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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kakao. Honor hatte nie begriffen, wie Kaffee gleichzeitig so gut riechen und so scheußlich schmecken konnte. Manchmal fragte sie sich, ob die manticoranischen Kaffeebäume in der neuen Umwelt nicht irgendwann mutiert waren. Solche Dinge kamen vor, obwohl Honor bezweifelte, daß das in diesem Fall die richtige Antwort war. Die meisten Offiziere der RMN tranken das schreckliche Zeug mit bestürzendem Genuß.
    Nicht, daß heute jemand besonders viel Genuß gezeigt hätte.
    Honor verbarg den Drang zu seufzen hinter der Ausdruckslosigkeit ihrer Miene und schlürfte Kakao.
    Zwar war im Hauptmanöver alles viel besser gelaufen, als sie zu hoffen gewagt hatte, doch danach war alles wesentlich schlimmer gekommen als in ihren finstersten Befürchtungen. Wie erwartet, hatten D’Orville und seine Geschwaderkommandeure genau begriffen, was die Fearless ihnen angetan hatte, und die demütigende Demonstration wäre schon Ansporn genug gewesen, dafür zu sorgen, daß so etwas nie wieder vorkam. Darüber hinaus hegten sie jedoch offenbar einen persönlichen Groll gegen die Fearless (ungeachtet dessen, ob Admiral D’Orville seine ganz persönliche Bewertung ihres Manövers geäußert hatte), denn nach dem Ausfall des Flaggschiffs waren Hemphills ›isolierte‹ Dreadnoughts aufgetaucht und hatten die überlebenden Aggressoren mit zweiundvierzig Prozent Verlusten zu einem schmachvollen Rückzug gezwungen.
    In den darauffolgenden Übungen hatten D’Orvilles Kommandanten nur auf Honor gewartet. Tatsächlich hatte Honor das Gefühl, daß einige von ihnen es mehr darauf anlegten, die Fearless zu ›vernichten‹, als die Übung zu gewinnen! In insgesamt vierzehn ›Kampfhandlungen‹ war der Leichte Kreuzer dreizehnmal ›zerstört‹ worden, und nur zweimal war es ihm gelungen, bei der ›Vernichtung‹ noch jemanden mitzunehmen (außer der King Roger natürlich).
    Die Auswirkungen auf die Moral von Honors Leuten waren brutal. Von allen niedergemacht zu werden wäre immer hart gewesen, doch besonders schmerzlich war es im Anschluß an das Hochgefühl über den ›Abschuß‹ des feindlichen Flaggschiffs. Admiral Hemphills Depeschen machten alles nur noch schlimmer. Lady Sonja war fuchtig darüber, wie leicht ihre Geheimwaffe (und ohne Zweifel auch die Hoffnung auf vorzeitige Beförderung) abzuweisen war, nachdem die Gegenseite einmal wußte, was gespielt wurde; die Depeschen an die Kommandantin der Fearless waren von gratulierend zu gereizt degeneriert, um schließlich bissig zu werden – und danach war’s bergab gegangen. Hemphill mußte wissen, daß es nicht Honors Schuld war, doch dieses Wissen schien ihre Laune nicht gerade zu verbessern.
    Die Besatzung der Fearless war mit der neuen Kommandantin um keinen Deut zufriedener als die Admiralin. Der Respekt über den ersten, durchschlagenden Erfolg war in etwas weit weniger Bewunderndes umgeschlagen, und der Stolz der Mannschaft auf das Schiff (und sich selbst) wurde zermürbt. So oft ›vernichtet‹ zu werden mußte für jeden deprimierend sein, doch die Besatzungen der Aggressoren hatten es mit ihrer unverhohlenen Schadenfreude, die sie zwischen den Gefechten zum Ausdruck brachten, noch viel schlimmer gemacht. Daß die Crew an Selbstvertrauen verlor, wäre unter allen Umständen arg genug gewesen, für ein Schiff unter einer neuen Kommandantin aber kam es einer Katastrophe gleich. Vielleicht, so dachten sie, war Captain Harrington an jenem ersten Tag gar nicht so brillant gewesen, wie es schien? Vielleicht war es pures Glück gewesen, nicht Können? Was, wenn sie sich in einer echten Gefechtssituation wiederfanden und die Kommandantin sie das Klo ‘runterspülte?
    Honor verstand diese Befürchtungen. An ihrer Stelle hätte Honor die gleichen Überlegungen angestellt; und wenn ihre Leute glaubten, sie seien unglücklich, dann sollten sie das Ganze mal vom Kommandosessel aus betrachten.
    »Also gut, Ladies und Gentlemen«, sagte Honor schließlich, setzte die Tasse auf den Unterteller und wandte sich den versammelten Offizieren zu. Kaffeetassen taten es ihrer Kakaotasse nach, und mißtrauische Augenpaare richteten sich auf die Kommandantin.
    Honor legte Wert auf regelmäßige Treffen mit allen Ressortleitern. Dies wurde von den Captains nicht verlangt, und viele Kommandanten zogen es vor, derartige Aktivitäten den Ersten Offizieren zu überlassen. Schließlich gehörte es zum Job des I.O., dafür zu sorgen, daß an Bord alles reibungslos lief. Andererseits bevorzugte Honor

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