Auf vier Pfoten zur Millionenbeute
Sie gähnte verstohlen. Es wurde ihr offenbar langweilig.
»Noch Flöhe im Bauch?«, erkundigte er sich.
»Nein. Wann passiert denn endlich was?«
»Es geht doch schon los«, grinste er â und wies mit dem Kinn auf den Kleinwagen, der eben herangerollt war.
Eine junge Frau stieg aus, gehüllt in Kopftuch und Regenmantel. Sie zerrte ihre Handtasche aus dem Fond, schloss das Auto nicht ab und trippelte in die Bank.
Kaum dass sie drin war, holperte ein Pick-up, ein Pritschenwagen, heran. Auf der offenen Ladefläche lagen leere Säcke und Altpapier. Die linke Pritsche war durchgerostet und ein Bremslicht funktionierte nicht.
Das Vehikel hielt neben dem Kleinwagen. Der Fahrer stieg aus, ein stämmiger Bursche, angetan mit Gummistiefeln und einer knallgelben Regenjacke. Die Kapuze verhüllte sein Haupt.
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Er ging in die Bank.
Im Vorraum blieb er stehen, wie das Pärchen durch die gläserne Tür genau sah. Er zog Handschuhe an.
Hoppla, heh!, dachte Tim. Wieso das â bei der Hitze?
*
Erich war ein bisschen nervös, als er zögernd die Schalterhalle betrat. Erst in diesem Moment fiel ihm ein, dass man einer zarten Blondine vielleicht keine Härte zutraute. Würden irgendwelche Macker den Helden spielen?
Er machte ein paar Schritte. Fünf, sechs Kunden waren anwesend. Er sah keinen Helden-Typ.
Man hatte die Geldausgabe elektronisch gesichert. Also musste er, wie erwartet, eine Geisel nehmen.
Er griff zur Handtasche, in der die Pistole war.
Verdammt! Weshalb glotzten alle ihn an? Mit blankem Entsetzen in den Gesichtern. Im selben Moment begriff er, dass die Blicke nicht ihm galten.
»Ãberfall!«, brüllte eine Löwenstimme hinter ihm. Gleichzeitig stieà eine Pistolenmündung gegen seine Blondhaar-Perücke, dicht hinter seinem Ohr. »Niemand rührt sich. Stocksteif will ich euch sehen. Nur der Kassierer macht Dampf. He, Kassierer! Alles raus, was du hast! Und rein in meine Tüte. Sonst schieÃe ich der Kundin ein Ohr ab.«
Das kann nicht, das darf nicht... Nein! Erich erstarrte. Träume ich?, dachte er. Oder ist das Leben so irre?
Merkwürdigerweise lieà seine Nervosität nach. Aber es fehlte nicht viel und er hätte hysterisch gelacht.
»Vorwärts, Blondi!«, herrschte der Bankräuber ihn an. Erich wurde zur Kasse geschubst, wo der Kassierer bereits Geldbündel durch den Schlitz schob.
»Du packst ein!«, wurde Erich angewiesen.
Für einen Moment schwenkte die Pistolenmündung über Bankkunden und Angestellte.
Erichs Puls hämmerte, als er das Geld in die Plastiktüte schob, die ihm der Bankräuber hinwarf.
Schnell einen Blick über die Schulter. Es war ein groÃer Kerl in gelber Regenjacke. Er hatte sich einen Wollstrumpf GröÃe zwölf über den Kopf gezerrt. Nur Sehschlitze. Die gelbe Kapuze war nach hinten gerutscht. Erich sackte Banknoten ein. Schwer hing die Handtasche mit der Pistole an seinem Arm. Stille in der Schalterhalle. Nur eine Oma, die wohl nicht mehr ganz bei sich war, murmelte was von Ungehörigkeit, schlechten Zeiten und rohem Benehmen.
Jetzt war die Tüte gefüllt.
*
»Gaby!« Tim zischte durch die Zähne, obwohl niemand in der Nähe war. »Mir geht ein Licht auf. Wir sind schief gewickelt. Nicht die Apotheke ist gemeint. Gesagt hat der Komplize, er wäre vor der Laxati-Apotheke. Jetzt kapiere ich. Er glaubte, hier wäre alles zugeparkt â wie es freitags um diese Zeit vor der Bank Normalzustand ist. Aber der Regen schafft Platz. Deshalb stellt Gelbjacke seine Karre direkt vor die Tür. Hast du gesehen? Er zog Handschuhe an. Das heiÃt, er will die Bank überfallen.«
»Du hast Recht. O weh! Jetzt habe ich wieder Flöhe im Bauch.«
»Ich sehe mal nach, was da läuft.«
Er spurtete über die StraÃe, öffnete die Glastür, trat in den Vorraum. Zwei Sekunden später traf Gaby ein.
Am liebsten hätte er sie weggeschickt â wegen der Gefahr. Aber die Situation lieà nicht zu, dass sie stritten.
»Vorwärts, Blondi!«, hörten sie eine barsche Stimme aus der Schalterhalle. Dann: »Du packst ein.«
Auch die nächste Tür war aus Glas, aber versetzt angebracht und rechtwinklig zum Eingang. Sie konnten nur einen Teil der Schalterhalle überblicken. Doch in dem Teil spielte sich der Ãberfall ab.
»Er hat die Frau als Geisel genommen«, flüsterte Gaby. »O Gott!
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