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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kommando befunden, als die Umrüstung genehmigt wurde, und das Recht, etwas in Frage zu stellen, war nicht identisch mit dem Recht, etwas zu verweigern. Honor wußte genau, wie Hemphill auf irgendeine Form von Protest reagieren würde. Außerdem wäre es sowieso zu spät, um den Schaden noch rückgängig zu machen. Und – Honor hatte ihre Befehle. So dumm sie auch sein mochten, ihre Aufgabe stand fest, und wie man schon auf der Akademie lernte: Das war’s. Selbst wenn es anders gewesen wäre, blieb die Fearless doch ihr Schiff, bei Gott! Was immer Hemphill ihr auch antat, niemand würde den Ruf der Fearless in den Schmutz ziehen, solange Honor ein Wörtchen mitzureden hatte.
    Während Nimitz’ Schnurren sie durchpulste, zwang Honor ihre Muskeln, sich zu entkrampfen. Sie hatte niemals herausgefunden, was genau er nun tat, doch es mußte mit diesem zusätzlichen Sinn zusammenhängen, den er besaß. Honor spürte, wie ihr Zorn langsam in Entschlossenheit überging, und wußte genau, daß das nicht nur ihr eigener Verdienst war.
    Nun begann Honors Verstand, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Es war sehr gut möglich, entschied sie, daß sie mit dem Plan ein einziges Mal Erfolg haben würde, aber nur unter der Voraussetzung, daß die Aggressoren Hemphills Geheimhaltung nicht durchbrochen hätten. Schließlich war die Idee so hirnrissig, daß kein geistig Gesunder je damit rechnen würde!
    Wenn sie es arrangierte, daß die Fearless einem Aufklärungsgeschwader zugeteilt wurde? Aufklärung war eine typische Aufgabe für einen Leichten Kreuzer, und die dicken Pötte würden dazu neigen, ihn zu ignorieren, und sich um die gegnerischen Großkampfschiffe kümmern. Vielleicht könnte sie so auf Lanzenreichweite herankommen und ihren Schuß abfeuern? Es wäre nur wenig besser als ein Kamikazeangriff, aber das war Hemphill und Konsorten ja gleichgültig. Sie würden den Tausch eines Leichten Kreuzers (samt Besatzung) gegen einen feindlichen Dreadnought oder Superdreadnought für ein mehr als gutes Geschäft halten, was ein weiterer Grund war, warum Honor Hemphills sogenannte taktische Doktrin verabscheute.
    Doch selbst wenn es Honor gelang, einmal damit durchzukommen und zu überleben, es würde kein zweites Mal gelingen – nicht, sobald die Aggressoren wußten, daß die Fearless sich dort draußen herumtrieb und womit sie bewaffnet war. Sie würden jeden Leichten Kreuzer zerstören, der ihnen auf die Ortungsschirme kam, denn Hemphill hatte ihren Vorschlaghammer mit einem Stiel ausgestattet, der den Beschuß durch ein Großkampfschiff niemals aushalten konnte. Andererseits wäre es eine hübsche Feder an Honors Hut, es auch nur ein einziges Mal geschafft zu haben – zumindest in den Augen derjenigen, denen die Unmöglichkeit des Auftrags bewußt war.
    Honor seufzte und senkte die Lider. Sie kannte sich nur zu gut. Sie hatte noch nie einer Herausforderung widerstehen können. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gab, Hemphills Schachzug zu landen, dann würde Honor sie finden, ganz egal, wie sehr es ihr dabei in der Seele weh tat.
     

3.
    »Signal von Flaggschiff an alle, Ma’am: ›Bravo-Golf-Sieben-Neun einleiten‹.«
    Honor nickte zur Bestätigung von Lieutenant Websters Meldung, ohne den Blick vom Display abzuwenden. Sie hatte auf das Signal gewartet, seit Admiral D’Orvilles Aggressoren auf endgültigen Annäherungskurs gegangen waren. Sieben-Neun war ihre eigene Schöpfung, im wahrsten Sinne des Wortes. Admiral Hemphills Operationsoffizier hätte die Sache vermutlich anders gesehen, doch Captain Grimaldi, Hemphills Stabschef, hatte Honors Plan begriffen und mit bemerkenswerter Subtilität ihre Hinweise und respektvoll vorgebrachten Empfehlungen unterstützt. Am Ende der abschließenden Kommandantenbesprechung hatte er ihr sogar ein anerkennendes Grinsen zugeworfen, was Honor dazu brachte, ihre Einschätzung seiner Person noch einmal zu überdenken, obwohl er auf Seiten der Horriblen Hemphill stand. Andererseits bedurfte es keines Geistesriesen, um zu begreifen, daß keine konventionelle Annäherung einen Leichten Kreuzer lange genug überleben ließe, um auf Angriffsentfernung zu einer feindlichen Schlachtflotte zu kommen; ganz egal, wie dieser Kreuzer bewaffnet war.
    Im Normalraumgefecht innerhalb der Hypergrenze einer Sonne gab es für einen Kriegsschiffkommandanten nicht viele Handlungsalternativen. Es war (auf größere Distanz) einfach genug, selbst ein Großkampfschiff zu verstecken, indem man die

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