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Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Titel: Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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das noch nicht beeindruckend genug: »Aber das sind nur die von Krankenhauspatienten; die Proben, die uns von Ärzten eingeschickt werden, sind hier nicht dabei.« Lächelnd fragte sie den Inspektor: »Möchten Sie die Zahl auch noch sehen?«
    Vianello hob kapitulierend die Hände. »Sie haben gewonnen, Dottoressa. Ich hatte ja keine Ahnung.«
    Signora Zeno zeigte sich als gnädige Siegerin. »Geht den meisten so, sogar denen, die im Krankenhaus arbeiten.«
    Brunetti hörte ein Geräusch und sah zwei Laboranten nach der Tür schielen. Rizzardi war eingetreten. Brunetti konnte sich diesen plötzlichen Wandel nicht erklären, aber der sonst so elegante Pathologe sah so mitgenommen und zerknittert aus, als habe er in Kleidern geschlafen. Er kam ein paar Schritte auf sie zu, hob hilflos die rechte Hand und hielt sie mit ausgestreckten Fingern, Handfläche nach unten, von sich weg: aus, vorbei.
    »Man hat ihr die Handgelenke verbunden und sie an den Tropf gehängt, aber dann wurde die Schwester in ein anderes Zimmer gerufen«, fing er an. Er sah zu Brunetti hinüber, zog sein Taschentuch heraus und wischte sich Gesicht und Stirn und Hände ab. »Sie hat die Verbände abgemacht und den Schlauch herausgerissen, während die Schwester draußen war.« Er schüttelte den Kopf.
    Brunettis Gedanken flohen zu Cato, jenem edelsten der römischen Republikaner. Als das Leben ihm unerträglich wurde, schlitzte er sich den Bauch auf, und als seine Freunde ihn zu retten versuchten, riss er sich mit eigenen Händen die Eingeweide heraus, weil der Tod einem Leben ohne Ehre vorzuziehen war.
    »Ich gehe nach Hause«, sagte Rizzardi. »Ich mache das nicht.« Und dann war er verschwunden.
    Dottoressa Zeno ging rüber und besprach sich mit ihren Mitarbeitern. »Was macht er nicht?«, fragte Vianello.
    »Die Autopsie, nehme ich an«, sagte Brunetti und wünschte, Vianello hätte ihn das nicht gefragt.
    Vianello sah ihn entsetzt an.
    »Das heißt, die Sache ist…«, fing Brunetti an, brachte aber das Wort »gestorben« nicht über die Lippen. »Es ist vorbei«, sagte er. Ohne die Aussage von Signorina Montini– und wer garantierte ihnen, dass sie jemals ausgesagt hätte – hatten sie gegen Gorini nichts in der Hand. Irren ist menschlich, in Krankenhäusern werden ständig Fehler gemacht, die Leiden und Sterben zur Folge haben.
    »Wir wissen nicht, ob sie nur die Cholesterin- und Blutzuckertests manipuliert hat.«
    »Glaubst du, sie wäre imstande gewesen, Patienten bewusst in Gefahr zu bringen?«
    Nein, das glaubte Brunetti nicht, aber das würde die Leute, an deren Proben sie herumgepfuscht hatte, ganz bestimmt nicht trösten. »Man wird alle Tests, die sie durchgeführt hat, wiederholen müssen«, sagte Brunetti; die entsprechende Anweisung, dachte er, könnte wohl nur von Patta oder dem Krankenhausdirektor kommen. Aber ein weiteres Vorgehen gegen Gorini war ausgeschlossen. Signorina Montinis Tod hatte jede Gefahr für ihn beseitigt. Dass sie irgendwelche schriftlichen Aufzeichnungen über ihre Manipulationen hinterlassen hatte, war nicht zu erwarten. In ihrer gemeinsamen Wohnung mit Gorini hatte sie sie jedenfalls ganz bestimmt nicht aufbewahrt, und auch nicht an ihrem Arbeitsplatz, dem Ort, an dem sie ihre Ehre verraten hatte.
    »Wir können nur die Polizei in Aversa und Neapel verständigen.«

28
     
    Wie Brunetti geahnt und befürchtet hatte, erwies es sich als unmöglich, Vice-Questore Patta von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass alle von Signorina Montini durchgeführten Laboruntersuchungen wiederholt werden mussten. Sein Vorgesetzter hatte es bereits abgelehnt, weiter gegen Signor Gorini und dessen Geschäfte zu ermitteln. Immerhin hatte der Mann – wie Patta aus zuverlässiger Quelle wusste – bei der Behandlung der Frau eines Stadtrats großen Erfolg gehabt, und daher kam es – zumal keinerlei Beweise gegen ihn vorlagen – gar nicht in Frage, ihm Schwierigkeiten zu machen.
    Als Brunetti auf einer Wiederholung der Labortests bestand, fuhr Patta ihn an: »Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viel Defizit das Gesundheitsamt jedes Jahr macht?« Brunetti schwieg. »Und das soll noch größer werden, nur wegen Ihrer wilden Spekulationen, dass irgendein Gesundbeter diese Frau dazu bewegt haben könnte, nichtexistente Krankheiten vorzutäuschen?«
    »Ein Gesundbeter mit einem ellenlangen Vorstrafenregister, Dottore«, sagte Brunetti.
    »Mit einem langen Register eingestellter Strafverfahren«, korrigierte ihn Patta. »Ich hoffe

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