Auf Umwegen ins Herz
sofort höre, ob es ihnen gefällt oder ob sie schlecht finden, was ich mit ihnen mache. Wo sonst bekommt man so eine ehrliche Rückmeldung über seinen Job?“
„Da hast du wohl recht. Und wahrscheinlich hast du auch noch Arbeitszeiten, um die man dich nur beneiden kann?“
Lena seufzte tief. „Nun, ganz so rosig ist es nicht. Natürlich ist nur bis Mittag Unterricht, doch dann kommen noch die Vorbereitungsstunden dazu, das Verbessern der Hausaufgaben, der Förderunterricht, den ich abseits der regulären Stunden anbiete. Ich muss mir Spiele überlegen, planen, basteln, den Wochenplan muss ich ausarbeiten … Du siehst also, es ist nicht gleich nach dem Unterricht mit der Arbeit vorbei für mich. Unterm Strich bin ich genauso viele Stunden beschäftigt, wie jeder andere mit einem Vollzeitjob.“
Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, ich hatte eben auch so meine Vorurteile über die viele Freizeit von Lehrern. Im Nachhinein war mir meine Frage jetzt peinlich, aber Lena lächelte mir freundlich zu. „Und was machst du beruflich?“
Ich erzählte ihr von meinem Job, und die dunkelhaarige Frau lauschte mir ebenso gespannt wie ich bei ihr. „Wow, das hört sich ja richtig cool an. Ich wäre jedes Mal wahrscheinlich ungeheuer aufgeregt und stolz, wenn ein Magazin mit von mir gestalteten Seiten den Weg von der Druckerei zu den Zeitschriftenhändlern antritt. Und wenn ich mir vorstelle, es dann in den Händen zu halten … das muss dir doch gefallen, oder?“
Schmunzelnd stimmte ich ihr zu. „Als ich das erste Mal an der Zeitschrift mitgearbeitet habe, hab ich sie gleich am Erscheinungstermin beim nächsten Zeitschriftenhändler gesucht. Beim Bezahlen musste ich dem verdutzten Verkäufer einfach erklären, dass ich das Magazin selbst gemacht hatte. Du hättest mein Grinsen und sein Gesicht dazu sehen sollen!“
Lena brach in schallendes Gelächter aus. „Weißt du schon, dass wir uns jetzt auch im Fitnessstudio treffen werden?“
„Ja, das hat Marco mir vorhin bereits erzählt. Ich freu mich darauf, jetzt regelmäßig mit dir zu plaudern.“ Und das meinte ich tatsächlich ernst. In der kurzen Zeit war mir klar geworden, dass für mich kein Grund zur Eifersucht bestand. Mit Lena würde unsere kleine Sportgruppe nicht auseinanderbrechen, sondern im Gegenteil, sie würde um eine liebe Person erweitert werden.
„Ich mich auch, Jana. Treibst du noch anderen Sport? Außerhalb des Muskelpalastes?“
„Naja, wenn es das Wetter zulässt, jogge ich lieber. Im Winter gehe ich hin und wieder ins Hallenbad und ziehe meine Längen. Und du?“
„Ich habe ein eigenes Pferd in einem Stall etwas außerhalb von Linz eingestellt. Mindestens dreimal in der Woche besuche ich meinen Jazzman und sehe nach, wie es ihm geht! Er hat sich vor einiger Zeit am Sprunggelenk verletzt, und seitdem kann ich ihn leider nicht mehr reiten!“
„Oh, das tut mir leid. Gibt es Chancen auf Heilung? Tut mir leid, wenn ich so blöd frage, aber ich kenne mich mit Pferden überhaupt nicht aus. Ich glaube, ich bin noch nicht einmal einem echten Pferd gegenübergestanden. Ich bin wohl ein typisches Stadtmädel.“
Sie schenkte mir ein schiefes Grinsen. Dann drehte sie mit wehmütigem Blick ihr Glas im Kreis. „Nein, so, wie es aussieht, werde ich ihn nie wieder reiten können, ohne dass er Schmerzen dabei hätte. Und das kommt für mich natürlich nicht infrage!“
Sie lehnte sich über den Tisch, ihre Augen hatte sie wütend zusammengekniffen. „Kannst du dir vorstellen, dass es immer wieder Leute gibt, die ihre Pferde mit Schmerzmittel vollpumpen und dann mit ihnen auf Turnieren antreten?“
Ungläubig verneinte ich. „Die armen Pferde …!“
„Du sagst es! Die Tiere spüren dann zwar keine Schmerzen, dafür sind diese umso größer, wenn die Wirkung der Medikamente nachlässt. Mit tut dabei das Herz weh, diese Tierquälerei!“ Wir schüttelten beinahe zeitgleich vor Entrüstung die Köpfe.„Du reitest also nicht, sondern besuchst nur dein Pferd?“, hakte ich verwirrt nach.
„So ähnlich.“ Endlich lächelte sie wieder. „Ich reite regelmäßig auf der Stute einer Freundin, mit der ich auch hin und wieder auf Turniere fahre. Ich würde zwar gerne noch mit Jazzman teilnehmen, doch das ist leider unmöglich. Und ein zweites Pferd kann ich mir nicht leisten, mal ganz davon abgesehen, dass ich für zwei auch keine Zeit hätte.“
„Klingt logisch. Und wieso behältst du ihn dann, wenn du nicht mehr auf ihm reiten kannst?“
Ihr
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