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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die Zähne zusammen. Sie war erstaunt, daß eine solch triviale Beleidigung sie so ärgerlich machen konnte. Sie durchschnitt den Raum und blieb schweigend vor dem Tisch stehen, entschlossen zu warten, bis er ihre Ankunft zur Kenntnis nahm.
    Er war immer noch der auffällig gutaussehende Mann, als den sie ihn in Erinnerung hatte. Er hatte vielleicht ein wenig Gewicht zugelegt, doch der kurze Bart verbarg das aufkommende Doppelkinn sehr gut; er hatte immer noch einen guten Schneider. Das war schon immer so gewesen, selbst auf der Akademie, wo alle die gleiche, von der Navy ausgegebene Uniform hätten tragen sollen. Doch die Regeln hatten für ihn nie gegolten. Pavel Young war der älteste Sohn und Erbe des Earls von North Hollow – eine Tatsache, die zu vergessen er niemandem jemals erlaubte.
    Honor wußte nicht, weswegen er zum BasiliskVorposten versetzt worden war. Wahrscheinlich , dachte sie bitter, einfach weil er ist, wie er ist . Protektion konnte die Karriere eines Offiziers beschleunigen – wie sich an der Tatsache zeigte, daß Young, der nur ein Jahr vor ihr graduiert hatte, schon seit fünf Jahren auf der Liste stand. Stand der Name eines Offiziers erst einmal auf der Kapitänsliste, war sein Aufstieg zum Flaggoffizier garantiert. Wenn er nicht gerade einen so drastischen Fehler beging, daß die Flotte ihn entließ, mußte er nur lange genug leben und das Dienstalter den Rest tun lassen.
    Doch wie schon mancher manticoranische Offizier hatte feststellen müssen, bedeutete der Dienstgrad keine Beschäftigungsgarantie. Ein inkompetenter Offizier fand sich üblicherweise auf Halbsold gesetzt – immer noch auf der Liste der Aktiven, aber ohne Kommando. Halbsold sollte eine Reserve aus erfahrenen Offizieren für zukünftige Eventualitäten schaffen, indem Leute im Dienst gehalten wurden, die man im Moment nicht brauchen konnte; tatsächlich setzte man auf diese Weise ungeschickte Idioten, die zuviel Potential besaßen, als daß man sie einfach aus Ihrer Majestät Navy hätte entlassen können, dorthin, wo sie keinen Schaden anrichten konnten. Anscheinend hatte Young sich – noch – nicht in diese Lage gebracht. Trotzdem war der Umstand, daß er seit fast einem T-Jahr der dienstälteste Offizier im Basilisk-System war, ein deutliches Zeichen dafür, daß jemand in den Reihen der Admiralität mit seinen Leistungen alles andere als zufrieden sein mußte.
    Was ihn ohne Zweifel noch giftiger machte, als er sowieso schon war.
    Young hörte auf vorzugeben, er lese den Ausdruck, legte ihn mit einer pingeligen Geste auf den Schreibtisch und hob den Blick.
    »Commander.« Die Tenorstimme klang sanft und hüllte seine Feindseligkeit ein wie ein Samttuch, das man um eine Dolchklinge schlingt.
    »Captain«, antwortete sie im gleichen gleichmütigen Ton. Sein Mund verzog sich zu einem kurzen Beinahe-Lächeln. Er lud sie nicht ein, Platz zu nehmen.
    »Die Ankunft Ihres Schiffes erleichtert mich. Seit dem Aufbruch der Implacable hatten wir viel zu wenig Personal.«
    Honor begnügte sich mit einem knappen Nicken, und er kippte mit der Sessellehne zurück.
    »Wie Sie wissen, ist Basilisk Station chronisch unterbesetzt«, fuhr er fort. »Ich fürchte, für die Warlock ist eine Überholung lange überfällig. Tatsächlich ist dies« – er deutete auf den Ausdruck – »eine Liste der dringendsten Reparaturen.« Er lächelte. »Deshalb freue ich mich sehr, Sie zu sehen, Commander. Ihre Ankunft versetzt mich in die Lage, die Warlock nach Manticore zurückzusenden, damit sie die Reparaturen erhält, die sie so dringend benötigt.«
    Er musterte ihr Gesicht. Honor biß sich auf die Innenseite der Lippe und kämpfte darum, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Wenn Young sein eigenes Schiff nach Manticore zurückschickte, beabsichtigte er ohne Zweifel, in die Fearless umzuziehen. Allein der Gedanke daran, ihre Brücke mit ihm zu teilen, drehte ihr den Magen um. Trotzdem gelang es ihr irgendwie, in aufmerksamem Schweigen dazustehen und sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen.
    »Unter diesen Umständen«, sprach er nach einer kurzen Pause weiter, »und in Anbetracht der Weitläufigkeit unserer Bedürfnisse erscheint es mir unangebracht Commander Tankersley die Verantwortung für die Überholung der Warlock aufzubürden.« Er reichte ihr einen Datenchip und lächelte, als sie ihn entgegennahm, ohne seine Finger zu berühren.
    »Aus diesem Grunde, Commander Harrington, werde ich die Warlock zurück nach Manticore

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