Auf und ab - Mord in Hellwege
sein.«
»Ja, eine Mooney können wir Ihnen anbieten.«
Holten schmunzelte innerlich über ihre deutsche Aussprache.
Das Telefon ging, sie nahm ab und telefonierte eine Weile auf Niederländisch. Die Blonde tat nichts, blickte ihn freundlich an und dann auf ihre Fingernägel. Sie sah aus wie eine Praktikantin. Die andere stellte schließlich das Gespräch weiter und wandte sich wieder Holten zu. Sie machte genau an der Stelle weiter, an der sie unterbrochen worden war. Ziemlich gleichgültig betete sie ihr Angebot herunter:
»Unsere Malibu fällt für längere Zeit aus. Zweimotorig stände Ihnen eine Piper Aztec oder eine Mitsubishi Solitaire zur Verfügung.«
Das Telefon ging wieder. Diesmal dauerte das Gespräch etwas länger. Die Junge lächelte, Holten lächelte zurück. Sie machte einen netten Eindruck. Holten dachte an seine große Tochter, die er lange nicht gesehen hatte.
»Was soll es sein?«
Die Ältere war mit ihrem Gespräch fertig.
»Äh, ich glaube, ich sollte einmal die Mitsubishi probieren.«
Sofort nachdem er es ausgesprochen hatte, wusste er, dass › probieren ‹ das falsche Wort gewesen war.
Sie zog die Augenbrauen in die Höhe. Wahrscheinlich sah er nicht wie ein Pilot aus, der eine Maschine dieser Größe fliegen konnte.
»Haben Sie ein gültiges Type-Rating?«
Sie meinte die Erlaubnis, eine solche Maschine zu fliegen.
»Yes, Madame, I have«, log Holten unverfroren.
Seine Bestätigung erwiderte sie mit einem misstrauischen Blick.
Er wusste jetzt jedoch, wie er herausbekommen sollte, wer die Maschine gemietet hatte. Wenn er sich interessiert genug zeigte, würde er vielleicht einen Blick in das Bordbuch werfen können.
»Bevor Sie das Flugzeug übernehmen können, müssen Sie einen Checkflug mit einem Fluglehrer unserer Firma machen«, warnte sie ihn streng.
»Aber zumindest ist Ihre deutsche Lizenz hier ja gültig.«
Bei diesen Worten sah sie ihn abermals prüfend an, bestimmt glaubte sie ihm das Type-Rating nicht.
Jetzt musste sie abermals telefonieren. Sie nahm das Gespräch an und verließ dann den Raum durch eine Tür hinter den Schreibtischen, um in den hinteren Räumen irgendetwas zu erledigen. Die Blonde hielt die Stellung und strahlte ihn freundlich an.
Die Strenge kam zurück, setzte sich und setzte das Verhör fort:
»Und wann wollen Sie fliegen?«
Holten überlegte. Die beste Möglichkeit, irgendetwas zu erfahren, hätte er, wenn er das Bordbuch durchblättern könnte, aber er hatte jetzt den Eindruck, dass sie ihm ohne Vorlage seiner Pilotenlizenz inklusive Type-Rating, das er nicht besaß, nichts in die Hand geben würde.
Sie war streng und unzugänglich wie ein amerikanischer Zollbeamter.
»Ich bin am nächsten Montag wieder in Amsterdam. Der Dienstag würde mir passen. Ich würde gleich morgens kommen«, antwortete er, ohne lange darüber nachzudenken und um Zeit zu gewinnen.
Sie tippte irgendetwas in den Computer und schaute angespannt auf den Bildschirm, um seinen Terminwunsch abzuklären. Schließlich erklärte sie:
»Einen Moment bitte, ich muss kurz prüfen, ob ein Fluglehrer zur Verfügung steht.«
Sie verschwand wieder nach hinten.
Das war seine Chance. Sicher hatte sie die Charterliste der Mitsubishi auf dem Bildschirm.
Er blickte zu der Blonden hinüber, sie schaute freundlich zurück, und als er mit der Hand ein Zeichen machte, das darstellen sollte, dass er hinter den Schreibtisch zum Computer wollte, nickte sie. Warum sie das tat, konnte er noch nicht einmal vermuten.
Vielleicht konnte sie überhaupt nicht sprechen?
Holten umrundete die Glasplatte und stellte sich auf den Platz der ersten Sekretärin. Auf dem Bildschirm erkannte er sofort so etwas wie eine Charterliste für die Mitsubishi, mit Daten über Flugzeiten, Namen, Kosten und noch mehr. Er scrollte nach oben. Die Liste war scheinbar für das ganze Jahr gültig, und es dauerte nicht lange, bis er den fraglichen Dienstag fand. Als Charterer war eingetragen: Fa. IMEDEX, Pilot van Dalen, Adresse, Telefonnummer, Charterzeit. Schnell griff er sich einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier, notierte alles und steckte den Zettel in die Brusttasche seiner Lederjacke. Gerade als das Papier verschwunden war und der Kugelschreiber wieder auf seinem Platz lag, erschien seine Verhandlungspartnerin wieder in der hinteren Tür. Sie stutzte kurz und fragte barsch:
»Was machen Sie da?«
Wie ein ertappter Missetäter zuckte Holten zusammen und trat schnell wieder vor den Schreibtisch, doch ehe
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