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Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Titel: Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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seinem Stuhl; er stützte sich auf den Schreibtisch und rief mit Donnerstimme über das Summen der Klimaanlage hinweg: »Ein Kind, Brunetti. Wissen Sie überhaupt, was für Scherereien mir das einbringen kann?«
    »Von wem kam der zweite Anruf, Signore?«, fragte Brunetti.
    »Das wollte ich gerade sagen. Von der Leiterin des Sozialamts. Bei ihr ist eine Beschwerde über einen Polizisten eingegangen, der ein Kind belästigt haben soll. Sie wollte wissen, was da vor sich geht.« Brunetti verkniff sich die Frage, wer die Beschwerde eingereicht habe, da Patta ohnehin nicht darauf geantwortet hätte.
    Patta sank auf seinen Stuhl zurück und fuhr etwas ruhiger fort: »Zum Glück ist ihr Mann mit mir im Lions Club, also kenne ich die beiden recht gut. Ich habe ihr versichert, dass es sich um ein Missverständnis handelt, und sie scheint mir das abgenommen zu haben. Jedenfalls wird es keine offizielle Untersuchung geben.« Seine Erleichterung war mit Händen zu greifen. »Immerhin eine Sorge weniger.«
    Brunetti rührte sich nicht, er hielt es für das Beste, einfach abzuwarten, bis die Wogen von Pattas Zorn sich geglättet hatten, und ihm dann eine Erklärung anzubieten.
    »Fulgoni ist Bankdirektor«, sagte Patta. »Haben Sie die leiseste Ahnung, wie einflussreich ein solcher Mann sein kann? Außerdem ist er mit dem Questore befreundet.« Patta unterbrach sich, um diese Tatsache nachwirken zu lassen, und sagte dann etwas ruhiger: »Aber ich glaube, ich habe ihn davon abbringen können, sich bei ihm persönlich zu beschweren.«
    Patta schloss die Augen und atmete tief durch, damit Brunetti auch ja mitbekam, wie ungeheuer seine Geduld durch das unbesonnene und verantwortungslose Vorgehen seines Untergebenen strapaziert wurde und wie sehr ihn sein schweres Amt mitnahm.
    »Also gut«, sagte Patta schließlich erschöpft. »Stehen Sie nicht so herum. Setzen Sie sich, und erzählen Sie mir Ihre Version.«
    Brunetti nahm Platz, hielt den Rücken tunlichst gerade, die Beine parallel nebeneinander, die Hände auf den Knien: jetzt bloß keine Mätzchen und etwa die Arme vor der Brust verschränken. »Ich habe in der Tat mit Signora Fulgoni gesprochen, Vice-Questore: Tenente Scarpas Bericht zufolge haben sie und ihr Mann einen Zeitpunkt nennen können, vor dem der Mord nicht stattgefunden haben kann. Mich hat interessiert, ob ihnen irgendetwas Besonderes oder Ungewöhnliches aufgefallen ist. Und ich wollte mich nach diesen vier Lagerräumen erkundigen: Dort hätte sich leicht jemand verstecken können.«
    »Davon hat Fulgoni kein Wort gesagt«, erklärte Patta mit dem Argwohn eines Mannes, der es gewohnt ist, belogen zu werden. »Er sagte, Sie hätten ihr persönliche Fragen gestellt.«
    Brunetti setzte eine erstaunte Miene auf, als kränke ihn eine solche Unterstellung – mit Recht. »Nein, Signore. Nachdem sie meine Frage nach dem Zeitpunkt, wann sie und ihr Mann nach Haus gekommen waren, beantwortet hatte, habe ich ihr nur noch ein Kompliment für ihre Wohnung gemacht und sie gefragt, ob sie die Fontanas kenne. Das hat sie verneint, und dann sind Vianello und ich gegangen.«
    »Und zwar in die Wohnung darunter, um das Kind zu befragen«, sagte Patta mit neu entflammtem Zorn.
    Brunetti wehrte die unberechtigte Kritik mit erhobenen Händen ab. »Das ist entweder ein Missverständnis oder eine Übertreibung, Signore. Wir sind nach unten gegangen und haben geklingelt. Hinter der Tür war eine Kinderstimme zu hören, und ich habe gefragt, ob ich die Mutter sprechen kann. Als die Tür geöffnet wurde, sah ich hinten im Flur eine Frau stehen« – Brunetti hielt es nicht für nötig, die Frau zu beschreiben – »und nahm an, das sei die Mutter des kleinen Mädchens. Also ging ich rein, um mit ihr zu sprechen, aber sobald mir klarwurde, dass es sich bei der Frau nicht um die Mutter handelte, sind Vianello und ich gegangen. Auf der Stelle, Signore. Vianello kann das bestätigen.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Patta in einem jener hellen Momente, die Brunetti seit Jahren davon abhielten, ihn als kompletten Idioten abzutun.
    »Wie sollen wir das darstellen?«, fragte Patta. »Ich habe den Autopsiebericht gesehen«, fügte er hinzu. »Bestimmt wird es nicht sehr lange dauern, bis die Presse davon Wind bekommt.«
    »Von Rizzardi erfährt sie nichts«, erwiderte Brunetti so hitzig, dass Patta ihm einen warnenden Blick zuwarf.
    »Dottor Rizzardi ist nicht der Einzige, der in der Pathologie arbeitet, wie Sie vielleicht wissen, und auch

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