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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Verstand schlug Kapriolen, während er überlegte, ob er jemals von Lord Pavel Young gehört hatte. Ihm fiel nichts ein, und er biß sich in die Innenseite seiner Lippe.
    War da etwas zwischen ihr und Captain Young? Etwas, das Auswirkungen auf die Fearless hatte? Das Festfrieren ihrer Bewegung legte im Verein mit der heftigen Reaktion des Baumkaters nahe, daß es da etwas gab. Bei jeder anderen Kommandantin hätte McKeon eine Entschuldigung gefunden, sie unter vier Augen danach zu fragen. Nicht aus morbider Neugierde; es war seine Aufgabe, über solche Dinge Bescheid zu wissen, um sein Schiff und seine Kommandantin vor allem zu schützen, das ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen mochte.
    Doch die Mauern, die ihn und Harrington voneinander trennten, waren einfach zu dick geworden. Er spürte, wie sie ihn auf seinem Platz hielten, in seinem Sessel festhielten, und dann erhob Harrington sich ohne Eile. McKeon glaubte, in der Bewegung eine Anspannung, eine verborgene Gehetztheit festzustellen.
    »Commander McKeon, Sie haben die Brücke. Ich bin in meiner Kabine.«
    »Aye, aye, Ma’am, ich habe die Brücke«, bestätigte er automatisch. Sie nickte, und die dunklen Augen durchbohrten ihn mit eigenartiger, gefährlicher Härte. Honor lud sich den Baumkater auf die Schultern und ging zum Brückenlift. Hinter ihr schloß sich die Luke.
    McKeon erhob sich und ging zum Kommandosessel hinüber. Er ließ sich darauf nieder und spürte die Wärme, die ihr Körper hinterlassen hatte. Er brachte sich dazu, die Lifttür nicht anzusehen, und lehnte sich in die Konturpolster zurück. Er fragte sich, welche neue Katastrophe der Fearless wohl bevorstehen mochte.
     

6.
    Wie ein stumpfer Ball glomm der Planet Medusa weit unter der Fearless , als sie zum Rendezvous mit der Warlock auf die ihr zugewiesene Parkumlaufbahn einschwenkte. Kein besonders reizvoller Planet , dachte Honor, als sie ihn auf dem Display mit der visuellen Darstellung betrachtete. Sie war sich bewußt, daß ihre Konzentration auf Medusa aus dem Bedürfnis herrührte, irgend etwas anderes zu tun, um nur nicht über die bevorstehende Begegnung mit ihrem Vorgesetzten nachdenken zu müssen. Ihre Stimmung hatte nur wenig mit der Schlußfolgerung zu tun, daß Medusa eine der langweiligsten Welten war, die Honor je gesehen hatte.
    Medusas Grau-grün wurde nur durch Wettergebilde und das blitzende Weiß der Polkappen aufgelockert. Selbst die seichten, schmalen Ozeane schimmerten lediglich in einem helleren Ton des allgegenwärtigen Graugrüns – eine schlammige Suppe aus Plankton und größeren Pflanzenarten, die in einer Brühe lebten, die das Umweltkontrollpersonal von Sphinx ohne weiteres Nachdenken aufgegeben hätte. Medusas Achsneigung war mit über vierzig Grad extrem und produzierte zusammen mit der kühlen Sonne ein Klima, das noch um einiges brutaler war als das Gryphons, der sich um Manticore B drehte. Die planetare Flora war gut an die ungünstige Umwelt angepaßt, zeigte jedoch einen entmutigenden Mangel an Vielfalt: Medusa war moosbedeckt. Bedeckt von Tausenden, nein, Millionen von Moosarten. Kurzes, pelziges Moos anstatt Gras. Höher wachsendes, borstiges Moos anstelle von Büschen. Und sogar, Gott helfe uns , große, biegsame Hügel aus Moos statt Bäumen. Honor hatte davon gehört, hatte Holos gesehen, aber nun sah sie die Welt zum ersten Mal mit eigenen Augen, und das war einfach nicht das gleiche.
    Sie schnitt eine Grimasse der Abneigung und richtete die Augen auf den Anblick, den sie bislang so resolut vermieden hatte. HMS Warlock schwebte auf der gleichen Umlaufbahn knapp einhundert Kilometer voraus, und Honor schluckte zusammen mit altem Haß auch bitteren Neid herunter, als sie den Umriß betrachtete.
    Die Schiffe der Star-Knight -Klasse waren die neuesten Schweren Kreuzer der RMN; sie besaßen die dreieinhalbfache Masse und die sechsfache Feuerkraft der Fearless und zwar bevor Hephaistos und die Horrible Hemphill sie ausgeweidet hatten. Das große, schlanke Schiff hing dort und verspottete Honors in die Jahre gekommenes Kommando allein durch seine Gegenwart. Zu wissen, wer dieses wunderschöne Schiff kommandierte, machte alles noch viel, viel schlimmer. Als man Honor zum Basilisk-Vorposten versetzt hatte, da hatte sie geahnt , daß sie ganz unten angekommen war – nun wußte sie es.
    Der Rudergänger brachte die Fearless relativ zur Warlock zum Stillstand. Honor holte tief Luft und fragte sich, ob eins der Besatzungsmitglieder ahnte, weshalb sie

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