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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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begleiten, um ihre Überholung persönlich zu überwachen.« Diesmal war Honors Überraschung zu groß, als daß sie sie vollkommen hätte verbergen können. Er war der kommandierende Offizier des Postens! Sollte das heißen, daß er seine Verantwortung für dieses System aufgeben wollte? »Ich werde selbstverständlich so schnell als möglich zurückkehren. Ich weiß, daß meine Abwesenheit für Sie … ungelegen sein wird, daher werde ich mein Bestes tun, um diese Periode so kurz zu halten, wie es irgend geht. Ich fürchte, die notwendigen Wartungen und Reparaturen erfordern wenigstens zwo Monate, wahrscheinlich aber« – er lächelte erneut – »drei. In dieser Zeit werden Sie Kommandierender Offizier dieses Systems sein. Ihre Befehle befinden sich auf dem Chip.«
    Er ließ den Stuhl vorkippen und ergriff wieder den Ausdruck.
    »Das wäre alles, Commander. Sie können wegtreten.«
     
    Honor fand sich außerhalb des Besprechungsraums wieder und besaß keine klare Erinnerung daran, wie sie dorthin geraten war. Der Datenchip schnitt ihr durch den Druck der Umklammerung in die Handfläche. Sie mußte sich dazu bringen, die Finger muskelweise zu entkrampfen.
    »Commander?«
    Sie sah auf, und Commander Tankersley fuhr zurück. Ihre dunklen Augen glühten wie erhitzter Stahl, die Lippen hatte sie fest zusammengepreßt, ein leichter Tick ließ einen Mundwinkel zucken; für einen Moment flößte ihr Gesichtsausdruck ihm Furcht ein. Doch sie erlangte rasch die Selbstbeherrschung zurück und rang sich ein Lächeln ab, als sie sich der Besorgnis auf seinem Gesicht gewahr wurde. Er setzte an, etwas zu sagen, doch ihre halberhobene Hand hielt ihn davon ab, und so wich er wieder in die sichere Neutralität zurück.
    Honor atmete tief durch, dann zog sie bewußt und bedächtig das weiße Barett unter der Schulterklappe hervor. Sie setzte es auf, ohne Tankersley dabei anzusehen, doch sie spürte seinen Blick. Die Regeln der Höflichkeit verboten einem Kommandanten, als Gast auf einem Schiff das weiße Barett zu tragen, und so stellte ihr Verhalten eine kalkulierte Beleidigung des Mannes dar, den sie gerade zurückgelassen hatte.
    Mit dem Barett auf dem Kopf wandte sie sich ihrem Führer zu, und die dunklen, harten Augen schienen eine Reaktion herauszufordern – eine Herausforderung, die Tankersley nicht annahm; er begnügte sich damit, seine Isolation aufrechtzuerhalten, und eskortierte Honor schweigend zum Lift zurück.
    Für sein Schweigen war Honor ihm dankbar. Ihr Gehirn versuchte gerade, sich mit zu vielen Gedanken zugleich zu beschäftigen. Erinnerungen an die Akademie dominierten, ganz besonders die furchtbare Szene im Büro des Kommandanten, als sich Mr. Midshipman Lord Young mit gebrochenen Rippen und immer noch ruhiggestelltem Schlüsselbein, mit gespaltenen und immer noch geschwollenen Lippen und einem fast zugeschwollenen blauen Auge bei Ms. Midshipman Harrington für ›unpassende Sprache und unangemessenes Benehmen‹ entschuldigen mußte, bevor in seine Akte der offizielle Verweis für ›ungebührliches Verhalten‹ eingetragen wurde.
    Sie hätte die ganze Geschichte melden sollen, dachte sie reumütig, doch er war der Sohn eines mächtigen Aristokraten und sie die Tochter eines Militärarztes im Ruhestand, und nicht einmal eine besonders hübsche. Wer hätte schon geglaubt, der Sohn des Earls von North Hollow habe versucht, einen schlaksigen, übergroß gewachsenen Koloß von Mädchen zu vergewaltigen, das noch nicht einmal hübsch war? Außerdem, hatte sie denn einen Beweis? Sie waren allein gewesen – dafür hatte Young schon gesorgt! –, und sie war so erschüttert, daß sie in ihren Schlafraum geflohen war, anstatt den Vorfall unverzüglich zu melden. Als die Sache sich herumzusprechen begann, hatten Youngs gute Kumpels diesen bereits ins Krankenrevier geschafft und verkündet er sei auf dem Weg zur Turnhalle ›die Treppe heruntergefallen‹.
    Also begnügte sie sich damit, den vorhergehenden Vorfall anzuzeigen, für den es Zeugen gab – als sie seinen selbstgefälligen, dreisten Annäherungsversuch abgewiesen hatte. Wäre sie nicht so überrascht gewesen, nicht so erstaunt über sein urplötzliches Interesse und die offenkundige Überzeugung, sie werde einwilligen, dann wäre ihre Abfuhr vielleicht etwas eleganter ausgefallen. Doch solch ein Problem hatte sie noch nie zuvor gehabt. Sie hatte nie eine Technik entwickeln müssen, um abzuweisen, ohne ein maßloses Ego wie das von Young zu verletzen, und

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