Auf vier Pfoten zur Millionenbeute
er.
Die Blonde hielt eine Pistole in der Hand und zielte auf ihn. Die Blonde? Tim hatte die Stimme erkannt. Die helle Stimme des Anrufers: Wilkowskys Komplize.
Der ist also eine Frau, dachte er. Totale Verwirrung. Aber das wird sich noch klären.
Er stand auf. Auch die herkulische Bankräuberin erhob sich. Sie lieà den Mund offen und wirkte erschöpft.
Die Blonde starrte sie an. »Was, Hartmut? Du bist eine Frau?«
Die Frau spuckte aus. Es war nicht verächtlich gemeint. Sie hatte Lehm zwischen den Zähnen.
»Nun mal her mit der Geldtüte!«, befahl die Blonde. »AuÃerdem nehme ich deinen Wagen und...«
In diesem Moment hörten alle den Hubschrauber.
Er schnatterte über den Rand der Kiesgrube und stieà herab wie ein Raubvogel â ein Polizei-Hubschrauber.
Die Blonde war herumgefahren, erschreckt und in Panik. Tims Fuà schnellte vor. Er traf die Pistolenhand. Die Waffe flog auf die Ladefläche.
Damit, dachte er, ist alles gelaufen.
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Aber zu seiner Verwunderung sprang die Blonde ihn an wie eine Hyäne mit Tollwutverdacht. Tim musste sie abwehren. Sie stürzte zu Boden. Kopftuch und Perücke rutschten vom Kopf.
Ich glaube, ich spinne! Tim rieb sich die Augen. Der Räuber ist eine Frau und das blonde Luder ein Mann!
Das Riesenweib neben ihm begann zu lachen â mit dröhnender Stimme.
Sie lachte noch, als der Hubschrauber gelandet war und die Polizisten herbeieilten.
2. Todesmahl vom Meisterkoch
Tim â der früher Tarzan genannt wurde â verzog das Gesicht. KlöÃchen sagte schiefmäulig: »Oooooch!« Karl schob hinter seiner Nickelbrille die Brauen zusammen.
»Benehmt euch nicht so blöd«, fauchte Gaby die Jungs an. »Nicoline ist meine Freundin. Sie kommt mit zum Picknick. Und ich wünsche, dass ihr nett zu ihr seid. Ist das klar?«
Tim sagte: »Sind TKKG ein Vierer-Club â ja oder nein? Eine fünfte Person ist wie das fünfte Rad am Wagen. Dann können wir ja gleich einen Schulausflug machen.«
Gaby stemmte ihre schmalen Fäuste in die Jeans-Taille. »Ich fasse es nicht. Was ist in euch gefahren? Was habt ihr gegen Nicoline?«
»Nichts.« Tim grinste mit sämtlichen Zähnen. »Sie ist ein reizendes Mädchen, etwa halb so toll wie du â und das will was heiÃen. Aber gerade heute beim Picknick am Lerchröder Moorsee wollen wir unsere Pläne für die Sommerferien durchsprechen. Das ist beinahe ein Staatsgeheimnis und geht nur uns was an.«
Karl und KlöÃchen nickten wie mit einem Kopf.
Es war Mittag, nach der sechsten Unterrichtsstunde. TKKG standen am Tor der Internatsschule. Der Hochsommer brütete mit Hitzeglocke und Mückenschwüle über Stadt und Land. Ãberleben konnte man nur im Schatten oder im Wasser.
»Himmel und Nähseide!«, meinte Gaby. »Die Ferien fangen erst nächste Woche an. Besprechen können wir das immer noch. Wenn wir Nicoline mitnehmen, wäre das eine Riesenfreude für sie. Zumal jetzt, da ihre Mutter im Krankenhaus liegt und bei Hehnstedts alles drunter und drüber geht.«
»Was? Frau Hehnstedt ist im Krankenhaus?«, fragte Tim. »Na, das ist was anderes. Dann nehmen wir Nicoline selbstverständlich mit. Was fehlt denn der Mutter?«
»Sie hat sich die Hüfte gebrochen. Jedenfalls muss der Knochen repariert werden. Ist ein Jammer. Denn sie bäckt ausgezeichneten Kuchen. Nicoline hätte mindestens zwei Torten mitgebracht, gebratenes Hähnchen und Käse-Creme. Aber damit ist es jetzt nichts und wir müssen den Picknick-Korb selber füllen.«
»Ich bin von den Socken«, rief KlöÃchen. »Was uns da entgeht! Hätte Frau Hehnstedt die Operation nicht verschieben können? Bis nach dem Picknick?«
Gaby bedachte ihn mit einem strafenden Blick.
Karl rückte an seiner Brille und meinte: »Um nochmal unsere Sympathie richtig zu stellen, Gaby, Nicoline ist ja nicht irgendwer, sondern die einzige Tochter des Polizeipräsidenten. Als Oberbullen-Ableger kommt sie vielleicht seelisch in den Zwiespalt, wenn sie Tims Vorschläge hört â bezüglich demnächst. Sie könnte meinen, dass manches zu gewagt ist â und wird vielleicht zu Hause die Klappe nicht halten.«
»Na ja«, schränkte Tim ein. »Wir wollen keine Bank berauben und kein Segelflugzeug entführen, sondern lediglich auf eigene Faust ein bisschen Verbrecherjagd machen.
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