Auf Umwegen ins Herz
keine Ruhe.“ Er atmete tief aus und lehnte sich ebenfalls zurück. Dann leerte er seinen Eistee in einem Zug, und wir sahen uns schweigend an. „Eigentlich hoffte ich … dass wir wieder Freunde werden könnten. Ich, für meinen Teil, würde es schön finden.“
Er würde es schön finden … Seine Worte rannen mir wie Schokolade runter, und dabei wollte ich wütend bleiben. Verflucht, dieses Hin und Her meiner Gefühle machte mich fertig! Er leckte sich wieder über die Lippen – das fand ich auch schön!
„Naja … wir werden sehen …“
Und wieder sein entwaffnendes Lächeln. „Bist du immer so bissig?“
„Nur bei denen, die es verdient haben.“
„Autsch! Na, dann muss ich mich wohl mächtig ins Zeug legen.“
Jetzt kam ich nicht umhin zu grinsen. „Oh ja …“
Sein lautes Lachen machte mich erneut ganz hibbelig. Prima.
Julian streckte sich.
Ich sabberte.
„Zwar würd ich mich gerne noch länger mit dir unterhalten, Jana, aber ich muss jetzt leider los, Neele abholen.“ Oh nein!
„Neele?“ Klang meine Stimme zittrig?
„Meine große Liebe. Warte, ich zeig dir ein Foto von meiner Süßen“, antwortete Julian mit einem Augenzwinkern. Dann fasste er sich an die Rückseite seiner Hose und zog seine Geldtasche hervor. Hatte er etwa eine Freundin? War er verheiratet? Oh Gott, er wird doch nicht schon Vater sein? Vor Spannung hielt ich den Atem an, bis er sie aufklappte und mir ein Foto von sich und einem weißen Fellhaufen vor die Nase hielt.
„Neele ist meine weiße Schäferhündin. Ich hatte sie übers Wochenende bei meiner Schwester.“
Puh – Schreck lass nach!
Julian winkte die Bedienung zu unserem Tisch und verlangte die Rechnung. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, meine Getränke und den Kuchen mitzubezahlen. „Musst du auch schon los? Soll ich dich noch bis zu deinem Auto begleiten?“
Ehe ich meine Gehirnwindungen unter Kontrolle hatte, hörte ich mich antworten: „Gern … ich muss ohnehin nach Hause. Ich hab noch einiges zu erledigen.“ Innerlich verdrehte ich die Augen über meine vorlaute Klappe.
Als wir das Café verließen, wirbelte der Wind durch meine Haare. Ich raffte sie zusammen und hielt sie fest. Es braute sich wohl ein Sturm zusammen, denn dunkle Wolken bedeckten inzwischen den Himmel. Der Gastgarten war fast leer, es waren anscheinend alle nach drinnen geflüchtet oder hatten das Café verlassen. Mir war das während unserer Unterhaltung gar nicht aufgefallen.
Wir gingen nebeneinander an den Geschäften vorbei, in die nächste Seitenstraße, wo ich meinen kleinen schwarzen Flitzer geparkt hatte. Vor meinem Auto blieb ich stehen und drehte mich Julian entgegen. „Da wären wir.“
„Jana … ich … schön, dass du heute für mich Zeit hattest.“ Sein Blick war wieder einmal viel zu intensiv. Dann nahm er meine Hand, drückte sie und gab mir links und rechts ein Küsschen.
Mein Herz setzte für einen Moment aus. Er roch so unbeschreiblich gut! Erst, als er wieder etwas Abstand zwischen uns gebracht hatte und mich anlächelte, löste ich mich langsam aus meiner Starre. „Ja“, war alles, was ich hervorbrachte.
„Bis bald, Jana.“
Zwinkernd drehte er sich um und ging in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich blieb stehen und schaute ihm nach. In dieser Jeans wirkte sein Hintern äußerst knackig. Ich biss mir auf meine Unterlippe. Und natürlich – genau in diesem Moment, als man mir wahrscheinlich meine Erregung von Weitem ansah, drehte er sich um und winkte mir noch einmal frech zu.
Verdammt, verdammt! Verdammt! Schnell stieg ich in mein Auto und schnallte mich an. Alleine zu Hause würde ich es jetzt unmöglich aushalten. Also wühlte ich in meiner Tasche nach dem Telefon.
Kurz darauf stand mir Isa im Jogginganzug gegenüber, ihre Haare zu einem Zopf zusammengebunden, und ließ mich in ihre Wohnung. Sie ging voraus zum Kühlschrank, warf mir eine Flasche stilles Mineralwasser zu und nahm sich selbst auch eine.
„Na, du siehst aber erledigt aus. Warst du gestern noch fort?“ Ich ließ mich auf einen der beiden dunkelrosaroten Ohrensessel fallen, die gegenüber vom Fernseher standen, und legte meine Beine auf den Hocker davor. Isa nahm in dem zweiten Platz und stellte ihr Wasser auf den Tisch dazwischen.
„Hey, ich kann doch nicht an einem Samstagabend als Single alleine daheim versauern“, konterte meine Freundin mit einem Augenzwinkern.
„Und? Hab ich was verpasst?“ Mit „was“ meinte ich definitiv: männlich,
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