug er das Buch wieder zu, kratzte noch schnell den Joghurtbecher aus und verließ auf leisen Sohlen das Haus. Auf dem Weg in die Zentrale warf er einen Blick über den Schrottplatz, der im schwachen Schein einer ehemaligen Straßenlaterne ruhig dalag. Als er den Wohnwagen betrat, legte Bob soeben den Telefonhörer aus der Hand. Seine Miene verriet, dass er erfolgreich gewesen war.
»Und, wer ist der Vater von Mrs Regina Pearson?«
Bedeutungsvoll lächelnd drückte Bob Justus einen Zettel in die Hand. »Die Adresse zu finden hat mich mehrere Telefonate gekostet. Aber den Namen herauszubekommen war nicht schwer. Ich habe einfach die Sekretärin von Mrs Pearson angerufen. Die, die uns in der Kanzlei so skeptisch begrüßt hatte. Ich hatte mir gemerkt, wie sie hieß. Ich erzählte ihr, ich hätte ein dringendes Geschenk für Mrs Pearsons Vater und er würde bestimmt sauer sein, wenn sie mir nicht augenblicklich seine Telefonnummer nennen würde. Sie hat mich cool abblitzen lassen, dabei jedoch seinen Namen verraten ...«
Justus warf einen Blick auf das Blatt Papier und grinste. »Hab ich es mir doch gedacht! Gute Arbeit, Bob. Dann mal los!«
»Sollen wir nicht Cotta Bescheid sagen?«
»Das werden wir, Bob, aber erst muss ich mir noch über ein paar Punkte klar werden. Wir werden auch Kommissar Reynolds hinzuziehen sowie Mrs Caballero. Sie alle sollen zusammenkommen und erfahren, was hinter dem Geheimnis der Bilder steckt.«
»Das klingt nach der großen Justus-Jonas-Show«, sagte Bob etwas beleidigt.
Justus schloss die Tür zum Campingwagen zu und lachte. »Die ist doch das Salz in der Suppe!«
Sie setzten sich in den VW.
»In den Canyon«, sagte Justus. »Wir fahren zu Mrs O’Rien.«
»Ich brauche nicht lange«, sagte Justus, als sie am Ziel angekommen waren. Bevor Bob überhaupt etwas erwidern konnte, war er schon aus dem Wagen gesprungen. Justus wollte allein zu der älteren Dame, vor allem, weil er annahm, dass er auf diese Weise schneller zum Ziel gelangen würde. Er spürte, dass er ihr sympathisch war, und er ahnte auch, warum.
Justus drückte seinen Finger auf die Klingel und nahm ihn erst wieder herunter, als nach wenigen Sekunden im Flur das Licht anging. Die Tür wurde aufgerissen und Justus blickte in die Mündungsrohre von Mrs O’Riens Schrotflinte.
»Dieses Mal ist sie geladen«, sagte Mrs O’Rien scharf.
»Es geht um Minuten«, sagte Justus. »Bitte öffnen Sie mir die Tür!«
»Lass mich in Ruhe«, schrie die Frau. »Ich möchte von den alten Geschichten nichts mehr wissen!«
»Das sollten Sie aber«, entgegnete Justus und stellte seinen Fuß in den Türspalt. »Ich habe wichtige Neuigkeiten für Sie. Nur ist es jetzt zu knapp, Ihnen alles zu erklären! Und bitte helfen Sie mir, eine alte Geschichte aufzuklären! Ich versichere Ihnen, Sie werden mir dankbar sein!«
Langsam ließ Mrs O’Rien die Flinte sinken. »Also gut, komm herein«, sagte sie matt. »Justus Jonas, der seine Eltern verloren hat. Ich kann dir die Hilfe nicht verweigern. Was willst du?«
»Bitte folgen Sie mir in das Atelier Ihres Mannes!«
Sie nickte und schloss die Tür. Justus bot ihr an, sich bei ihm unterzuhaken, und Mrs O’Rien willigte ein. Gemeinsam stiegen sie die Treppen hoch, Stufe um Stufe. Als hätten sie es schon tausend Mal getan.
»Denkst du oft an deine Eltern?«, fragte Mrs O’Rien, als sie den ersten Stock passierten.
»Manchmal.«
»Wie genau erinnerst du dich an sie?«
»Ich war sehr klein. Es sind nur wenige Bilder, die sich mir eingeprägt haben.«
»Sie haben dich bestimmt geliebt.«
»Ich weiß«, sagte Justus leise.
Sie schwiegen.
Kurze Zeit später waren sie im oberen Stockwerk angekommen. Mrs O’Rien öffnete die Tür zum Atelier, betätigte das Licht und die beiden traten ein. »Und jetzt?«, fragte sie.
Mit einiger Mühe rief sich Justus in die gegenwärtige Situation zurück. »Es geht um den Tod Ihres Mannes«, sagte er ruhig. »Bitte erinnern Sie sich genau. Sie sagten, Sie seien damals bei ihm gewesen. Was haben Sie gemacht?«
»Ich wischte Staub und säuberte die Regale.«
»Wo befanden Sie sich?«
Mrs O’Rien deutete auf eine Empore, die knapp unter dem Glasdach an der Wand entlanglief. »Dort oben!«
»Lassen Sie uns zusammen hinaufgehen.«
»Ich war seit dem Tod meines Mannes nicht mehr auf dem Steg. Aber wenn es dir hilft, gerne.«
Um auf die Empore zu gelangen, mussten sie eine schmale Holztreppe hochsteigen. Mrs O’Rien ächzte, aber
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