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Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Titel: Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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doch, dass ausgerechnet Sie, Commissario, nicht darauf hingewiesen werden müssen, dass das zwei verschiedene Dinge sind.« Patta setzte ein gewinnendes Lächeln auf, als scherze er mit einem alten Freund, der den Unterschied noch nie begriffen hatte.
    Brunetti ließ das nicht gelten. »Wenn diese Frau Testergebnisse manipuliert hat, Vice-Questore, müssen die Tests wiederholt werden.«
    Wieder lächelte Patta, aber diesmal völlig humorlos. »Mangels jeglicher Beweise, dass die Frau vorsätzlich eine Straftat begangen hat – von Ihren aus der Luft gegriffenen Vermutungen einmal abgesehen, Commissario –, halte ich es für unverantwortlich, die Leute, deren Proben sie untersucht hat, unnötig in Angst zu versetzen.« Er dachte nach und fügte dann hinzu: »Oder das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Institutionen der Regierung zu untergraben.«
    Wie so oft, wenn Brunetti mit Patta zu tun hatte, musste er die Geschicklichkeit bewundern, mit der sein Vorgesetzter seine schlimmsten Fehler – in diesem Fall blinden Ehrgeiz und die entschlossene Weigerung, irgendetwas zu unternehmen, das keinen direkten Nutzen für ihn abwarf – in den Anschein von Rechtschaffenheit umzumünzen wusste.
    Brunetti verzichtete auf weitere Erklärungen und wechselte das Thema. »Ich gehe morgen Vormittag zu Fontanas Beerdigung, Signore«, sagte er.
    Patta konnte der Versuchung nicht widerstehen. »In der Hoffnung, dort den Mörder zu sehen?«, fragte er mit jovialem Lächeln, damit Brunetti den Scherz auch ja verstand.
    »Nein, Signore«, antwortete Brunetti sachlich. »Damit sein Tod nicht als etwas Belangloses abgetan wird.« Vernunft und Überlebensinstinkt hielten ihn davon ab, den Satz mit »wie alles andere« zu beenden. Er stand auf, verabschiedete sich höflich, ging nach unten und führte zwei frustrierende Telefonate mit seinen Kollegen in Aversa und Neapel; dann ging er nach Hause und verbrachte den Rest des Tages und den Abend mit der Lektüre von Marc Aurels Selbstbetrachtungen – ein Vergnügen, das er sich seit Jahren nicht mehr gegönnt hatte.
    Die Trauerfeier fand in der Kirche Madonna dell’Orto statt, der Gemeinde, aus der Fontanas Mutter stammte und die sie immer als geistliches Zentrum ihres Lebens betrachtet hatte. Brunetti und Vianello trafen zehn Minuten vor Beginn der Messe ein und setzten sich in die zwölfte Reihe. Vianello trug einen dunkelblauen Anzug, Brunetti einen dunkelgrauen. Er war froh über sein Jackett, denn die Kirche war der erste kühle Ort seit der Wohnung, in der er mit Lucia und Zinka gesprochen hatte.
    Die Hitze draußen hatte Schaulustige und die Dauergäste der Totenmessen ferngehalten, und so saßen da traurig auf die Bänke vor ihnen verteilt nur etwa fünfzig Personen. Als er mit seiner Zählung fertig war, stellte Brunetti fest, dass für jedes Lebensjahr Fontanas nur ein einziger Trauergast gekommen war.
    Brunetti und Vianello waren zu weit hinten, um erkennen zu können, wer in den ersten Reihen saß, die für Angehörige und nahe Freunde reserviert waren, aber die würden sich bald zeigen, wenn sie hinter dem Sarg aus der Kirche zogen.
    Die Musik begann, irgendein ödes Orgelthema, das als Fahrstuhlmusik in einer sehr soliden, wenn auch nicht unbedingt reichen Wohngegend getaugt hätte. Von hinten schob sich ein Geräusch über das Geleier; Brunetti und Vianello standen auf und drehten sich danach um.
    Ein blumengeschmückter Sarg wurde von vier Männern in schwarzen Anzügen hereinbefördert, denen der traurige Anlass offenbar vollkommen gleichgültig war. Brunetti fragte sich, ob die Mutter wohl am liebsten auch noch Totenkläger angeheuert hätte. Als der Sarg vor dem Altar zum Stillstand kam, setzten alle in der Kirche sich hin, und die Messe fing an. In den ersten Minuten hörte Brunetti noch zu, aber heutzutage war die Zeremonie viel langweiliger als die, die er als Kind bei der Beerdigung seiner Großeltern und Tanten und Onkel erlebt hatte. Die Messe wurde auf Italienisch gehalten. Die lateinischen Zauberformeln waren ihm lieber gewesen. Und er fragte sich, ob man bei dieser modernen – und banalen – Zeremonie mit Absicht nicht mehr während der Messe die Totenglocken läuten ließ, deren Bimmeln so viele Mitglieder seiner Familie zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet hatte, als Letzte seine Mutter.
    Während er abwechselnd stand, saß und kniete und sich seinen Erinnerungen hingab, dachte Brunetti noch einmal gründlich über diesen seltsamen Todesfall nach. Signorina

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