Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
Vom Netzwerk:
dich ganz sicher an.«
    Fast alle Ampeln waren wider Erwarten grün, und als sie auf der Autobahn fuhren, waren die Rücklichter von Wings Wagen schnell vor ihm verschwunden. Wing war jünger und hatte deswegen noch Lust am schnellen Fahren. Holten hatte sich im Laufe der Jahre eine ruhigere Fahrweise angewöhnt.
    Wie immer, wenn der Verkehr wenig Aufmerksamkeit erforderte, schweiften seine Gedanken ab. Er dachte an seine Angetraute, mit der er auch einmal wieder etwas Schönes unternehmen sollte – vielleicht die große Tochter in Süddeutschland besuchen –, an seinen jüngsten Sohn, der schon länger darauf wartete, dass er mit ihm endlich seine Internetseite gestaltete, und an seinen Ältesten, der so gut Fußball spielte, dass er immer wieder gern ins Stadion ging.
    Sein letzter Besuch auf dem Fußballplatz kam ihm in den Sinn, und als das Wettrennen des kleinen Jungen mit seinem Vater vor seinem geistigen Auge ablief, fiel ihm plötzlich die Lösung, die einzige, die plausibel schien und alles erklären konnte, wie eine reife Pflaume in den Schoß. Er wusste nun, wie und wo er weitersuchen musste.
    Er fingerte sein Handy aus der Tasche und tippte Wings Nummer ein. Als gesetzestreuer Bürger wusste er natürlich, dass man im Auto sein Mobiltelefon nicht ohne Freisprecheinrichtung benutzen durfte, aber auf der Autobahn konnte man ja nicht einfach so anhalten, und so etwas Überflüssiges wie eine Freisprecheinrichtung wollte er nicht in seinem Wagen haben. Eigentlich gab es doch keine noch so wichtigen Gespräche, die nicht aufgeschoben werden konnten. Also telefonierte er nie im Auto, doch die Information, die er heute Abend noch bekommen musste, war zu wichtig, um das Telefonat aufzuschieben. Und außerdem waren nachts auch keine Streifenwagen unterwegs.
    Es meldete sich der Anrufbeantworter. Holten fiel ein, dass Wing natürlich noch nicht zu Hause sein konnte, auch wenn er bedeutend schneller fuhr als er. Trotzdem unterbrach er den Anruf nicht und diktierte der Maschine:
    »Holten hier. Mir ist noch etwas ganz Wichtiges eingefallen. Ich brauche unbedingt die Kennung der Cessna auf diesem Flugplan, es ist absolut wichtig für mich. Ruf mich möglichst bald an, und am besten mit Ergebnis. Danke.«
    Er hoffte, dass Wing die auf dem Anrufbeantworter hinterlassene Nachricht bemerken würde, dann könnte er schon morgen Bescheid wissen.
    Holten stellte den Wagen in das Carport, und als er ins Haus ging, bemerkte er, dass in der Küche und im Wohnzimmer noch Licht brannte. Susanne schlief auf dem Sofa vor dem Fernsehgerät, und er wurde mit einem schläfrigen »Guten Abend« begrüßt, in dem er einen gewissen Neidanteil nicht überhören konnte.
    »Und was hast du jetzt bekommen?«
    Er setzte sich und begann zu berichten.
    »Eigentlich genau das, was ich vermutet habe. Es war eine Mitsubishi unterwegs, und...«
    Sie winkte ab, und er ahnte, dass er das falsche Thema angeschnitten hatte.
    »Ich will zuerst genau wissen, was ihr gegessen habt und wie es euch geschmeckt hat!«
    Obwohl sie an seinem Fall für gewöhnlich immer regen Anteil genommen hatte, interessierte sie sich in diesem Moment nur für die Zusammenstellung der Speisen und Getränke des heutigen Abends. Jetzt hatte er verstanden, dass sie gern dabei gewesen wäre. Richtig böse war sie ihm jedoch nicht, und elegant konnte er sie schnell mit der Aussicht auf einen gemeinsamen Abend in ebendiesem Restaurant besänftigen.

WOLKEN
    Es regnete.
    Den Sommer über hatte monatelang ein fast mediterranes Klima geherrscht, allerdings war jetzt nicht mehr zu leugnen, dass der Herbst im Anzug war. Viele kleine, jedoch unübersehbare Zeichen wiesen darauf hin.
    Der Himmel war nicht mehr strahlend blau, sondern nur noch blau, die Wolken nicht mehr weiß, sondern grauweiß, der Wind nicht mehr lau, sondern leicht bis mäßig, und der Regen war nicht mehr warm, sondern nur nass. Auf den Überlandleitungen sammelten sich die Zugvögel, und Holten und seine Frau mussten sich bei ihren Fahrradausflügen schon wieder eine leichte Jacke anziehen.
    Der Anruf von Jan-Ole Wing war schon zwei Tage später gekommen. Es hatte sich herausgestellt, dass die Flugpläne zwischen Warschau und Amsterdam recht häufig, fast jede Woche, aufgegeben worden waren. Immer war im Verband geflogen worden, und immer mit zwei Maschinen – mit der Cessna als Verbandsführer. Allerdings war als zweite Maschine stets eine Mooney 231 eingetragen, die Mitsubishi erschien nur einmal. Dieses

Weitere Kostenlose Bücher