Auf und davon
dir was, du bist dran. Ich hab die Idee mit den
Zelten gehabt, jetzt überleg du dir, wie wir sie tragen können.“ Julia schwieg.
Wahrscheinlich hatte Nathan recht — sie war dran. Sie schaute aus dem Fenster
und hoffte auf eine Eingebung.
Die Eingebung ließ lange auf sich
warten, und als sie endlich kam, bediente sie sich zweier Radfahrer auf der anderen
Straßenseite. Zweier Radfahrer mit Rucksäcken und dicken Satteltaschen.
„Ich hab’s“, sagte Julia zu Nathan, „mit
Fahrrädern.“
„Super!“ Nathan war voller Bewunderung.
„Kannst du denn Fahrrad fahren?“
„Ich hab mal eins gehabt, aber es ist
kaputtgegangen. Und du, kannst du fahren?“
„Klar.“ Er hätte nie zugegeben, daß er
noch ziemlich unsicher war, weil er erst ein einziges Mal geübt hatte. Aber er
würde es bestimmt bald können. Julias Idee war super. Sie war ein guter Kumpel,
diese Julia.
Die Fahrt mit dem Bus war schön. Sie
waren ziemlich lange unterwegs, weil der Bus in jedem Dorf anhielt, aber wenn
es nach Nathan und Julia gegangen wäre, hätten sie ewig so weiterfahren können.
Eine Landschaft wie diese hatten sie noch nie gesehen, noch nie solche grünen
und erikafarbenen Hügel, die an diesem Morgen in der regenreinen Luft
leuchteten.
An einer Haltestelle stieg eine junge
Mutter mit einem etwa fünfjährigen Mädchen zu und setzte sich in die Bank
hinter Nathan und Julia. Das kleine Mädchen hatte einen schlimmen Husten und
war ziemlich nörgelig, doch als sie Nathan sah, schien es ihr gleich besser zu
gehen. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und berührte seine Kringellocken.
Nathan zuckte zusammen, als er die Hand auf seinem Kopf spürte, und das kleine
Mädchen kauerte sich wieder in seinen Sitz und begann erneut, zu husten und zu
schniefen. Doch ein paar Minuten später war sie wieder da und strich ihm mit
der Hand über den bloßen Arm. Verlegen versuchte Nathan aus ihrer Reichweite zu
rutschen.
„Laß den Jungen in Ruhe, Cheryl“, sagte
die Mutter streng. „Er mag es nicht, wenn du ihn anfaßt.“
„Stimmt“, sagte Nathan, „ich mag sowas
nicht.“
Vom Klang seiner Stimme war Cheryl ganz
offensichtlich höchst angetan. Sie rutschte von ihrem Sitz, hockte sich in den
Gang und schaute Nathan voller Bewunderung an. Und wahrscheinlich, weil sie
Ruhe gab, rief die Mutter sie nicht zurück. Cheryls unwillkommene Bewunderung
für Nathan verdarb ihm den Rest der Busfahrt.
Es sollte noch schlimmer kommen.
Denn als der Bus endlich am Ziel
anlangte und die Mutter das Mädchen mit sich fort ziehen wollte, gelang es
Cheryl, Nathan noch einen dicken feuchten Abschiedskuß auf die Backe zu
drücken.
„Uah!“ sagte Nathan und wischte sich
den Kuß mit dem Handrücken schnell wieder fort.
„Sie hatte so kleine rote Flecken“,
sagte Julia, „auf dem ganzen Gesicht. Hast du gesehen? Ich glaub, sie hat
Masern.“
„Was kaufen wir zuerst?“ fragte Nathan,
als sie ausgestiegen waren. „Die Zelte oder die Fahrräder?“
„Zuallererst eine zweite Mütze, damit
man dein Haar nicht mehr sieht.“ Menschen mit dunkler Hautfarbe waren in dieser
Gegend anscheinend verdächtig. Abgesehen von Nathan hatten sie bisher keinen
gesehen.
Sie kauften die Mütze und fanden ohne
große Probleme ein Fahrradgeschäft, wo sie eine glückliche halbe Stunde damit
zubrachten, sich ihre Räder auszusuchen. Als der Inhaber des Geschäfts sah, daß
sie tatsächlich Räder kaufen wollten und auch das nötige Geld dazu hatten, war
er äußerst zuvorkommend. Sie erzählten ihm, daß sie beide Geburtstag gehabt hätten,
und Julia sagte noch, daß sie in Taunton wohnten, weil es vielleicht seltsam
ausgesehen hätte, wenn sie irgendwo Fahrräder kauften, wo sie nur Ferien
machten. Sie war schlau genug zu erkennen, daß Taunton ziemlich groß war, so
daß der Geschäftsinhaber sich nicht wundern würde, wenn er sie nicht kannte.
Als Julia und Nathan wieder auf die
Straße traten, schoben beide ein nagelneues Fahrrad, ausgestattet mit einem
Gepäckträger vorn und hinten, einem Sicherheitsschloß und einem Korb für
Einkäufe und sonstige Dinge.
Julia hatte dem Mann in dem
Fahrradgeschäft noch erklärt, daß sie einem Club angehörten, der eine
Campingtour mit Fahrrädern unternahm. Das hatte sie sich im Bus ausgedacht. Die
beiden konnten es kaum erwarten, die neuen Räder auszuprobieren. Nathan stieg
als erster auf und radelte unsicher und mit vielen Schlenkern die Straße
entlang. Es war ziemlich viel Verkehr, und mehrere Autos
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