Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
zu können. Im Schatten verborgen war er ihr gefährlicher als je. Zumal, wenn er mit so tiefer, dunkler Stimme sprach. „Du hast eingewilligt, mich zu heiraten, Isabel. Ich erwarte, dass du dein Versprechen hältst.“
„Und was ist mit Ihrem Versprechen, Lord Nicholas? Sie sagten, ich könne Ihnen vertrauen.“
Schweigen senkte sich über sie; keiner schien gewillt, es zuerst zu brechen. Schließlich gab Nick nach und versuchte es wieder bei Georgiana. „Lady Georgiana, ich habe Ihnen versprochen, Sie vor Ihrem Bruder zu verteidigen, nicht wahr?“
„Das haben Sie.“
„Und ich habe Ihnen mein Wort gegeben – so wenig es auch wert sein mag“, setzte er mit Blick auf Isabel hinzu, „ nicht darauf zu drängen, dass Sie nach Hause zurückkehren.“
„Das stimmt.“
„Dann tun Sie mir bitte den Gefallen.“
Georgiana ließ sich Zeit mit ihrer Entscheidung. „Eine Viertelstunde“, sagte sie schließlich. „Mehr nicht, Mylord.“
Isabel fuhr zu ihr herum. „Verräterin!“
„Fünfzehn Minuten, Isabel. Das können Sie ihm ruhig zugestehen. Ich warte draußen.“
Finster schaute Isabel der jungen Frau nach, als sie hinausging und die Tür hinter sich anlehnte, sodass gerade noch ein schmaler Lichtspalt ins Zimmer fiel. Brüsk stand sie auf und zündete eine Kerze an, wollte sie mit diesem Mann, der sich so jählings vom Freund zum Feind gewandelt hatte, doch nicht auch nur einen Moment im Dunkeln zubringen.
Doch als warmer, goldener Kerzenschein sie anheimelnd umfing, bereute sie es gleich wieder.
Nick hatte sich umgezogen und war nun ganz in Schwarz gekleidet, was ihn nur noch attraktiver machte. Ihr Blick fiel auf sein Krawattentuch, und sie musste daran denken, wie er James gelehrt hatte, einen perfekten Knoten zu binden.
James . Neuerlicher Zorn flammte in ihr auf.
Selbst James hat er für sich eingenommen .
Nur nicht daran denken . Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe Ihnen nichts zu sagen.“
„Das hast du mir bereits sehr deutlich zu verstehen gegeben.“
Ruhig stand er da, völlig gefasst. So hatte sie ihn noch nie erlebt, so ungerührt. Er schien ein ganz anderer als der, den sie während der letzten vier Tage kennengelernt hatte.
Als hätte er ihr nur etwas vorgemacht, sie belogen.
Was ja auch der Fall war.
Sie sah beiseite, damit er nicht merkte, wie sehr sein Verrat sie schmerzte.
Er spürte es dennoch und seufzte. Seine Stimme wurde sanfter, schmeichelnder. „Isabel, lass es mich erklären. Es ist nicht so, wie es scheint.“
„Es scheint, als hättest du von Anfang an nach uns gesucht.“
Er zögerte. „Das stimmt, doch nur bedingt. Ich habe nach Georgiana gesucht.“
„Georgiana ist eine von uns!“
„Sie ist die Schwester des Duke of Leighton. Hast du allen Ernstes geglaubt, sie hier von aller Welt unbemerkt verstecken zu können?“
„Natürlich nicht. Ich …“ Sie stockte. „Ich hatte nur nicht erwartet, dass … dass ausgerechnet du nach ihr suchen kämst!“
„Ich entspreche oft nicht den Erwartungen.“
„Den Eindruck habe ich auch!“, schnaubte sie. „Alles ist meine Schuld. Hätte ich dich nicht gebeten, die Sammlung zu schätzen, wäre all das nicht passiert.“
„Früher oder später hätte ich hierher gefunden.“
„Oder auch nicht.“
„Isabel“, sagte er geduldig. „Ich bin sehr gut in dem, was ich tue.“
„Und was genau tust du, Nick? Vor allem scheinst du gut darin, Frauen ihre Geheimnisse zu entlocken, mit deinem Charme und deinen schönen Worten, deinen Lügen, Verführungskünsten und Heiratsanträgen, und sie dann zu deinem eigenen Vorteil zu verraten.“
„Es war nicht gelogen. Ich habe alles genau so gemeint.“ Sein Flüstern war verführerisch, so zärtlich und sanft, jedes seiner Worte erfüllt von jener Aufrichtigkeit, die sie so vertrauenserweckend gefunden hatte. Gut, dass sie es jetzt besser wusste.
Sie schloss die Augen. Die Unterredung zehrte an ihren Kräften. „Bitte, Nick. Hast du uns nicht schon genügend angetan? Hast du nicht mir schon genügend angetan?“
„Du willst mich nicht verstehen!“
„Was gibt es denn da zu verstehen?“, rief sie aufgebracht. „Wie oft hast du mich gebeten, dir zu vertrauen? Wie oft hast du mir versichert, dass meine Zweifel unbegründet wären? Wie oft hast du mir Schutz und Hilfe versprochen? Für James, für die Mädchen?“
„Aber daran hat sich doch nichts geändert! Mein Angebot steht.“
„Bitte verschwinde. Du hast bekommen, was du
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