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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zweihundertsiebenunddreißigster Stelle abzuschließen – in einem zweihunderteinundvierzigköpfigen Jahrgang.
    Honors Mathematiknoten hatten zu dieser Zeit nicht gerade zu ihrem Selbstvertrauen beigetragen – und ihre Ausbilder in den Wahnsinn getrieben. Die Lehrer hatten gewußt , daß sie mit Mathematik umgehen konnte. Die Begabungstests ließen daran keinen Zweifel, ihre Ergebnisse im Taktischen Simulator sprengten den Rahmen nach oben – nicht gerade ein Anzeichen für eine mathematisch Behinderte –, und ihre Ergebnisse im Manövrieren waren ebenfalls gut. Honor besaß eine wache Kinästhesie, sie konnte dreidimensionale Abfangvektoren mit mehreren Objekten im Kopf lösen (und zwar genau so lange, wie sie nicht darüber nachdachte, was sie tat) – und nichts davon hatte sich in ihren Noten für angewandte Mathematik widergespiegelt. Der einzige, den das niemals gestört hatte, war Admiral Courvosier gewesen – damals noch Captain Courvosier. Er hatte sie gepiesackt, bis sie an sich selbst glaubte, ganz egal, was die Noten behaupteten. Solange Honor ein Echtzeitmanöver in der realen Welt auszufahren hatte, war alles in Ordnung, doch selbst heute noch war sie eine lausige Astrogatorin – und allein der Gedanke an Mathematikklausuren bescherte ihr Alpträume. Das war auch der Grund für ihre derzeitige, mühsam kaschierte Aufregung. Sie hatte zuviel Zeit gehabt, über das bevorstehende Manöver nachzudenken.
    Dennoch handelte es sich hier kaum um einen Fall von Hyperraumnavigation, erinnerte sie sich und versuchte sich zusammenzureißen. Nur vier einfache Dimensionen, Sir Isaac Newton wäre damit zurechtgekommen, und wenn das Manöver unvorbereitet auf sie zugekommen wäre, hätte es ihr wahrscheinlich gar nichts ausgemacht. Wenn sie in solch eine Situation kam, machte sie sich keine Sorgen – sie reagierte einfach so, wie Admiral Courvosier es ihr beigebracht hatte, vertraute auf die Fähigkeiten, die sie mit dem Verstand nicht genau erfassen konnte, und erinnerte sich an ihre ununterbrochene Notenfolge von ›Ausgezeichnet‹ und ›Überragend‹ in Taktik, die schließlich auch die kritischsten Zweifler auf der Akademie überzeugt hatten.
    Doch diesmal hatte sie genügend Zeit, um sich vorher über die Wenns und Abers den Kopf zu zerbrechen. Es half nicht besonders, daß sie sich – wahrheitsgemäß – einredete, nur die Annäherungsgeschwindigkeit der Aggressoren mache das Manöver zeitkritisch. Lieutenant Venizelos, der Taktische Offizier, hatte die Rechnung fünfmal durchgeführt, und Lieutenant Commander McKeon hatte seine Ergebnisse überprüft. Und Honor hatte sich dazu durchgerungen, McKeons Berechnungen in der Abgeschiedenheit ihrer Kabine ein Dutzend mal unter die Lupe zu nehmen. Jetzt beobachtete sie, wie das Chronometer die letzten Sekunden rasend schnell herunterzählte, und überprüfte noch einmal das Display mit dem Maschinenzustand.
    Alles im grünen Bereich.
    »Wissen Sie, Sir«, murmelte Captain Lewis, »irgend etwas stimmt da nicht.«
    »Was stimmt nicht?« fragte D’Orville geistesabwesend und betrachtete dabei die Raketenspuren, die auf Hemphills Schlachtwall zurasten.
    »Ihr Abwehrfeuer ist zu schwach«, antwortete Lewis und runzelte die Stirn über seinen Displays, »und punktuell gestreut, nicht konzentriert.«
    »Hm?« D’Orville drehte den Kopf, um einen Blick auf die Zieldarstellungen an der Taktischen Station zu werfen, und zog nun selbst die Stirn kraus. Lewis hatte recht. Sonja war eine Verfechterin des massierten, konzentrierten Beschusses – wenn man D’Orville fragte, eine ihrer wenigen taktischen Tugenden. Angesichts ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit sollte sie das Feuer auf die Angreifer abregnen lassen in der Hoffnung, ein paar der Schiffe durch Glückstreffer zu vernichten. Aber eben das tat sie nicht, und fragend zogen sich die Augenbrauen des Admirals zusammen.
    »Sind Sie sicher, daß Sie ihr detachiertes Geschwader geortet haben?« fragte er nach kurzem Schweigen.
    »Daran habe ich selbst schon gedacht, Sir. Ich bin sicher, daß unsere Ortung korrekt war, doch was, wenn das sendende Schiff allein dort draußen war? Glauben Sie, sie will uns in eine Falle locken?«
    »Ich weiß es nicht.« D’Orville rieb sich das Kinn und verstärkte sein Stirnrunzeln. »Das sähe ihr überhaupt nicht ähnlich. Grimaldi könnte sie zu einem solchen Zug überredet haben. Riskant wäre es trotzdem. Sie müßte dazu alle ›unsichtbaren‹ Schiffe auf dem gleichen

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